In diesem höchst interessanten Psalm handelt es sich hauptsächlich darum, dem Überrest, und zugleich jedem Gläubigem, tief einzuprägen, dass er auf Jehova harren und sich nicht durch das ihn umringende Böse in Verwirrung bringen lassen möge. Die Übeltäter werden wie das Gras schnell vergehen. Die Gerechten sollen sich nicht über sie erzürnen, sondern auf Jehova vertrauen und Gutes tun, sie sollen sich an Ihm ergötzen, und Er wird ihnen ihre Bitten geben. Sie sollen Ihm ihren Weg befehlen, und Er wird sie rechtfertigen. Sie sollen still dem Jehova vertrauen und auf Ihn harren, denn Er wird bald einschreiten und die Übeltäter ausrotten; dann werden die Sanftmütigen das Land besitzen. Auch der andere Charakter des Überrestes (der des gerechten Menschen) wird hier von Vers 12 an weitläufig dargestellt. Jehova vergisst Seine Heiligen nicht, sie werden bewahrt, die Gerechten werden das Land besitzen. Schließlich wird ihnen zugerufen. „Harre auf Jehova und bewahre seinen Weg!“ Die Gerechten leiden, aber sie werden nicht verlassen; die Gesetzlosen erfreuen sich großer Wohlfahrt, aber bald kennt ihre Stätte sie nicht mehr. Wie zeigt uns das hier über den Gerechten Gesagte die Tiefe der Leiden des Einen, der verlassen wurde, obwohl Er die Vollkommenheit der Gerechtigkeit war!
Dieser Psalm hilft uns auch die Verbindung erkennen, welche zwischen den Jüngern und dem Überrest der letzten Tage besteht (siehe Mt 5,5); zugleich zeigt er uns den Unterschied zwischen beiden: der Sohn war bei den Jüngern. Sie konnten für Seinen Namen leiden, und darum ist in Mt 5,12 von dem Himmel die Rede. Jesus konnte den Vater offenbaren; und das tut Er in jener Rede. Das Licht leuchtete in die Welt und war zugleich das Salz der Erde. Die Offenbarung des Vaters, der in Gnade handelte, machte die Jünger mit manchen Einzelheiten der Gnade bekannt, von denen der Überrest in den späteren Tagen nichts weiß. Doch trotz dieses Unterschiedes ist es tatsächlich derselbe Überrest.
PSALM 37
Da sich die Juden des Überrestes der Macht des Herrn, das Reich aufzurichten, bewusst geworden sind (Ps 36,6–10), raten sie einander, sich nicht wegen „der Übeltäter“ im Land zu sorgen. Wie auch der Herr die Übeltäter lange erträgt, so müssen es auch diejenigen tun, die auf seine Befreiung warten. Sie sind angehalten, dem Herrn zu vertrauen und auf Ihn zu warten, bis Er zu ihren Gunsten eingreift (Ps 37,1–6). Der Antichrist („der Gottlose“ in der Einzahl) erscheint für eine gewisse Zeit und hat Erfolg in seiner Gottlosigkeit. Doch die Juden des Überrestes bleiben voll Zuversicht, dass dies nicht sehr lange andauern wird (Ps 37,7–13). Und sie sind sich ebenso sicher, dass auch ihre Verfolgung seitens der abtrünnigen Juden („die Gottlosen“ in der Mehrzahl) unterbunden werden wird (Ps 37,14–22). Bis dahin ist es die Aufgabe des Überrestes, danach zu streben, aufrichtig vor dem Herrn zu leben und Ihn zu erwarten. Er wird sie in dieser Zeit der Erprobung bewahren (Ps 37,23–34). Dieser Psalm endet mit der Erwartung der Juden des Überrestes, dass der Antichrist und seine Anhänger ihre Macht durch Gericht verlieren und sie befreit werden (Ps 37,35–40).
Ps 37
Dieser Psalm Davids scheint auf dem vorhergehenden Psalm aufzubauen. Hier wies David den Gerechten an, sich nicht über das Wohlergehen des Gottlosen zu entrüsten, der nichts von Gott wissen will, weil es die göttliche Gerechtigkeit gibt. Mit einer Reihe von sprichwörtlichen Ausdrücken ermahnte der Psalmist den Gerechten, beständig auf den Herrn zu vertrauen und sich nicht über die Bösen zu grämen, die in Bälde vernichtet werden. Der Inhalt dieses Psalms ähnelt von seiner Botschaft her Ps 49 und Ps 73 sowie dem Buch Hiob.
A. Vertraue und gräme dich nicht
( 37,1-8 )
Ps 37,1-8
In diesem ersten Abschnitt des Psalms rief David ungeachtet der Gegenwart der Bösen zum Vertrauen auf. Der Gerechte soll nicht auf die Sünder und ihren Reichtum neidisch sein (vgl. V. 7-8 ; vgl. Spr 23,17; 24,1 ), denn sie werden verdorren wie Gras (vgl. Ps 90,5; 102,5.12; 103,15-16; Jes 40,6-8; 1Pet 1,24 ) und bald untergehen ( Ps 37,1-2 ). Statt dessen ist Vertrauen auf den Herrn geboten, der das Gebet des Herzens beantworten kann (V. 3-4 ). Die Verheißung er wird dir geben, was dein Herz begehrt hat ihre Grundlage in der Bedingung: Habe deine Lust am HERRN . Wer seine Lust am Herrn hat, der wird gute Wünsche haben. Wer auf den Herrn vertraut (vgl. V. 3 ), den wird Gott wunderbar rechtfertigen (V. 5-6 ).
Deshalb soll der Gerechte den Bösen nicht beneiden oder über ihn zornig werden (vgl. V. 1 ; Spr 24,19 ), wenn der Böse Gelingen hat. Entrüstung hat nur das Böse zur Folge, unter anderem den Zorn ( Ps 37,7-8 ).
B. Der Gottlose wird auf gerechte Weise bestraft werden
( 37,9-22 )
Ps 37,9-11
David beschrieb (a) das drohende Gericht über die Gottlosen - sie werden in Kürze vernichtet werden (V. 9 a - 10 ) - und (b) die das Gegenstück bildende Wahrheit, daß die Sanftmütigen das Land ererben werden (V. 9 b. 10-11 ). Diese Verheißung des Erbes des Landes (vgl. V. 22.29.34 ) wurde von Jesus wiederholt und erweitert (vgl. den Kommentar zu Mt 5,5 ).
Ps 37,12-22
Fünf Gegensätze bilden die Basis für die Versicherungen in Vers 9-11 : (1) Der Gottlose ersinnt Böses gegen den Gerechten, aber der Herr lacht ihrer (V. 12-13 ). (2) Die Gottlosen greifen den Sanftmütigen an, aber ihre Gewalt wird sie selbst vernichten (V. 14-15 ). ( Arm und elend tauchen gemeinsam hier zum ersten Mal von insgesamt sechs Malen in den Psalmen auf: Vers 14 ; Ps 40,18;70,6;74,21;86,1;109,22 .) (3) Es ist besser, wenig zu besitzen, als viel zu besitzen und gottlos zu sein, denn der Reichtum der Gottlosen wird vergehen (V. 16-17 ). (4) Der Herr kennt und bewahrt den Weg des Aufrichtigen, aber der Gottlose wird vergehen (vgl. Ps 1,6 ) wie das Gras (vgl. Ps 37,2 ) und wie Rauch (V. 18-20 ). (5) Weil die Gottlosen selbstsüchtig das behalten, was sie entleihen, aber die Gerechten großzügig sind (vgl. V. 26 ), wird der Herr in Gerechtigkeit vergelten (V. 21-22 ). Das beinhaltet auch, daß die Gerechten das Land ererben werden (vgl. V. 9.11.29.34 ).
C. Der Herr liebt und segnet den Gerechten
( 37,23-31 )
Ps 37,23-31
Im Gegensatz zu der Vergeltung des Herrn an den Gottlosen schildert David die Segnungen des Herrn für die Gerechten: (1) Der Herr ordnet und beschützt die Wege der Gerechten (V. 23-24 ). (2) Der Herr versorgt die Gerechten mit Nahrung (V. 25-26 ). (3) Er liebt und bewahrt die Gerechten, die das Gute tun (vgl. V. 3 ), und gibt ihnen Sicherheit in dem Land (V. 27-29 ; vgl. V. 9.11.22.34 ). (4) Der Gerechte redet Weisheit, weil er das Gesetz Gottes in seinem Herzen trägt (V. 30-31 ).
D. Der Kampf zwischen Gut und Böse
( 37,32-40 )
Ps 37,32-38
Der Psalmist schloß sein Nachsinnen, indem er den Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen beschrieb. Seine Lösung des Problems der gottlosen Menschen war, ihre bösen Anschläge, die Gerechten zu vernichten, der Macht Gottes zur Bewahrung der Guten gegenüberzustellen. Der Gottlose liegt im Hinterhalt, um zu vernichten, aber der Herr wird das Seine nicht verlassen (V. 32-33 ). Wer auf den Herrn wartet, der wird sich der Sicherheit erfreuen (V. 34 ; vgl. V. 9.11.22 ), und der aufrichtige Mann des Friedens wird eine Zukunft haben (oder vielleicht besser: Er wird seine "Nachkommenschaft" sehen). Die Gottlosen werden zwar zuerst ihr Gedeihen erleben (V. 35 ; vgl. V. 7 b), aber sie werden vertilgt werden (V. 36.38 ; vgl. V. 34 ).
Ps 37,39-40
David schloß damit, daß in einer Welt voller Gottlosen der Herr die Rettung und die Stärke ( mAZNz , "ein befestigter Ort"; vgl. Ps 27,1;43,2;52,9 ) für die ist, die vor den Gottlosen ihre Zuflucht zum Herrn nehmen.
Die Psalmen