Ps 11 Die Psalmen (Allen P. Ross)
Der historische Hintergrund dieses Psalms ist unbekannt. Offensichtlich befand sich David in einer verzweifelten Not und war in Lebensgefahr. Die Versuchung, vor der Gefahr davonzulaufen, stellte sein Vertrauen auf Gott auf die Probe. Die Botschaft des Psalms ist folgende: Der Psalmist, der sich der Versuchung gegenüber sah, zu einer Zeit zu fliehen, in der die Autorität des Gesetzes nicht mehr vorhanden war, hielt an seinem Glauben an den Herrn fest, daß Gott schließlich die Gottlosen, die er haßt, vernichten und die Gerechten, die er liebt, erretten würde.
Psalm 11 zeigt uns, was der gerechte Überrest zu tun hat, wenn die Macht des Bösen im Lande Immanuels so vorherrschend ist. Wie schon bemerkt, finden wir in den Psalmen 11 – 15 die Gedanken und Gefühle des Überrestes in jener Zeit, d. i. als Folge des Zustandes der Dinge, wie er in Psalm 9 und 10 besprochen wird. Psalm 11 zeigt uns, wie der Gerechte den Gedanken zurückweist, als müsse er gegenüber der gottlosen Bosheit, derer, die Gott nicht fürchten, hilflos verzagen. Er vertraut auf Jehova. Doch die Gesetzlosen suchen mit aller Kraft die von Herzen Aufrichtigen zu verderben. Und wenn alle menschliche Hilfe, alles, worauf eine Hoffnung für die Erde sich gründen könnte, versagt, was tut dann der Gerechte? Jehova steht so fest wie immer. Er ist in Seinem heiligen Palast, hat Seinen Platz auf der Erde, einen Platz, den der Glaube anerkennt, mag er auch noch so sehr verwüstet sein, und Sein Thron ist in den Himmeln: dorthin kann kein Übel nahen, und Sein Thron herrscht über alles.
Doch noch mehr als das: wenn Gott auch in sicherer Ruhe wohnt, weil Er der Allmächtige und im Himmel über allem Übel weit erhaben ist, so blickt Er doch auf die Erde. Er regiert sie, denn darum handelt es sich hier wie überhaupt im ganzen Alten Testament, nicht um das himmlische Teil der Versammlung. „Seine Augen schauen, Seine Augenlider prüfen die Menschenkinder.“ Das ist eine überaus ernste und tröstliche Wahrheit für die, welche in Trübsal sind. Doch die Regierungswege Gottes werden uns noch weiter offenbart: „Jehova prüft den Gerechten.“ Das lehrt uns die Geschichte Hiobs, die ein Bild von dem ist, was Israel begegnet. Der gegenwärtige Zustand der Dinge ist keineswegs eine Offenbarung der Regierung Gottes. Wohl weiß der Glaube, dass Gott alles in Seiner Hand hält und dass alle Dinge denen, die Ihn lieben, zum Guten mitwirken; aber die unmittelbare Regierung Gottes, so dass der gegenwärtige Zustand der Dinge das Ergebnis des Urteils Gottes über das Gute und Böse hienieden darstellte, wird jetzt nicht ausgeübt. Wenn es der Fall wäre, so könnte das Böse nicht geduldet werden; der Gerechte würde blühen, und alles, was er tut, würde gelingen. Aber dem ist nicht so. Die Versammlung hat inzwischen ihr Teil außerhalb der Welt, hat ihren Platz droben, dort wohin Christus gegangen ist, um ihr eine Stätte zu bereiten. Sie leidet mit Ihm und wird mit Ihm herrschen. Was aber alle Seine Heiligen betrifft, so prüft Er sie; auf die Gesetzlosen, die Er hasst, wird Er Gericht, Schlingen, Feuer und Schwefel regnen lassen, denn der gerechte Gott liebt die Gerechtigkeit, Sein Angesicht schaut den Aufrichtigen an. Hier findet daher der Überrest, wenn er sich in der Drangsal befindet, die wahre Grundlage für seinen Glauben. Gott schaut den Gerechten an, Gott prüft ihn, und Er wird zu Seiner Zeit das Gericht ausüben. „Gerecht ist Jehova, Gerechtigkeiten liebt Er.“
Das ist die allgemeine Grundlage für das Vertrauen und den Wandel der Frommen; doch sind sie nicht unempfindlich für das Böse, aber sie können es dem Herrn vorstellen, und das ist der Gegenstand von Psalm 12.
PSALM 11 https://www.bibelkommentare.de/komme...men/psalm-9-15
In dem im vorherigen Psalm beschriebenen Aufstieg des Antichristen sieht der Überrest die „Grundpfeiler“ der Moral und Gottseligkeit umgerissen. Er sucht Zuflucht bei dem Herrn (Ps 11,1). Seine ungläubigen Brüder („die Gottlosen“ in der Mehrzahl), welche dem Antichristen im Bösen folgen, beteiligen sich gerne an der Verfolgung. Vergleiche Daniel 11,39. Der Überrest schaut auf zum Himmel, seiner einzigen Hoffnung. Im Glauben erinnert er sich daran, dass der Herr alles von oben sieht und alles jenes als eine Erprobung für ihn bestellt hat (Ps 11,3–5a). In der Gewissheit, dass die Gottlosen in ihrer Gewalt nicht fortfahren können, spricht er von dem Gericht, dass der Herr an ihnen ausüben wird (Ps 11,5b-7).