PSALM 38
Die nächsten beiden Psalmen stellen die Leiden der Juden des Überrestes unter den Regierungswegen Gottes dar. Zusätzlich zu dem Leid, das sie bereits durchleben (die Verfolgung durch ihre eigenen Brüder), spüren sie, wie die züchtigende Hand des Herrn wegen ihrer Sünden auf ihnen liegt. Pfeile der Überführung durchstechen ihr Gewissen und rufen ihnen ihre Sünden in Erinnerung (vergleiche Ps 38,1). Sie erkennen, es mit einem heiligen Gott zu tun zu haben und dies lässt ihnen keine Ruhe (Ps 38,2–9). Überwältigt von der Trauer über ihre eigenen Sünden und der Verfolgung durch die gottlosen Juden (Ps 38,10–18) bekennen sie dem Herrn ihre Schuld 2 (Ps 38,19) und appellieren an Ihn, sich zu beeilen, sie zu befreien (Ps 38,18–23).
PSALM 38 https://www.bibelkommentare.de/komme...is/psalm-29-39
Wie ich bereits sagte, tragen die Psalm 38 und 39 einen besonderen, deutlich ausgeprägten Charakter. Bisher sahen wir, wie die Aufrichtigen nach Rettung ausschauten und verlangten, und dass ihnen die Vergebung der Sünden als Segnung gewährt wurde. In diesen beiden Psalmen jedoch liegt die Vergeltung von Seiten der Regierung Gottes für die Sünden schwer auf dem Überrest; er fühlt, warum er von der Hand Gottes leidet. In Psalm 6 flehten die Gläubigen, dass Er sie nicht strafen möge in Seinem Zorn, indem sie fürchteten, dass dies vielleicht ein Teil der Trübsal sei, die zu ihrer Stellung gehöre. Aber hier befinden sie sich völlig unter der Strafe um der Sünde willen: die Rute hat die Herde von außen, ihre Seele von innen getroffen. Es handelt sich um jeden einzelnen persönlich, obwohl es immer der Überrest ist. Die Freunde schrecken zurück vor einer solchen Plage; die Feinde, ohne Mitgefühl, verbünden sich gegen den Gläubigen und trachten nach seinem Leben. Dennoch ist er vor Jehova mit all seinem Begehr und seinem Seufzen. Sein Herz ist aufrichtig vor Gott und erkennt Ihn an, aber vor den Menschen ist er wie ein Stummer. Die Trübsale kommen für seine Seele von Jehova; und zu Ihm wendet er sich, und das mit Recht (V. 13–16), Er beugt sein Haupt und unterwirft sich. Seine Feinde sind tätig und stark. Doch obwohl Jehova ihn schlägt, vertraut der Gläubige auf Ihn; denn die demütige Seele erkennt an, dass die Strafe gerecht ist. Doch kann er Befreiung von seinen Feinden erwarten. Sie waren froh, wenn sein Fuß wankte, und freuten sich über ihn. Er aber tut seine Ungerechtigkeit kund und erkennt seine Sünde an: er entschuldigt sich nicht und verbirgt nichts in seiner Seele vor Gott. In Ihm schreit er, dass Er ihm zu Hilfe eilen möge.
Dieser Psalm ist, was den Zustand der Seele betrifft, überaus schön; der Geist Gottes hat für jeden Fall Vorsorge getroffen, selbst für den, dass der Aufrichtige gefehlt hat, was vielleicht eine schwere Züchtigung über ihn bringt und die Veranlassung wird, dass die Gottlosen sich über ihn freuen. Aber der Aufrichtige nimmt die Strafe für seine Ungerechtigkeit an und stellt sich aufrichtig vor Gott hin, indem er seine Sünde anerkennt, aber zugleich betreffs seiner Feinde auf Ihn vertraut. Wie traurig ein solcher Fall auch sein mag, so bringt doch nichts die Aufrichtigkeit vor Gott und das Vertrauen auf Ihn mehr zum Vorschein. Wie soll man seine Sünde bekennen und Hilfe von Gott erwarten, wenn man untreu gewesen ist, Ihn verunehrt hat und der Feind nun darüber frohlockt? Da ist keine Entschuldigung, kein Versuch, etwas zu verbergen – nichts von alledem; der Gläubige erkennt alles an und übergibt sich den Händen Gottes. Ohne das würde die Schilderung des Überrestes nicht vollständig gewesen sein, ebenso wenig wie die Unterweisungen der Gnade für jede Seele zu aller Zeit.
Nun entsteht die Frage: Wie weit tritt der Geist Christi in den hier geschilderten Zustand ein? Ich glaube, völlig, obwohl Christus persönlich selbstverständlich nie darin gewesen sein kann. Ohne Zweifel ist der Psalm infolge einer ernsten Züchtigung des Schreibers entstanden, einer Züchtigung, die vor allen offenbar war. Solche Fälle mögen in ihrer ganzen Ausdehnung unter dem Überrest vorkommen. Der Grundsatz ist allgemein anwendbar. Bei Christo konnte natürlich nichts sein, weswegen Er hätte gezüchtigt werden können, aber indem Er die Sünde in ihrer ganzen Tragweite vor Sich hatte und auf Seinem Pfade der ganzen Trübsal, welche das Volk treffen wird, begegnete, konnte Er, obwohl Er das grüne Holz war, in das ganze Gericht hineingehen, das über das dürre Holz kommen wird 3. Er konnte nicht das sagen, was hier gesagt wird, aber Er kann völlig mit denen fühlen, die es sagen müssen. Er hat für die passenden Worte gesorgt, die es durch Seinen Geist in ihren Herzen zum Ausdruck bringen werden. Wenn Er nicht den ganzen Zorn gerade für diese Sünden, die auf ihrem Gewissen lasten, getragen hätte, diesen Zorn, dem sie (in seiner ganzen Ausdehnung als Grimm betrachtet entrinnen, so würde nicht nur Züchtigung nötig gewesen sein, in der sie vor Jehova ihr Herz ausschütten. Daher kann Christus, wenn die Trübsal diesen Charakter trägt, mehr tun, als sie fühlen; und Er hat von all den schmerzlichen Umständen den größten Teil getragen.
Ps 38
Ps 38 ist ein Trauerlied. Der Titel lautet "Zum Gedenkopfer" (wörtl.: "um ins Gedächtnis zu rufen"; vgl. den Kommentar zum Titel von Ps 70 ). David wurde vom Herrn für seine Sünde ernsthaft gezüchtigt, und seine Feinde setzten ihm hart zu. In dieser schwierigen Situation bat er dringend darum, daß der Herr ihn in seinem Erbarmen erretten möge. Er hatte seine Hoffnung im Herrn, dem er seine Ungerechtigkeit bekannte.
A. Die Züchtigung des Herrn
( 38,2-13 )
Ps 38,2-3
David bat darum, daß der Herr ihn in seinem Zorn nicht länger züchtigen möge (vgl. Ps 6,2 ). Diese Züchtigung war offensichtlich schmerzhaft und hart gewesen, wie die Pfeile und die Hand deutlich machen.
Ps 38,4-9
David beklagte sein Leiden aufgrund der Strafe für seine Sünde. Wegen seiner Sünde hatte er seine Gesundheit und sein Wohlergehen verloren (vgl. V. 8 ; zu Gebeinen vgl. den Kommentar zu Ps 6,3 ). Er mußte seine Schuld tragen, die ihn überwältigt hatte ( Ps 38,5 ). Davids Wunden eiterten, schmerzten und schwächten ihn. Er hatte sie sich durch seine eigene Dummheit, in der er die Sünde begangen hatte, zugezogen (V. 6-7 ). Er war körperlich (vgl. V. 4 ) und geistig niedergedrückt (er war matt und voller Angst ).
Ps 38,10-13
Daraufhin beschrieb David die Auswirkung seiner Leiden auf andere. Erstens lag sein bedauernswerter Zustand vor dem Herrn offen (V. 10-11 ). Gott wußte, daß er nach dem Tod seufzte. Zweitens mieden ihn seine Freunde (V. 12 ). Drittens redeten seine Feinde Schlechtes über ihn und ersannen Wege, ihn zu täuschen und zu vernichten (V. 13 ; vgl. Ps 35,4.8;40,15;70,3 ).
B. Die Hoffnung des Leidenden
( 38,14-23 )
Der zweite Teil des Psalmes drückt Davids Hoffnung aus, daß der Herr Erbarmen über ihn haben und ihn erretten möge.
Ps 38,14-17
Seine Hoffnung bestand in dem Herrn allein. Wie ein Taubstummer gab er den Gottlosen keine Antwort (V. 14-15 ), die auf seine Vernichtung sannen (vgl. V. 13 ). Statt dessen wartete er auf den Herrn, daß er seine Gebete erhören und die triumphierende Schadenfreude der Gottlosen beenden möge.
Ps 38,18-21
Davids Not war groß und seine Lage verzweifelt. Sein Schmerz (vgl. V. 8 ) hielt an. Darüber hinaus bekannte er seine Sünde, weil er erkannt hatte, daß die Sünde die Ursache seines Leidens war (vgl. V. 4-5 ). Aber seine Feinde waren stark und zahlreich, und es ging ihnen mit ihrem bösen Handeln und ihren Verleumdungen gut. David empfand, daß Gott ihn bald erretten mußte.
Ps 38,22-23
Davids Bitte war dringend. Er flehte den Herrn an, ihn nicht zu verlassen, sondern ihm beizustehen, denn er war sein Gott und sein Erlöser.