einige Überlegungen.
Wir haben es in Johannes 15 und in Römer 11 mit zwei vollkommen unterschiedlichen Bildern zu tun.
Man kann es schon daran erkennen, dass der Herr Jesus der wahre Weinstock in Johannes 15 ist
und Abraham die Wurzel des Ölbaums in Römer 11 ist.
Der Herr Jesus ist in seinem Dienst hier auf der Erde Diener der Beschneidung gewesen (Römer 15,8).
Der Dienst, den der Herr Jesus getan hat, richtet sich in den Evangelien zuerst und mit minimalen Ausnahmen an das irdische Volk Gottes Israel, auch oft mit "Juden" bezeichnet.
Den ursprünglichen Weinstock hatte Gott nach >Ps. 80,9 aus Ägypten gezogen, das waren die Juden. Schon Psalm 80 kündet am Schluss den Menschensohn an.
> Ps. 8 macht in Verbindung mit > Daniel 7 klar, dass der Sohn des Menschen die höchste Autorität überhaupt ist.
Der Herr Jesus spricht genau mit diesem Anspruch zu den Jüngern. Sie sind aus den Juden und einer von Ihnen wird verloren gehen, der Sohn des Verderbens (>Joh. 17,12).
Wir finden bei den Juden, wenn sie denn gerettet werden, immer die Abfolge
- >> Botschaft hören
- metanoia Umkehren (leider in deutschen Bibeln fälschlicherweise mit >> "Busse" ""BRD: Buße tun"" wiedergegeben)
- >> Taufe
- >> Versiegelung mit dem Heiligen Geist
Es gibt nicht eine einzige Ausnahme. Paulus hat sich erst in Damaskus bekehrt, nachdem Ananias ihn deutlich aufgefordert hatte, sich taufen zu lassen.
Ananias fragt ihn: „Und nun, was zögerst du?“ (>> Apg. 22,16)
Bei den insgesamt etwa 12 Männern, die Paulus in Apg. 19 in Ephesus trifft, die den Heiligen Geist nicht haben, ist Paulus sofort klar, dass etwas mit der Taufe nicht stimmt. Ich bin für mich völlig davon überzeugt, dass die, die man in Hebr. 6 nicht zur Umkehrt erneuern kann, weil sie zurück ins Judentum gegangen sind und Christus dadurch quasi selbst noch einmal gekreuzigt haben, dass die Juden die christliche Taufe verweigert haben.
Wenn also der Herr Jesus seine Jünger auffordert, in IHM, in dem wahren Weinstock zu bleiben, dann sehen wir in Apg. 2 zu Pfingsten, dass sich genau die Aussage des Herrn von Joh. 17 erfüllt hat. Wir dürfen heute sicher viele praktische Nutzanwendung aufgrund von Joh. 15 machen, wir dürfen aber ganz sicher nicht auf die Idee kommen, dass jemand, der errettet ist, also zum Leib Christi gehört, verloren gehen könnte.
Die Botschaft, die wir in Römer 11 hören, kommt aus einer deutlich anderen Richtung. In Römer 11 spricht nicht der Diener der Beschneidung, in Römer 11 spricht der Diener der Nationen (Römer 15,16). Natürlich ist er auch Diener Christi Jesu, aber für die Nationen. Es ist dann beeindruckend zu sehen, dass der Diener für die Nationen nicht gesandt ist zu taufen.
„Denn Christus hat mich nicht ausgesandt, zu taufen, sondern das Evangelium zu verkündigen;“ 1. Korinther 1,17 Bevor er diese Aussage macht, sagt er unmittelbar davor, dass er Krispus, Gajus und Stephanas getauft hat, sonst niemanden. Warum dann diese drei, bzw. ihre Häuser?
Bei Krispus und Stephanas können wir belegen, dass sie Juden waren, bei Gajus müssen wir es annehmen.
Bei Gläubigen aus den Nationen finden wir darum einen anderen Ablauf, den wir erstmalig und ganz deutlich in Apg. 10 bei Kornelius und denen, die bei ihm versammelt sind, wahrnehmen. Gläubige aus den Nationen.
- Hören die Botschaft
- Glauben und metanoia umkehren
- Empfangen den Heiligen Geist
- Werden getauft
Dies müssen wir berücksichtigen, wenn wir uns mit Römer 11 beschäftigen.
Wir finden in der Bibel natürliche Zweige, die aus der Wurzel ausgebrochen werden.
In 1. Mose 21 geschieht dies mit Ismael und in 1. Mose 25, mit den 6 Söhnen der Ketura, die ja auch natürliche Söhne Abrahams waren.
Römer 11 spricht weiter davon,
dass natürliche, zuvor herausgebrochene Zweige wieder eingepflanzt werden können.
Auch dafür ist Ismael ein Beispiel.
Schon in 1. Mose 21 wird zweimal davon gesprochen, dass Gott auf die Stimme des Knaben hört.
Im Gegensatz zu den Söhnen der Ketura wird Ismael immer wieder in der Schrift Sohn Abrahams genannt.
In Bezug auf die wilden Zweige haben wir in Römer 11 nicht die Aussage, dass Kinder Gottes,
solche, die Abraham zum Vater haben (Römer 4,16), wieder verloren gehen könnten.
Wir finden dort aber durchaus solche, die zwar ein Bekenntnis haben, die aber hochmütig sind, die sich über die Zweige erheben und dadurch beweisen, dass sie den Heiligen Geist nicht haben.
So mancher „Theologe“ hat sich schon in antisemitische „Bündnistheologien“ verstiegen.
Römer 11 redet so deutlich gegen diese Ideologien, deutlicher geht es wohl gar nicht.
Römer 11 spricht aber überhaupt nicht davon, dass ein Kind Gottes verloren gehen könnte.
Kommentar