Ps 71
Ps 71 vereint in sich Elemente aus mehreren anderen Psalmen ( 22; 31; 35; 40 ). Dennoch bildet er auch in sich selbst eine Einheit, denn er spricht von dem Glauben eines älteren Menschen durch fast sein ganzes Leben hindurch.
A. Gebet um Hilfe vom Herrn
( 71,1-4 )
Ps 71,1-4
Der Psalmist wandte sich an den Herrn und betete um Errettung vor den Gottlosen. Diese Bitte wird dadurch unterstrichen, daß der Psalmist Gott zutraut, ihn zu erretten. Gott war seine Zuflucht (V. 1 ), sein Fels der Zuflucht (V. 3 ; vgl. Ps 31,3 ) und seine Feste (dasselbe hebr. Wort wie in Ps 18,3;31,5;91,2 ). Der Psalmist sehnte sich nach fortwährender Sicherheit, nach Schutz ( Ps 71,3 ) und nach Errettung vor den Gottlosen (V. 4 ).
B. Gebet aufgrund langwährenden Vertrauens
( 71,5-13 )
Ps 71,5-8
Der Psalmist beteuerte nochmals trotz seiner Bedrängnisse sein uneingeschränktes Vertrauen auf den Herrn. Gott war seine Hoffnung (vgl. Ps 25,5.21; 33,20; 39,8; 62,6 ), der eine, auf den er von seiner Jugend an vertraut hatte (vgl. Ps 71,17 ). Obwohl sich viele über ihn verwunderten (er schien ihnen mächtig zu sein), wollte er weiterhin auf den Herrn, seine sichere Zuflucht, vertrauen und ihn (V. 6.8 ) und seine Pracht (vgl. den Kommentar zu Ps 29,2 ) preisen. (Das hebr. Wort für "Zuflucht" ist hier maHseh , "Schutz vor Gefahr". Es wird auch in Ps 14,6; 46,2; 61,4; 62,8; 73,28; 91,2.9 gebraucht. Es unterscheidet sich von dem Begriff, der in Ps 71,1 gebraucht und mit "ich habe meine Zuflucht genommen" [ HAsCh ] übersetzt wird [ist aber mit dem Nomen maHseh verwandt] und auch von dem Wort mAZNn , "Wohnung" [vgl. Ps 90,1; 91,9 ], das in Vers 3 mit "Hort" wiedergegeben wird.)
Ps 71,9-13
Der Psalmist betete um fortwährenden Schutz ( verlaß mich nicht ; vgl. V. 18 ) in seinen alten Tagen, denn manch einer wollte ihm Böses antun. Sie dachten, Gott hätte ihn verlassen - eine recht merkwürdige Annahme! - und meinten, sie könnten ihn packen und töten. Deshalb bat der Psalmist, daß Gott ihm rasch (vgl. den Kommentar zu Ps 31,3 ) helfen und Schande (vgl. Ps 71,24 ), Spott und Schmach über sie bringen solle (vgl. Ps 70,3-4 ).
C. Ein Leben voller Lob setzt sich fort
( 71,14-24 )
Weil der alternde Psalmist sein ganzes Leben hindurch auf den Herrn vertraut hatte, gelobte er, Gott auch für seine Errettung in der Zukunft zu loben.
Ps 71,14-18
Der Schreiber hoffte auf Gott und pries ihn für seine Gerechtigkeit, seine unergründliche Rettung und mächtige Befreiung (vgl. V. 24 ).
Das Leben des Psalmisten war von seiner Jugend an (vgl. V. 5 ) mit dem Lob über Gottes wunderbare Taten erfüllt. Nun, da er alt war (vgl. V. 9 ), hatte er noch immer den Wunsch, ihn zu preisen, aber Gott durfte ihn nicht verlassen (vgl. V. 9 ), wenn er von der Macht Gottes sprach.
Ps 71,19-21
Der Psalmist wiederholte einige der großen Dinge, die Gott für ihn getan hatte. In seiner Gerechtigkeit (vgl. V. 2.15 ) hatte Gott viele große Dinge getan (V. 19 ). Deshalb ist er unvergleichbar. Die rhetorische Frage: Wer ist dir gleich, Gott? wird mit geringen Variationen in der Wortwahl mehrere Male in den Psalmen gestellt (vgl. Ps 35,10;77,14;89,7;113,5; vgl. auch 2Mo 15,11; Mi 7,18 ).
Gott hatte dem alternden Psalmisten klar gemacht, daß er, der von Bedrängnissen erretten kann, auch sein Leben wieder neu gemacht hatte, indem er ihn aus den Tiefen der Erde heraufgeführt hatte (d. h. von der Schwelle des Todes; vgl. Ps 30,2; 130,1 ). Deshalb glaubte der Psalmist, daß Gott ihn noch einmal groß machen und trösten werde.
Ps 71,22-24
In diesen abschließenden Versen gelobte der Psalmist, Gott mit Gesang und mit Musikinstrumenten zu loben ( die Harfe und die Leier - offensichtlich beides Saiteninstrumente - die beide häufig in den Psalmen erwähnt werden), wenn er jubelte und von den Taten Gottes (vgl. V. 16-17 ) erzählte (vgl. V. 15 ). Die Bezeichnung Heiliger Israels , die im Buch Jesaja häufig Verwendung findet, taucht im Buch der Psalmen nur dreimal auf ( Ps 71,22; 78,41; 89,19 ). Dieses Lob dauerte den ganzen Tag über an, denn Gott ließ alle seine Feinde beschämt werden (vgl. Ps 71,13 ).
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https://www.bibelkommentare.de/komme...en/psalm-69-72 PSALM 71
Die Juden des Überrestes rufen weiterhin zu Gott, um aus der Unterdrückung durch den Antichristen befreit zu werden, welcher hier als „Ungerechter und Gewalttätiger“ bezeichnet wird (Ps 71,1–4). Sie blicken zurück auf die gesamte Erprobung, durch die sie hindurchgehen müssen und bewundern dabei Gottes wunderbare Bewahrung (Ps 71,5–8). Diese gläubigen Juden empfinden die Schwere des Martyriums, wenn sie sich mit einem alten Mann vergleichen, der an das Ende seiner Kräfte gelangt ist. Folglich vertrauen sie komplett auf Gottes Kraft (Ps 71,9–18). Die Errettung des Überrestes erfolgt schließlich am Ende des Psalms. Die Gläubigen, die den Überrest bilden, freuen sich, dass Gott Großes für sie getan hat. Dies wird natürlich erst dann geschehen, wenn Christus als der Sohn des Menschen erscheinen wird. Sie sprechen davon, wiederbelebt und aus den Tiefen der Erde heraufgeführt worden zu sein (Ps 71,19–21). Infolgedessen preisen sie Gott für ihre Errettung und freuen sich ihrer Erlösung aus der Hand ihrer gottlosen Bedränger, die beschämt wurden und mit Scham bedeckt wurden (Ps 71,22–24).