Während der Antichrist fortfährt, den Überrest zu verfolgen (Ps 59,1), ist Jerusalem plötzlich von heidnischen Nationen umzingelt („Hunde“ Ps 59,6.7.15). Die Assyrier sind in das Land eingedrungen und verwüsten es. Dies ist der erste Angriff des Assyrers, des Königs des Nordens, mit seinen arabischen Verbündeten (vgl.: Dan 11,40–43). Angesichts der Stärke dieser heidnischen Armeen, werfen sich die Gläubigen des Überrestes ganz auf Gott, damit sie bewahrt würden (Ps 59,10). Sie schreien zu Gott, dass dieser den Feind richten möge (Ps 59,11–14) und sie sehnen den Morgen ihrer Errettung herbei, wenn die Sonne der Gerechtigkeit (Mal 3,20) erscheinen wird mit Heilung in ihren Flügeln (Ps 59,17.18).
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PSALM 59
Psalm 59 zeigt uns mehr die auswärtigen Feinde. Bei ihnen findet sich dieselbe Gottlosigkeit, aber in Verbindung mit menschlicher Macht. Doch auch sie müssen gerichtet werden, damit das Böse hinweggetan werde. Auch hatte nicht die Sünde Israels gegen die Heiden deren Herrschaft über sie gebracht, wenn Gott sie auch wegen ihrer Sünde gegen Ihn züchtigen mochte, so dass Er gerechtfertigt war. Der leidende Überrest wartet daher auf das Einschreiten Jehovas, um die Feinde zu richten; und Jehova wird alle Nationen heimsuchen. Sie werden nicht vertilgt, sondern zerstreut werden; doch als Macht werden sie auch wirklich vernichtet, und viele, wie wir wissen, werden getötet werden.
Dieser Psalm redet nicht von einer Wiederherstellung der Segnung; es handelt sich vielmehr um Gericht, und zwar um ein fortschreitendes, noch nicht beendigtes Gericht der hochmütigen und gottlosen Feinde. Obwohl sie sich in ihrer Wut zum Höhepunkt der Bosheit erheben, werden sie schwer gezüchtigt und vertilgt werden. Alle Nationen werden von diesem Gericht betroffen werden, aber besonders, denke ich, die abgefallene, durch Satan beeinflusste Macht, zum Teil vielleicht der König von Daniel 8. Man beachte hier, dass, sobald die Stellung des Volkes gegenüber den Nationen in Betracht kommt, der Name Jehovas eingeführt wird. Der Psalmist wendet sich persönlich an Gott, denn das Volk befindet sich noch außerhalb Jerusalems (siehe Vers 3, 5 und 8 bezüglich des Namens Jehova und Vers 1, 9, 10 und 17 betreffs der persönlichen Anrede). Das Ergebnis des Einschreitens Gottes ist, dass Er in Jakob herrscht bis an die Enden der Erde. Die Verse 14 und 15 enthalten, wie mir scheint, eine Herausforderung. Mögen auch die Heiden wie hungrige Hunde die Stadt umkreisen, so will doch der Gläubige von der Stärke Jehovas singen. Wir stehen hier am Ende der Drangsal.
Unser Psalm stellt auch eine andere Seite der Verbindung Israels mit dem Messias dar und zeigt, wie David in der Hand Gottes ein geeignetes Werkzeug wurde, um die Leiden des Messias und des Überrestes zu beschreiben. „Töte sie nicht“, lesen wir in Vers 12, „damit mein Volk es nicht vergesse 1.“ Das ist die Sprache Jehovas, nicht die des Königs als solchem. Der einzige Fall, wo der Ausdruck „mein Volk“ vorkommt, ist 2. Sam 22,44, oder Ps 18,43, und da ist Christus der Redende. Wenn aber Christus geboren ist, wird Er Jesus genannt, denn Er wird Sein Volk erretten von ihren Sünden. Jesus war die persönliche Darstellung dessen, was von Jehova gesagt war. In all ihrer Bedrängnis war Er bedrängt, wie wir in Jes 63 lesen. Es ist Jehova, der die Zunge der Belehrten empfängt (Jes 50). So sind die Worte „mein Volk“, wo sie nicht unmittelbar aus dem Munde Jehovas kommen, was oft der Fall ist, der Ausdruck Christi, der in die Leiden Israels eintritt, aber in der Liebe Jehovas zu Seinem Volke – ohne Zweifel als Mensch (denn wie hätte Er anders wirklich leiden können?), aber doch ist es das Mitgefühl Jehovas; und weil Er Jehova ist, fühlt Er die Leiden Israels völlig mit. So weinte Er über Jerusalem, indem Er sagte: „Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen!“ Aber das war Jehova. Daher, obwohl Er „wir“ sagen kann, weil Er in Gnade unter den Kindern Seinen Platz nimmt, verleiht Er doch, indem Er „wir“ sagt, dem Flehen des Überrestes den ganzen Wert und die ganze Vortrefflichkeit Seiner eigenen Person. Die Worte „ich“ oder „mich“ mögen sich oft auf einen Gläubigen des Überrestes beziehen, aber wenn wir einem Ausdruck begegnen wie „mein Volk“, so ist es klar, dass dies Einer sagt, der Sich in einer anderen Stellung befindet. Dann ist es nicht David, der (gleich Mose) zu Jehova stets „dein Volk“ sagt, und zwar mit Recht, sondern es ist Einer, der (in welcher Trübsal Er auch sein mag) wie Jehova „mein Volk“ sagen und in all ihre Bedrängnisse eintreten kann, in göttlichem Mitgefühl und in gerechter Forderung des göttlichen Gerichts. Ich denke, dass hier, obwohl die Nationen die Feinde sind, doch auf deren völlige Vertrautheit und Ähnlichkeit mit den Gottlosen unter dem jüdischen Volke deutlich hingewiesen wird. Dasselbe finden wir in Jes 66. Sie sind alle miteinander verschmolzen in demselben System und Zustand der Gottlosigkeit.
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Ps 59
Es handelt sich hier um ein Gebet Davids, in dem er um Schutz vor blutdürstigen Männern bat. Der Psalm enthält das wohlbekannte Thema des unerschütterlichen Vertrauens auf Gott. David betete, daß der Herr ihn vor seinen Feinden sicher bewahren und sie demütigen sollte, so daß sie die Souveränität Gottes erkannten.
Der Hintergrund des Psalmes wird durch die Überschrift deutlich: Saul hatte das "Haus Davids" belagert ( 1Sam 19,8-11 a). Michal verhalf David jedoch zur Flucht durch das Fenster ( 1Sam 19,11 b.12-14).
A. Die Verschwörung gegen den Unschuldigen
( 59,2-6 )
Ps 59,2-6
Noch einmal betete David um Errettung aus einer verzweifelten Situation. Er bat um Errettung vor seinen Feinden, blutdürstigen Männern, die ihm auflauerten, um ihn zu töten, und die sich gegen ihn verschworen hatten, obwohl er nichts Verwerfliches getan hatte. Gott, so sagte David, sollte alle strafen, die so verräterisch gehandelt hatten.
B. Triumph über den Verrat
( 59,7-11 )
Ps 59,7-8
David verglich seine Feinde mit knurrenden Hunden , die des Nachts umherschleichen (vgl. V. 15 ). Mit Worten und Taten stellten sie ihren Hochmut unter Beweis, denn sie waren der Meinung, daß auch Gott sie nicht hörte. Ihre Worte waren scharf und angreifend wie Schwerter (vgl. Ps 55,22; 57,5; 64,4 ).
Ps 59,9-11
Aber der Psalmist vertraute darauf, daß seine Feinde sich nicht durchsetzen konnten. Er wußte, daß Gott über die Heiden lacht (vgl. Ps 2,1.4 ). Deshalb wollte er nach Gott und nach seiner Stärke (vgl. Ps 59,18 und den Kommentar zu Ps 18,2 ) und Feste ( miRgoB ; vgl. Ps 59,17-18 und den Kommentar zu Ps 46,8 ) Ausschau halten. David glaubte, daß Gott ihn retten und ihm den Sturz der Gottlosen zeigen werde, die ihn verleumdet hatten.
C. Beweis der Gerechtigkeit
( 59,12-14 )
Ps 59,12
David betete darum, daß der Herr, sein Schild (vgl. den Kommentar zu Ps 3,4 ), die Gottlosen in einer Art und Weise bestrafen möge, daß die Menschen erkennen, daß er souverän herrscht. Die Gottlosen sollten nicht einfach umkommen, denn dann vergäße man sie bloß. Sie sollten umherwandern und als Ausgestoßene und Flüchtige Demütigung erfahren.
Ps 59,13-14
David betete auch darum, daß ihre stolzen Fluchworte und Lügen aufgedeckt und sie bei ihrem Handeln ergriffen werden sollten, so daß andere erkannten, daß Gott in Gerechtigkeit regiert.
D. Davids Lobpreis
( 59,15-18 )
Ps 59,15-18
David war voller Vertrauen, daß er trotz der Gegenwart seiner Feinde (die er noch einmal mit knurrenden Hunden verglich; vgl. V. 7 ) Gott für die Stärke (vgl. V. 10 ), die Liebe und die Sicherheit (als seine Feste ; vgl. V. 10 und den Kommentar zu Ps 46,8 ,und seine Zuflucht , mAnNs , ein Ausdruck, der auch in Ps 142,6 gebraucht wird) preisen würde.