Mit diesem Psalm beginnt eine neue Serie. Erneut wird der gottesfürchtige Überrest in der Zeit tiefster Bedrängnis gesehen. Er leidet unter der Verfolgung durch die gottlosen Juden im Land. Der Psalm beginnt mit einem Ruf der Juden des Überrestes zum Herrn, aktiv gegen ihre Widersacher einzuschreiten. Sie erbitten seinen göttlichen Schutz („Tartsche und Schild“; V. 1–3) und flehen um das Verderben ihrer gottlosen Verfolger (Ps 35,4–10). Sie breiten ihre Notlage vor dem Herrn aus. Falsche Zeugen sind aufgestanden und beschuldigen sie solcher Dinge, die sie nicht getan haben (Ps 35,11–16). Die Juden des Überrestes, „die Stillen im Land“ (Ps 35,20), schauen auf zu dem Herrn und fragen, „wie lange“ Er sie noch in derart prüfenden Umständen ausharren lässt, wo sie doch versuchen, inmitten der gottlosen Juden im Land für Ihn zu leben (Ps 35,17–22). Sie fordern den Herrn erneut auf, sie vor ihren Verfolgern zu befreien, sodass ihr Mund geöffnet werden möge, um den Herrn dann für seine Befreiung zu preisen (Ps 35,23–28)
PSALM 35
Psalm 35 enthält die dringende Bitte, dass das Gericht Jehovas über die unbarmherzigen und hinterlistigen Verfolger kommen möge, die nach der Seele des Gerechten trachten. Schmähung, List, Gewalt, alles wird gegen ihn angewandt. Seine Feinde behaupten, ihn erforscht zu haben. Er verlangt nach Rettung, damit Jehova möge gepriesen werden in der großen Versammlung, das heißt in der vollen Versammlung des wiederhergestellten Israel. Die Verse 13 und 14 zeigen uns die Gnade, in der der Fromme (Christus Selbst) mit jenen Feinden gehandelt hat. Obwohl der Psalm im allgemeinen auf jeden Gottesfürchtigen anwendbar ist, haben wir doch besonders Christum im Geiste hier vor uns.
Ps 35
Dieser Psalm faßt drei Klagen über den Widerstand der Feinde Davids zusammen. Jede Klage enthält den vereinigten Ruf nach Errettung von den Feinden, die David grundlos hassen.
A. Gebet um Errettung vor den Zerstörern
( 35,1-10 )
Der Psalmist bat den Herrn, ihn vor seinen Feinden zu erretten, die ihn töten wollten und ihn um keiner Ursache willen haßten.
Ps 35,1-6
Davids Gebet begann mit der Bitte an den Herrn, als sein Fürsprecher aufzutreten (V. 1-3 ) und seine Feinde vernichtend zu schlagen (V. 4-6 ). Wie wertlose Spreu (V. 5 ), die beim Dreschen vom Wind fortgeblasen wird, so sollten Davids Feinde hinweggetan werden. Sein Gebet, daß der Engel des Herrn sie wegstoßen möge, war ein Gebet um vergeltende Gerechtigkeit, daß der Herr ihnen das zufügen sollte, was sie für David ersonnen hatten.
Ps 35,7-10
Sie wollten David ohne Ursache ans Leben gehen, so wie ein Jäger sein Netz legt und eine Grube gräbt, um ein unvorsichtiges Tier zu fangen. David betete, daß die Fallen der Feinde sie selbst unversehens einfangen (vgl. Ps 7,16; 9,16; 57,7 ) und ihren eigenen Untergang herbeiführen mögen (vgl. Ps 35,4; 38,13; 40,15; 70,3 ). Dann, so sagte David, würde er den Herrn von ganzem Herzen ( mein ganzes Sein ) mit Frohlocken preisen, da der Herr die gerettet hatte ( den Armen und Elenden ), die von der Gnade des Mächtigen abhängig sind.
B. Klage über den ungerechtfertigten Haß
( 35,11-18 )
Indem David seine Klage noch einmal unterstrich, bat er den Herrn um Hilfe gegenüber denjenigen, die ihn ungerechtfertigterweise haßten.
Ps 35,11-18
Hier beschrieb David seinen beklagenswerten Zustand. In der Hauptsache war ihm Böses für Gutes vergolten worden (V. 11-12 ). Er hatte für seine Feinde gefastet und gebetet, als sie krank waren, und dabei Sacktuch getragen (vgl. Ps 30,12 und den Kommentar zu 1Mo 37,34 ), und, als seine Gebete nicht beantwortet wurden, um sie getrauert und geweint ( Ps 35,13-14 ). Aber als er in einer schwierigen Situation war, spotteten sie fröhlich (V. 15-16 ). Wegen dieser Ungerechtigkeit betete er um Hilfe vom Herrn, der bis dahin nicht geantwortet hatte (V. 17 ). (Zu wie lange noch? vgl. den Kommentar zu Ps 6,4 und zur Bezeichnung seiner Feinde als Löwen vgl. den Kommentar zu Ps 7,3 .) Aber wenn der Herr antwortete, dann wollte David ihn in der Versammlung preisen ( Ps 35,18 ).
C. Bitte um Gerechtigkeit
( 35,19-28 )
Hier bittet David den Herrn um Errettung von den Bösen, indem er Gerechtigkeit gegen jene fordert, die durch ihre Anklagen gegen friedliche Menschen Unruhe aufbringen. Hier ist noch einmal das Thema der ungerechten Behandlung des Gerechten durch den Gottlosen die beklagenswerte Ursache für Davids Bitte.
Ps 35,19-21
David betete, daß der Herr die Bösen keinen Triumph feiern lassen möge, denn ihre boshaften Worte hatten Hader verursacht. Noch einmal hob er hervor, daß sie ohne Grund seine Feinde waren (vgl. V. 7 ). Sie blinzelten sich gegenseitig zu (vgl. Spr 6,13;10,10;16,30 ) und offenbarten so ihre boshaften Absichten. Sie ersannen falsche Anschuldigungen gegen jene, die ruhig leben wollten, und sie behaupteten in verleumderischer Weise, daß sie gesehen hätten, daß David das Falsche getan hatte.
Ps 35,22-26
Obwohl Davids Feinde fälschlicherweise behaupteten, daß sie ihn bei der Sünde gesehen hätten und sich darüber verlauten ließen, wußte David doch, daß der Herr sie bei ihren falschen Handlungen gesehen hatte. Deshalb bat er Gott, sein Schweigen aufzugeben (d. h. nicht tatenlos zuzusehen) und sich zur Verteidigung des Psalmisten zu erheben. Durch Davids Rechtfertigung würde der Herr die Schadenfreude der Widersacher zuschanden und diese selbst beschämt werden lassen (vgl. V. 19 ).
Ps 35,27-28
Davids abschließendes Gebet ging dahin, daß die Menschen, die seine Rechtfertigung wollten, sich freuen und den Herrn dafür preisen konnten. Weil seine Feinde ihn ohne Ursache haßten (vgl. V. 7.19 ), war er davon überzeugt, daß der Herr ihn rechtfertigen würde, so daß er ihn erheben und beständig preisen konnte ( den ganzen Tag lang ).