PSALM 40
Dieser Psalm ist das Lied der Auferstehung Christi. Nachdem Er geduldig auf die Rettung des HERRN aus „der Grube des Verderbens“ gewartet hatte, in die Er nach dem Willen Gottes und zum Segen seines Volkes, geworfen wurde, ist Er erhört und durch Auferweckung vom Tod befreit worden. Zudem erzählt der Psalm von seinem vollkommenen Gehorsam als treuer Zeuge für Gott in dieser Welt. Er berichtet von seinem Verhalten und dem Bekennen der Sünden seines Volkes. In Anwendung auf den Überrest stellt dieser Psalm dessen Befreiung vor. Die gläubigen Juden dieses Überrestes berichten, wie der Herr eingegriffen, sie aus ihrer „Grube des Verderbens“ heraufgeführt und ihre Schritte befestigt hat. In der Folge ist ihnen ein Lied in den Mund gelegt, ein Lobgesang für ihren Gott (Ps 40,2–4). Voll Anerkennung für alles, was der Herr für sie getan hat, stellen sich die Juden des Überrestes Gott freiwillig zur Verfügung. Sie predigen Gerechtigkeit und verkünden allen seine Treue und seine Errettung (Ps 40,5–11). Auch weil nach wie vor Feinde auf der Erde existieren, drücken diese Juden aus, wie nötig sie den Schutz und die Fürsorge des Herrn haben. Sie schauen auf die Zeit, zu der der Herr sie von all ihren Angreifern völlig befreien wird (Ps 40,12–18).
John Nelson Darby(BIOGRAPHIE) PSALM 40-41
Der folgende Psalm zeigt uns, wie Er den Platz einnimmt, auf dem Er nach den Ratschlüssen Gottes mit den Treuen verbunden sein sollte; und dann wird gezeigt, dass die Kenntnis dieser Stellung die wirklich gesegnete ist. PSALM 40
In Psalm 40 sehen wir nicht nur, wie Christus durch die Trübsale hindurchging, die auf Seinem Wege lagen, als Er die Sache des ungehorsamen und schuldigen Volkes Seiner Liebe auf Sich nahm – Trübsale, die Ihm die Zunge der Belehrten gaben und Ihn befähigten, in die Leiden derer einzutreten, die in den letzten Tagen geprüft und bewahrt werden, und ihrem Flehen die für ihre Stellung vor Gott passenden Ausdrücke zu verleihen –, sondern dieser Psalm zeigt uns hauptsächlich die Rettung, in der, nachdem Christus in diesen Trübsalen auf Jehova geharrt hatte, sich die Treue Jehovas erwies, indem Er zur Ermutigung vieler aus denselben befreit wurde. Weiter finden wir den Schlüssel zu Seiner ganzen Geschichte darin, dass Er es übernommen hatte, den Willen Jehovas zu tun, indem so das ganze jüdische System unter dem Gesetz sein Ende fand und beseitigt wurde. Er ist angesichts der ganzen Versammlung Israels vollkommen treu für Jehova gewesen, und doch befindet Er Sich in der tiefsten Bedrängnis und Trübsal. Damit endigt der Psalm, und es ist wichtig, dass er so endigen musste, weil sein Gegenstand vollkommene Rettung ist.
Die Anwendung gerade dieser Rettung auf die Leiden Christi, die denen des Überrestes gleichartig waren, wird deshalb so außerordentlich köstlich für den Überrest sein, wenn dieser sich in denselben befinden wird. Und dieser Grundsatz wird hier in so bestimmter Weise klargestellt, dass unser Psalm einer der wichtigsten in diesem wunderbaren Buche ist. Er bringt die Verbindung Christi mit Israel in dem Überrest so treffend und deutlich wie möglich ans Licht und stellt sie als Grundlage für die ganze Belehrung der Psalmen hin, obwohl sich nach dem 41. Psalm die Umstände ändern.
Dass hier von Christo persönlich die Rede ist, brauche ich wohl kaum zu sagen, da der Apostel Stellen aus diesem Psalm als Worte Christi anführt, als Er das gesegnete Werk unternahm, durch das die Schatten und Vorbilder beseitigt wurden, und das die Glaubenden, wie er uns sagt, für immerdar vollkommen gemacht wurden. „Siehe, ich komme“, ist das Wort, mit dem der Sohn Sich freiwillig anbietet, den ganzen Willen Gottes in Seinem Werke hienieden den ewigen Ratschlüssen der Gottheit gemäß zu erfüllen. Der Psalm zeigt uns, wie der hochgelobte Herr dieses Werk unternimmt. Sein Werk war, zu gehorchen; aber in völliger Freiwilligkeit, in der Freude eines freiwillig übernommenen Gehorsams, bietet Er Sich Selbst dazu an. Indem Er Seinen Dienst in der großen Versammlung Israels Jehova darbrachte, war Er (wie man Ihn auch aufnehmen mochte) nicht davor zurückgeschreckt, die Gerechtigkeit zu verkünden; Seine Lippen hatte Er nicht gehemmt. Er war Seinem Dienste treu geblieben, was es auch kosten mochte, und so hatte Er Jehova verkündigt. Seine Gerechtigkeit, Seine Treue, Seine Rettung, Seine Erbarmungen und Seine Wahrheit hatte Er rückhaltlos vor dem ganzen Israel verkündet; – das war Sein Dienst gewesen.
Doch mit einem Male veränderte sich alles im Blick auf diesen treuen Diener: zahllose Übel umgeben Ihn! Er vertraut auf die Erbarmungen und die Wahrheit Jehovas, dem Er treu gewesen ist. Doch nicht nur haben Übel Ihn umgeben, indem Menschen nach Seinem Leben trachten, um es wegzuraffen; sondern Er sagt auch: „Meine Ungerechtigkeiten haben mich erreicht, dass ich nicht sehen kann.“ Selbstverständlich waren es bei Christo die Ungerechtigkeiten anderer, die Vergehungen aller Erlösten, und im besonderen Sinne die Ungerechtigkeiten Israels, als Volk betrachtet. In diesem Zustand begehrt Er, dass die, die Jehova suchen, fähig sein möchten, zu loben und stets zu sagen: „Erhoben sei Jehova!“ während Er darum bittet, dass die anderen beschämt und zuschanden gemacht werden möchten. Er trennt somit den treuen Überrest, der Jehova sucht, von denen, die, wenn Er Sich in Treue und Liebe darstellt, sich als Feinde des Gottes erweisen, der Seinen Namen offenbart. So ist Christus am Ende Seiner Erfahrungen in dieser Welt elend und arm, aber Er ist gewiss, dass Jehova an Ihn denkt. In der hier dargestellten Lage ist Christus nicht von Gott verlassen, sondern Er kommt an diesen Platz durch ein Leben der Treue, indem Er Sich jener schrecklichen Stunde unterziehen musste. Wir hören hier Sein Schreien, wenn Er sozusagen die Sünden bekennt, ehe das Schlachtopfer verzehrt oder getötet wird. Er befindet sich in dem tiefen Leiden, das diese Stellung mit sich bringt, indem Er zu Jehova schreit, aber nicht unter dem Zorn, der sich zu der Zeit offenbarte, als Gott Ihn nicht erhören konnte. Der Psalm schildert nicht jenen Zorn, sondern die Treue Christi, der in den Leiden lieber auf Jehova harrt, als dass Er Erleichterung sucht oder um zwölf Legionen Engel bittet oder die betäubende Myrrhe trinkt oder vor dem zurückschreckt, was Ihm die Unterwerfung unter den Willen Gottes brachte; wie Er auch nicht zurückgeschreckt war, als Er den Menschen den Willen Gottes verkündigte. Er harrt beharrlich auf Jehova; und Jehova neigt Sich zu Ihm und hört Sein Schreien. Hierin bestand Seine Vollkommenheit: Er suchte keinen Ausweg, um Sich dem Gehorsam zu entziehen. Er ist nicht zurückgeschreckt, noch hat Er Sich zurück oder seitwärts gewandt. Er wartete auf dem Pfade des völligen Gehorsams, bis die Zeit Jehovas kommen würde; und sie kam. Wie und wann, wird hier nicht gesagt; die Absicht des Geistes ist hier, denen, die sich in Trübsal befinden, zu zeigen, dass Einer vor ihnen den Pfad der Leiden gegangen und erhört worden ist. Wir können sagen, dass wir diese Erhörung voll und ganz in der Auferstehung erblicken; aber selbst auf dem Kreuze konnte Christus, nachdem die dunkle Stunde durchschnitten war, mit lauter Stimme Seinen Geist dem Vater befehlen und Seine Mutter dem geliebten Jünger anvertrauen.
Doch das sind Einzelheiten, die wir in der Geschichte, nicht in der Prophezeiung, finden; sie würden für die Gläubigen des Überrestes von keinem Nutzen sein, denn was diesen zu wissen not ist, ist, dass sie, wenn sie beharrlich auf Jehova harren, erhört werden. Sollten sie getötet werden, so wird die Erhörung für sie in der Auferstehung kommen; wenn sie am Leben bleiben, so werden sie an der Segnung Israels teilnehmen, und zwar, wie ich nicht bezweifle, mit dem Lamme auf dem Berge Zion, da sie (so schwach und unvollkommen es auch sein mag) durch gleiche Prüfungen und Leiden gegangen sind wie Christus, in Treue gegen Jehova in der großen Versammlung. Werden sie durch ihre Ungerechtigkeiten beunruhigt? Diese werden nicht übergangen. Die Gläubigen des Überrestes kennen die Versöhnung noch nicht, aber sie wissen, dass Einer, der sagen konnte: „Meine Ungerechtigkeiten haben mich erreicht“, beharrlich geharrt hat und erhört und gerettet worden ist. Sie harren aus, trauend auf die Gnade Jehovas, obwohl sie den Frieden noch nicht kennen. Ihre Ungerechtigkeiten haben sie erreicht, so dass die Frage in ihnen entsteht: wie können wir darauf hoffen, dass Jehova uns rettet? Doch bei Ihm ist Vergebung, damit Er gefürchtet werde (Ps 130); und unser Psalm gibt ihnen die Versicherung, dass Einer, der Sich in den gleichen Tiefen befand, befreit worden ist. Wenn sie auf Ihn blicken, werden sie ihre Sünden verurteilen in dem Bewusstsein, dass Er sie getragen hat, und sie werden Frieden finden, aber die Grundlage des Friedens ist hier in Hoffnung für sie gelegt. Wenn ein Herz, das unter der Last der Ungerechtigkeiten niedersinkt, dies ergreift, so kann es Rettung erwarten. Sie ist gefunden worden, und (wie schwach auch das Licht bei dem Überrest sein mag, und es wird schwach sein) der Grund für die Hoffnung ist gelegt. Man vergleiche Jesaja 50, 10. 11, wo gerade dieser Zustand beschrieben wird als die Folge (was den Überrest betrifft) davon, dass Christus gerechtfertigt und befreit worden ist.
Doch das ist noch nicht alles. Der Messias verbindet sich in einer Weise mit dem Überrest, dass Er sagen kann: „In meinen Mund hat er gelegt ein neues Lied, einen Lobgesang unserem Gott. Viele werden es sehen und sich fürchten und auf Jehova vertrauen. Glückselig der Mann, der Jehova zu seiner Zuversicht macht und sich nicht wendet zu den Stolzen und zu denen, die zur Lüge abweichen!“ So auch in Vers 5: „Vielfach hast du deine Wundertaten und deine Gedanken gegen uns erwiesen.“ Der 1. Vers zeigt uns also, wie Christus auf Jehova geharrt hat und erhört und heraufgeführt worden ist aus einer schrecklichen Grube und aus kotigem Schlamm. Ich zweifle nicht daran, dass Davids Herz dies gesungen hat, dennoch hat die Prophezeiung sicher Christum im Auge. Aber dann macht Sich Christus mit Israel eins, obwohl Er, wie wir gesehen haben, den Überrest unterscheidet, indem Er sagt: „Einen Lobgesang unserem Gott.“ Das Ergebnis davon ist, dass viele es sehen und sich fürchten und auf Jehova vertrauen werden. Es übt eine Wirkung auf die Treuen in den letzten Tagen aus und bringt sie dazu, auf Jehova zu vertrauen. Sie dürfen auch die Errettung erwarten, und viele werden es tun. Christi Verkündigung der Gerechtigkeit in der großen Versammlung brachte eine kleine Herde zusammen; Seine Rettung als der Leidende wird für viele gesegnet sein. Wer hat mir alle diese geboren? wird Zion an jenem Tage fragen. Es ist möglich, dass dieser Ausdruck die zehn Stämme mit einschließt; aber jedenfalls wird eine Menge vorhanden sein. Das war bei dem ersten Kommen Christi nicht der Fall; damals musste Er in Seiner Geschichte und Seinem Leiden ein Verachteter und Verworfener sein.
In Vers 5 finden wir die Segensgedanken Jehovas, und das führt zu dem Hauptgedanken, dem Mittelpunkt und der Grundlage von allem, nämlich dass Christus kommt, um den Willen Jehovas zu tun. jetzt können wir über den Wert der Erfüllung des Willens Jehovas durch Christum Betrachtungen anstellen, oder noch besser, der Geist hat dies für uns getan. Hier handelt es sich indes viel mehr um die Treue Christi bei der Vollbringung dieses Willens und um Sein Niedergebeugtsein unter der Last der Ungerechtigkeiten, die Ihn in Seiner eigenen Seele erreichten, wie wir dies in Gethsemane sehen; zugleich aber auch um Rettung. Wir dürfen nicht vergessen, dass das Bekennen der Sünden auf den Kopf des Opfers nicht dasselbe war, wie das Schlachten oder Ins-Feuer-Werfen des Opfertieres. So auch, wenn Christus die Ungerechtigkeiten, die Er, als wären es Seine eigenen, auf Sich lud, anerkennt und bekennt, so ist das nicht dasselbe wie das Tragen des Zornes oder das Abgeschnittenwerden aus dem Lande der Lebendigen. Schrecklich muss es allerdings für Ihn gewesen sein, wie uns die Evangelien dies zeigen, und Er sah alles, was dieserhalb über Ihn kommen würde, voraus; dennoch war das Bekennen der Sünden und das Tragen des Zornes, der diesen gebührt, wesentlich voneinander verschieden. Sein Bekennen der Sünden muss Sein Volk, ich will nicht sagen nachahmen, aber doch sich aneignen in der Erkenntnis, dass die Sünden, die Er bekannte, ihre Sünden waren; und bis die Gnade völlig gekannt wird, mögen sie dies wohl in großer Angst und in Furcht vor dem kommenden Zorn tun. Dies ist es besonders (abgesehen von den äußeren Trübsalen), was die Ähnlichkeit zwischen dem jüdischen Überrest und dem Herrn bewirkt. Den Zorn, der Ihn als Sühnopfer traf, hat Er getragen, wie wir wissen, damit er uns nie treffen möchte.
In diesem Psalm erblicken wir also Christum, wie Er nach den ewigen Ratschlüssen Gottes kommt, um in der menschlichen Natur den Willen Gottes zu tun; wie Er Seinen Platz einnimmt in der Mitte der großen Versammlung Israels und infolge dessen in tiefe Leiden, ja in die Grube des Verderbens kommt; aber Sein Vertrauen auf Jehova wankt nicht. Er hat beharrlich auf Ihn geharrt und ist heraufgeführt worden, und in Seinen Mund wurde ein neues Lied gelegt. Die drei ersten Verse stellen die große Tatsache fest: Jehova hörte und befreite aus der schrecklichen Grube. Das ist eine Lehre für den ganzen Überrest. Wie glückselig ist der Mensch, der auf Jehova vertraut und nicht auf das Äußere von Personen blickt, um sich der Nichtigkeit zuzuwenden! – Dann wird uns der Lauf der Ereignisse gezeigt. Wunderbar sind Gottes Ratschlüsse gewesen. Christus kommt, um als Mensch den Willen Gottes zu tun; es ist Seine Freude, Ihn zu tun; Er offenbart die Gerechtigkeit Jehovas vor allen. Dies bringt Ihn in die größte Trübsal. Übel bis zur Unzahl kommen über Ihn, und außerdem erreichen Ihn Seine Ungerechtigkeiten (die Ungerechtigkeiten Seines Volkes); aber das Ausharren hat sein vollkommenes Werk, und Er ist vollkommen und vollendet in dem ganzen Willen Gottes, und, wie der Anfang des Psalmes zeigt und uns wohlbekannt ist, Er wird errettet. Doch, wie gesagt, der Psalm schildert uns vor allem Seine Treue. Darum wird Er uns, bis die Trübsal zu Ende ist, noch unter derselben gezeigt. Was Er von Gott erbittet, ist, dass die Bösen, die sich als Seine Feinde erwiesen haben, beseitigt werden möchten, und andererseits, dass die Armen der Herde fähig sein möchten, zu loben, zu frohlocken und sich in Jehova zu erfreuen.
Wie schön ist es, das vollkommene Ausharren Christi in der Trübsal zu sehen, damit der ganze Wille Gottes erfüllt werde; zu sehen, wie Er nach der Freude und der völligen Segnung des armen Überrestes verlangt und doch Selbst den Platz der völligen Abhängigkeit von Jehova einnimmt und Ihn bittet, als Gott ins Mittel zu treten! Gehorsam und Abhängigkeit sind die beiden Kennzeichen der Wirksamkeit des neuen Lebens im Menschen Gott gegenüber.
Es mag hier darauf hingewiesen werden, dass das Zeugnis in der Versammlung aufhört, wenn die zahllosen Übel Ihn erreichen. In der Einleitung des Psalmes ist von der Grube des Verderbens die Rede, nachdem Er aus derselben errettet ist, und wir erfahren dadurch, wie weit Sein Gehorsam ging; von Seinem Tode wird dagegen hier nicht gesprochen. Seinem Hauptinhalt nach enthält der Psalm die Darstellung Seiner Treue in Seinem Leben als Zeuge, indem Er kam, um den Willen Gottes zu tun sowie der übel, die Ihn am Ende erreichten, als Er der Last der Ungerechtigkeit Seines Volkes begegnen musste. Vers 4 wendet das Ergebnis der Treue Christi auf den Überrest an zu dessen Unterweisung und Ermutigung.
Einige Worte möchte ich noch sagen über den Ausdruck: „Ohren hast du mir bereitet“ (oder gegraben). Das hier für „bereitet“ gebrauchte hebräische Wort ist nicht dasselbe wie in 2. Mo 21; dort handelt es sich um das Befestigen des Ohres mit einer Pfrieme an den Türpfosten, wodurch der betreffende Mann für immer als Knecht bestätigt wurde. Auch ist es nicht der Ausdruck, dessen sich Jesaja in Kapitel 50, 4 bedient; dieser hat die Bedeutung, dass man als Knecht so gänzlich dem Willen seines Herrn unterworfen ist, dass man dessen Befehle jeden Morgen von neuem empfängt. Hier heißt es: „Ohren hast du gegraben“; das will sagen: Christus hat die Stellung eines Knechtes angenommen, und Er hat das getan, wie wir in Philipper 2 sehen können, indem Er Mensch wurde. Daher nimmt der Geist Gottes im Neuen Testament die Übersetzung, oder richtiger die Auslegung, der Septuaginta an: „Einen Leib hast du mir bereitet“ (siehe Heb 10, 5). Man vergleiche Johannes 13, welches hinsichtlich der Zeit 2. Mo 21 entspricht, ferner Lk 12, 37 und 1. Kor 15, 28.
Ps 40
Dieser Psalm beinhaltet Dankopfer (V. 2-11 ) und Bitte (V. 12-18 ). Im ersten Teil bot sich David wegen der großen Errettung, die ihm gewährt worden war, selbst voller Freude Gott als Opfer dar. Im zweiten Teil beklagte er das Elend, das über ihn gekommen war und betete um seine Errettung.
A. David gibt sich selbst Gott als Opfer hin
( 40,2-11 )
Ps 40,2-5
Der Psalm beginnt damit, daß David der Versammlung einen freudigen Bericht über seine Errettung übermittelt. Er ermutigt sie, dem Herrn zu vertrauen. Gott hatte nach einer langen Zeit des geduldigen Wartens im Gebet wunderbar an ihm gehandelt. David benutzte häufig bildhafte Ausdrücke, um sein Elend und seine Befreiung daraus zu beschreiben. Er versicherte, daß der Herr ihn aus seiner Notlage befreit (wie aus einer schlammigen Grube mit Morast und Schlamm) und ihn fest auf einen Felsen gestellt hatte. Diese Errettung gab ihm ein neues Lied zum Jubeln ein (vgl. Ps 33,3; 96,1; 144,9; 149,1 ).
Aufgrund dieser Errettung erklärte David die Segnung desjenigen, der allein auf den Herrn vertraut, ohne auf die Gottlosen zu blicken (die Stolzen und Götzenanbeter).
Ps 40,6
David drückte seine Wertschätzung für die unzählbaren und wunderbaren Errettungstaten (Wunder) des Herrn aus. Wenn er alle Dinge erzählen würde, die Gott für ihn getan hatte, würden es zu viele sein, als daß er sie aufzählen könnte.
Ps 40,7
David erkannte die großen Wohltaten Gottes, und sie brachten ihn dazu, sich dem Herrn zu weihen. Er rief sich noch einmal ins Gedächtnis zurück, daß Gott ihn selbst seinen Opfern vorzog. Man hat verschiedentlich angenommen, daß sich die Worte meine Ohren hast du durchbohrt darauf beziehen, daß den Sklaven ein Ohr durchbohrt wurde ( 2Mo 21,6 ). Dann würde der Ausspruch bedeuten: "Du hast mich wie einen Sklaven an dich gebunden." Es ist aber doch wahrscheinlicher, daß dieser Satz eine Anerkennung dessen ist, daß Gott David die Fähigkeit zum Hören und dem Wort des Herrn zu gehorchen verliehen hat. Die Septuaginta hat viel allgemeiner übersetzt: "Ein Körper, den du für mich bereitet hast."
Ps 40,8-9
David gab auf diese Wahrheit in Vers 7 eine Antwort, denn er gab sein Leben in den Willen Gottes. Er stellte sich bereitwillig dem Herrn zur Verfügung, erhielt Weisung durch das Buch ( die Rolle des Buches ) und drückte sein Verlangen aus, den Willen Gottes zu tun. Diese Verse stellen ein wunderbares Beispiel dafür dar, was es bedeutet, sich in Übereinstimmung mit seinem Wort in den Willen Gottes zu ergeben.
Vers 7-9 erhalten eine zusätzliche Bedeutung dadurch, daß sie in Hebr 10,5-7 zitiert werden, wo der Schreiber des Hebräerbriefes den vollkommenen Gehorsam Christi der Unzulänglichkeit der mosaischen Opfer gegenüberstellt. Die Worte gelten für die Fleischwerdung Christi zur Erfüllung von Gottes Willen für ihn, so wie es vorher aufgeschrieben worden war.
Ps 40,10-11
Es ist gemäß Davids Gehorsam auch der Wille des Herrn, ihnzu preisen. Also verkündete David in diesen Versen, daß er bereitwillig zu der Versammlung von den vielen Eigenschaften des Herrn sprach, unter anderem über seine Gerechtigkeit, Treue, Errettung, Liebe und Wahrheit.
B. Demütige Bitte an Gott um Erlösung
( 40,12-18 )
Ps 40,12-13
Der Ton des Psalmes wechselt hier dramatisch zum eindringlichen Gebet. David fing seine demütige Bitte damit an, daß er den Herrn anflehte, seine Gnade (wörtl.: "Erbarmen"), seine treue Liebe und seine Wahrheit weiterhin zu erzeigen, denn er war in großen Nöten und Sünden gefangen. Die Nöte, die David erfuhr, standen mit seinen vielen Sünden in enger Beziehung (vgl. Ps 25,17-18;38,3-15 ).
Ps 40,14-17
Davids Gebete wurden gezielter, als er um eine rasche Errettung (eile rasch; vgl. V. 18 ) aus seinen Nöten bat. Er glaubte, daß der Herr mit seiner Rettung alle diejenigen vernichten würde, die ihm nach dem Leben trachteten und ihn vernichten wollten (V. 15-16 ; vgl. Ps 35,4.8;70,3 ). Durch den Schrecken der Feinde Davids über ihre Schande (vgl. Ps 6,11;70,3 ) sollten die Gerechten ermutigt werden, zu jubeln und den Herrn zu preisen. Das ist das Ergebnis der Antwort Gottes auf Davids Gebet.
Ps 40,18
Dann wiederholte der Psalmist, der arm und elend war (vgl. den Kommentar zu Ps 37,14 ), sein Gebet, daß der Herr nicht versäumen möge (vgl. Ps 40,14 ), ihm zu Hilfe zu kommen (vgl. den Kommentar zu Ps 30,11 ).