Angesichts der gewaltigen Ausmaße, die das Böse annimmt, stellt der Überrest die folgende Frage: „Wer wird durch die Verfolgungen unter der Herrschaft des Antichristen bewahrt werden, um die Segnungen des Reiches zu genießen, die aus dem heiligen Berg Zion hervorfließen werden?“ (vgl. Ps 15,1). Dieser Psalm beantwortet diese Frage, indem er die moralischen Eigenschaften der Gottesfürchtigen vorstellt (Ps 15,2–5). Am Ende wird der Herr solche haben, die in das Reich eingehen werden, um vor Ihm zu stehen und seine Gegenwart zu genießen. In dieser Serie von Psalmen werden zwei Geschlechter erwähnt: Das Geschlecht der Gottlosen (Ps 12,8) und das Geschlecht der Gerechten (Ps 14,5). Wenn der Herr zur Rettung des Überrestes einschreiten wird, werden die Gottlosen gerichtet werden. Dann wird das Geschlecht der Gerechten das Reich ererben.
Fußnoten
- 1Dieser ist der erste der akrostichonen Psalmen. Es gibt insgesamt neun: Psalm 9, Psalm 10, Psalm 25, Psalm 34, Psalm 37, Psalm 111, Psalm 112, Psalm 119 und Psalm 145. Es handelt sich dabei um Psalmen, deren Versanfänge den 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets entsprechen. Jeder Vers bzw. jeder Abschnitt beginnt mit einem anderen Buchstaben.
- 2Wird der Ausdruck „der Gottlose“ in der Einzahl gebraucht, bezieht er sich auf den Antichristen, den falschen Messias der abtrünnigen Juden. Wird „Gottlose“ in der Mehrzahl (z. B. in Ps 11) verwandt, bezieht es sich auf die abtrünnigen Juden selbst, die dem Antichristen folgen und durch ihn geprägt sind.
- 3Der jüdische Überrest, der dem Evangelium des Reiches während der siebenjährigen Drangsalszeit glauben wird, besteht aus zwei Teilen. Es gibt auf der einen Seite den bewahrten Teil (Off 7,1-8; 14,1-5), der aus der Drangsal kommend auf der Erde in das 1000-jährige Reich eingehen wird und es gibt anderseits einen Teil bestehend aus Märtyrern (Off 6,9-11; 15,2-4; Jes 57,1.2; Dan 7,21; Mich 7,2), welche während dieses Zeitabschnitts sterben, aber später auferweckt werden, um mit Christus im 1000-jährigen Reich über die Erde zu regieren (Off 20,4). Der Teil der Märtyrer beinhaltet sowohl diejenigen, die während der ersten 3,5 Jahre unter der Regierung der Frau (die falsche Kirche; Off 6,9-11) sterben als auch diejenigen, die während der letzten 3,5 Jahre unter der Verfolgung des Tieres und des Antichristen sterben (Off 15,2-4).
- 4Vergleiche mit 1. Mo 6,5; 11,5; 18,16; 2. Mo 14,24. Jedes Mal, als der HERR im Gericht handelte, sah Er zuvor herunter, um die Szene zu beurteilen.
PSALM 15 https://www.bibelkommentare.de/komme...is/psalm-11-15
Dann entsteht die Frage: Wer wird teilhaben an den Segnungen dieses heiligen Berges, wenn der Herr den Sitz Seiner gerechten Macht in Zion aufgeschlagen haben wird? Psalm 15 gibt Antwort auf die Frage: „Der in Lauterkeit wandelt und Gerechtigkeit wirkt und Wahrheit redet von Herzen.“ Sehr bemerkenswert ist folgendes: obwohl die Gerechten (wenn alles um sie her finster ist, wenn die Gottlosigkeit gänzlich die Oberhand hat und die Grundlagen aller irdischen Hoffnung, selbst in den Dingen, die Gott betreffen auf Erden, zerstört sind, wenn die Bosheit den Platz der Gerechtigkeit eingenommen hat) nach oben schauen und im Himmel den unerschütterlichen Thron Gottes erblicken und dadurch alles im Himmel und auf der Erde in Verbindung gebracht sehen, bleibt doch der eigentliche Punkt, den sie im Auge haben, Jehova in Seinem heiligen Tempel und die aus Zion kommende Rettung. Und so wird es in Wirklichkeit sein (siehe Jes 66, 6). Der unerschütterliche Thron im Himmel wird den so lange verödeten Thron auf der Erde in Macht aufrichten. Jehova wird in Seinem Tempel sein, aber Er wird in der Person Christi in Zion regieren. Diese Rettung trägt einen jüdischen Charakter und entspricht den rechtmäßigen Hoffnungen der Juden.
Wir müssen hier eine wichtige, allgemeine Bemerkung machen, dass nämlich der Überrest hier das volle Bewusstsein seiner Beziehungen zu Jehova genießt. Wie schwer auch die Prüfung, was auch der Zustand des Überrestes, wie groß die Bosheit des Volkes oder der Druck der Nationen im Lande sein mögen, der Glaube des Überrestes schaut auf seine Beziehungen zu Jehova. Deshalb wird Jehova auch betrachtet als in Seinem heiligen Palast wohnend, obwohl für den Augenblick noch keine Offenbarung Seiner Macht zu sehen ist. Ebenso wird der Überrest hier nicht als gänzlich vertrieben betrachtet, noch die Macht des Antichrists als völlig offenbart, denn wenn der Antichrist seine Macht aufrichten wird, so wird offener Abfall da sein, und die Gläubigen werden vertrieben werden. Wir sehen hier vielmehr den Gesetzlosen und die Nationen im Lande, und Psalm 11 belehrt uns deutlich, dass der „Gesetzlose“ hier einen Charakter und nicht eine Person bezeichnet; das Wort steht dort überall in der Mehrzahl, außer in Vers 5, wo der Gesetzlose im Gegensatz zu dem Gerechten dargestellt wird.
Diese Psalmen übergehen die Vertreibung des Überrestes aus Jerusalem und führen uns in Hoffnung auf einen anderen Schauplatz, indem sie uns die durch Jehova bewirkte Rettung zeigen, wenn Er wirklich nach Jerusalem zurückgekehrt ist; jedoch nicht die Vernichtung des Antichrists durch den vom Himmel kommenden Herrn, sondern die Vertreibung der heidnischen Unterdrücker durch Jehova, der Seinen Sitz in Zion hat. Deshalb wird hier ganz Israel genannt (Ps 14, 7), und die Rettung kommt aus Zion. Darum haben auch diese Psalmen, soweit sie sich auf Christum beziehen, die Zeit im Auge, während der Er auf der Erde wandelte, vor Seiner schließlichen Verwerfung. Im allgemeinen beziehen sie sich nicht unmittelbar auf Ihn, mit Ausnahme von Psalm 2 und Psalm 8, sondern auf den Überrest; doch hat Christus Sich in Seinem öffentlichen Wandel auf der Erde, von Seiner Taufe durch Johannes an, in Gnade mit dem Überrest vereinigt, wie Er auch am Ende Seines Weges in Gnade die Leiden geschmeckt hat, die der Überrest am Ende Seiner Geschichte erdulden wird.
Alle diese Psalmen zeigen uns den Zustand des Überrestes, während dieser noch seinen Platz in der Mitte der Völker hat, die noch nicht durch öffentlichen Abfall mit Jehova gebrochen haben, deren Bosheit sich aber in der Tat zeigt und bis zum Höhepunkt fortschreitet; und sie leiten durch Glauben in die Zeit über, wo Jehova von Seinem Sitz in Zion aus Sein Volk befreien wird, indem Er alle Nationen aus Seinem Lande vertreibt und ganz Israel aus der Gefangenschaft zurückführt. Die ganze Szene der letzten Tage liegt vor uns, mit Ausnahme der letzten halben Woche der antichristlichen Herrschaft. Jehova ist in Seiner Wohnung noch öffentlich anerkannt. So war es genau in den Tagen des Herrn. In Psalm 14, 5 wird von Elohim gesprochen, weil es sich da nicht um die Beziehung zwischen Ihm und Seinem Volke handelt, sondern um Gott Selbst in Seiner Natur und Seinem Charakter. Nicht der Mensch, noch irgend etwas vom Menschen, noch selbst die Macht Satans erscheint da, sondern „Gott ist unter dem gerechten Geschlecht“.
Ps 15
Dieser Psalm macht deutlich, wer es wert ist, ein "Gast" des Herrn zu sein. Der Psalmist schildert das tadellose Verhalten desjenigen, der zur Verehrung im Heiligtum des Herrn geschickt ist.
A. Die Frage: Wer darf bleiben?
( 15,1 )
Ps 15,1
David dachte nach: Wer darf im Heiligtum des Herrn (der Stiftshütte) wohnen, die sich auf dem heiligen Berg, also Zion, der Stadt Davids, befindet (vgl. 2Sam 6,10-12.17 und den Kommentar zu Ps 2,6 )? Die Frage lautet: Wer war berechtigt, ein "Gast" des Herrn zu sein und an dem Ort zu leben, an dem er gegenwärtig war? Es war eine geistliche Frage: Wer darf sich Gott nähern und an dem Ort seiner Wohnung anbeten?
B. Die Antwort: Der Gerechte darf bleiben
( 15,2-5 )
Ps 15,2- (Ps 15,2a-b)
Die in Vers 1 gestellte Frage wird in Vers 2 zunächst zusammenfassend beantwortet (V. 2 a - b) und dann mit einer siebenfachen Beschreibung (V. 2 c. 3-5 ) und einem zusätzlichen achten Hinweis näher ausgeführt. Derjenige, der angenommen wird, ist der, dessen Wandel (a) untadelig und dessen Handeln (b) gerecht ist. Die Metapher des "Wandels" wird in der ganzen Bibel für die Lebensweise und das Verhalten eines Menschen benutzt (vgl. Ps 1,1 ). Untadelig ( tAmIm ) bedeutet vollkommen, ernsthaft oder perfekt. Ein untadeliger Mensch lebt im Gehorsam gegen Gott und hält an einem Leben in Ehrbarkeit fest.
Sein Handeln stimmt mit den Maßstäben Gottes überein, d. h., es ist gerecht. David stellte deshalb heraus, daß, wenn sich jemand in die Gegenwart des Herrn in Zion begab, er ein gehorsamer und gerechter Diener sein mußte. Der Gottlose und der Heuchler wohnen nicht im Heiligtum.
Ps 15,2-5 (Ps 15,2c-5a)
Nach der allgemeinen Darlegung der ersten beiden Zeilen in Vers 2 erläuterte David im einzelnen das Wesen eines solch tadellosen Menschen.
(1) Das erste Merkmal des Gerechten ist es, daß er von Herzen die Wahrheit spricht. Er ist nicht wie die wankelmütigen Heuchler (vgl. Ps 12,3 ). (2) Ein Gerechter verleumdet nicht böswillig. (3) Er schadet auch nicht seinem Nächsten oder schmäht ihn. Ein Nächster (oder Freund) kann jedermann sein, mit dem er in Kontakt kommt. Die Bemerkungen eines untadeligen Menschen schaden seinem Nächsten nicht und richten ihn nicht zugrunde.
(5) Ein Gerechter verachtet den Verworfenen und ehrt den Gläubigen, der den Herrn fürchtet. Ein "Verworfener" (von mA?as , also nicht dasselbe Wort wie in Ps 14,1 ) ist ein Schurke, ein nichtiger Mensch. Wer jedoch den Herrn fürchtet, lebt ein Leben des Glaubens und des Gehorsams.
(6) Der Gerechte hält seinen Eid, auch wenn es ihm schadet. Sogar wenn er unbedacht einen Eid abgelegt hat ( 3Mo 5,4 ), hält er gewissenhaft sein Wort.
(7) Der Gerechte verleiht sein Geld nicht auf Zinsen. Er übervorteilt den nicht, der borgen muß. Aus einem israelitischen Bruder Gewinn zu ziehen, war als unbrüderlich verboten ( 2Mo 22,25; 3Mo 25,36 ).
(8) Der Gerechte nimmt keine Bestechungsgeschenke gegen den Unschuldigen an. Das Gesetz verbot das selbstverständlich ( 5Mo 27,25 ). Statt dessen leistet der Gerechte der Sache des Unschuldigen und des Bedürftigen Vorschub.
Ps 15,5 b
David schloß damit, daß derjenige, der diese Lebensweise befolgt, niemals wanken wird (vgl. Ps 16,8; 21,8; 30,7; 62,3.7; 112,6 ). Er wird nicht nur die Gemeinschaft mit dem Herrn in seiner Gegenwart genießen, sondern auch die göttliche Segnung und Geborgenheit erfahren.
Die Tatsache, daß hier auf zehn verschiedene Arten der beschrieben wird, der bei dem Herrn wohnen darf (ehrlich, gerecht, aufrichtig, nicht verleumderisch, er tut nicht das Verkehrte, ohne Tadel, er unterscheidet zwischen Gut und Böse, hält seinen Eid, zieht aus seinem Nächsten keinen Vorteil, nimmt keine Bestechungsgeschenke an), legt einen Vergleich mit den zehn Geboten nahe (obwohl die beiden Aufzählungen nicht in allen Teilen übereinstimmen). Gehorsam gegenüber Gottes geoffenbartem Willen ist unbedingt erforderlich, um in das Heiligtum des Herrn gelangen zu können.