Dieser Psalm ist eine Beschreibung der moralischen Absonderung des gottesfürchtigen Überrestes. Durch den Wunsch, wahrhaftig vor Gott zu leben und in Gehorsam gegenüber seinem Wort zu handeln (Ps 26,1–3), bemerkt der Überrest, dass er zur Bewahrung eines reinen Gewissens nicht weiterhin Gemeinschaft mit der Gesetzlosigkeit seiner abtrünnigen Brüder haben kann. Daher versucht er moralisch getrennt von den gottlosen Juden zu wandeln (Ps 26,4.5). Doch trotz seiner Absonderung vom Lebenswandel der jüdischen Masse, geht der gottesfürchtige Überrest nach wie vor mit der jüdischen Menge in das Haus Gottes, um Anbetung darzubringen und sich dort seiner Vorrechte zu erfreuen (Ps 26,6–12).
PSALM 26 https://www.bibelkommentare.de/komme...is/psalm-25-26
In Psalm 26 wird Jehova aufgrund der Lauterkeit und des Vertrauens auf Ihn angerufen. Da der Gottesfürchtige auf Ihn vertraut hat, wird er gewiss nicht wanken. Er fordert Jehova auf, das innerste seines Herzens zu prüfen, wie Petrus es auch tat, obwohl er gefallen war. Auch hier ist die Güte Jehovas der erste Beweggrund. Sodann wird die Absonderung der Treuen von der ungläubigen Masse des Volkes deutlich hervorgehoben und als Beweggrund betrachtet, dass ihre Seele nicht mit den Sündern weggerafft werde. Doch obwohl der Gläubige sich auf seine Lauterkeit beruft, sucht er Erlösung und Gnade. Er weiß, dass das Ende Segnung sein wird; sein Fuß steht auf ebenem Boden; er wird Jehova preisen in den Versammlungen. Dieser Psalm zeigt uns also vornehmlich die gänzliche Absonderung der Gottesfürchtigen von der Nation als solcher, und zugleich wie jene die Versammlung Gottes werden.
So finden wir denn in diesen beiden Psalmen (Ps 25 u. Ps 26) das Bekennen der Sünden und die Lauterkeit, auf die der Gläubige sich beruft, beides Zeugnisse von der Erneuerung des Herzens. Obwohl die Möglichkeit der Regierung Gottes in Vergebung und Gnade auf die Versöhnung gegründet ist, die in Psalm 22 vorgestellt und, lange nachdem diese Psalmen geschrieben wurden, in Jesaja 53 von Israel völlig anerkannt worden ist, so ist doch der bekannte Charakter und die bekannte Regierung Jehovas in Israel der Gesichtspunkt, unter dem in diesen beiden Psalmen alles von dem Überrest betrachtet wird, und die Gefühle eines erneuerten Herzens werden in bezug auf diese Regierung und die Wege Jehovas ausgedrückt. Sein Name ist der Schlüssel zu ihren Gedanken und erweckt ihre besten und wahrsten Zuneigungen. Es ist der Glaube eines frommen lsraeliten in den letzten Tagen, den wir hier finden. Diese ganze Abteilung der Psalmen zeigt uns den inneren Zustand des Überrestes, und namentlich ihren Zustand Jehova gegenüber; von ihren Umständen wird verhältnismäßig wenig gesprochen, obwohl die Feinde von außen und die Übertreter, die sie umringen, ihnen notwendigerweise Anlass geben, ihr Verlangen nach Befreiung und Errettung auszudrücken. Das Herz des Gläubigen besitzt den Schlüssel zu der ganzen Geschichte Israels und zu den Handlungen Gottes mit Seinem Volke, weil er auf die Gnade baut und die Sünde bekennt. Das ist hier, wie immer, die Quelle des Verständnisses. Die Wege Gottes waren und sind stets vollkommen. Er wird gebeten, Seiner Erbarmungen zu gedenken und nicht der früheren Sünden Seines Volkes; die Feinde Seines Volkes werden Ihm vorgestellt. Die Hoffnung auf Vergebung ist auf den Namen Jehovas gegründet; sie ist, wie wir gesehen haben, mit Seiner Regierung verknüpft, da die Treuen Christum noch nicht angeschaut und die Versöhnung noch nicht verstanden haben. Der Gläubige begehrt auf dem Wege geleitet zu werden und rechnet auf die Treue Jehovas. Ihm stellt er seine Sünden, seine Bedrängnisse und seine Feinde mit aufrichtigem Herzen vor. Bundesgnaden kann er betrachten und erwarten, weil Jehova in Wahrheit dem nahe ist, der seine Sünden aufrichtig bekennt.
Ps 26
Ps 26 ist Davids deutliche Versicherung seiner Rechtschaffenheit und ein Gebet, daß Gott das doch anerkennen möge. Im Leben Davids bietet sich kein Zeitabschnitt an, der zur Abfassung dieses Psalmes Anlaß gegeben hätte. Der Psalm weist in mancherlei Hinsicht Ähnlichkeiten mit Ps 25 auf. Ps 26 enthält jedoch kein Gebet um Vergebung. Der Psalmist legte hier dar, daß er sich von den Sündern abgesondert hatte, und identifizierte sich mit der Verehrung des Herrn. Aufgrund dessen betete er voller Vertrauen, daß der Herr ihn vor dem Schicksal der Sünder bewahren würde.
A. Behauptung der Rechtschaffenheit Davids
( 26,1-3 )
Ps 26,1-3
David bat zu Beginn um zwei Dinge: der Herr (a) sollte ihm Recht schaffen (V. 1 ) und (b) ihn prüfen (V. 2 ; vgl. Ps 139,23 ). Der Herr konnte erkennen, daß David an seinem Glauben ( Ps 26,1 a) und an seinem Gehorsam gegen den Herrn und seine Wahrheit (V. 3 ) festgehalten hatte.
B. Beweis der Rechtschaffenheit
( 26,4-8 )
Ps 26,4-5
David bewies seine Rechtschaffenheit durch seine Absonderung von den Sündern (V. 4-5 ) und durch die Gleichsetzung seiner Person mit denjenigen, die den Herrn verehrten (V. 6-8 ). Er identifizierte sich in keiner Weise mit den Bösen und den Falschen. Er saß nicht bei ihnen (V. 4 a. 5 b) oder fragte sie um Rat ( Ps 1,1 ). In der Tat haßte er ihre Versammlungen.
Ps 26,6-8
Für diese Verse bildet das Heiligtum den Hintergrund (vgl. Altar, V. 6 , und Haus, V. 8 ). Davids Gottesverehrung geschah in Rechtschaffenheit (er hatte seine Hände in Unschuld gewaschen; vgl. Ps 24,4 ) und Aufrichtigkeit (er lobte den Herrn und erzählte seine Taten). Im Gegensatz zu seiner Reaktion auf die Versammlungen der Gottlosen ( Ps 26,5 ) hatte David das Heiligtum lieb, in dem die Herrlichkeit des HERRN wohnte.
C. Gebet um Belohnung für Rechtschaffenheit
( 26,9-12 )
Ps 26,9-12
David bat den Herrn, ihn vor dem Schicksal zu bewahren, das gewöhnlich den Sündern widerfährt, mit denen er sich nicht gemein gemacht hatte (vgl. V. 4-5 ). David bezog sich möglicherweise auf einen vorzeitigen Tod ( Seele bezieht sich im Hebr. auf das Leben eines Menschen.)
Wenn das rasche Gericht den Bösen hinwegnahm, sollte der, der sich von den Sündern abgesondert hatte, nicht davon betroffen werden.
In Erwartung der Errettung durch den Herrn vor solch einem Schicksal, sagte David, daß er den Herrn in der Versammlung preisen wolle (vgl. V. 7-8 ). Viele Male haben die Schreiber in den Psalmen darum gebetet, aus der Not erlöst zu werden ( pADCh , "loskaufen, erlösen", wird in Ps 31,6; 44,27; 49,8; 55,19; 69,19; 78,42; 119,134 gebraucht). Dieses hebräische Wort wurde häufig in bezug auf die Erlösung Israels aus Ägypten gebraucht (vgl. 5Mo 7,8; 9,26; 13,5; 15,15; 24,18; 2Sam 7,23; Mi 6,4 ).