III. Buch III https://bibelkreis.ch/Psalmen/psalmen_walvoord.html
( Ps 73-89 )
Elf der 17 Psalmen dieses Teiles stammen von Asaf ( Ps 73-83 ), einer von David ( Ps 86 ), drei von den Söhnen Korachs ( Ps 84-85;87 ), einer von Heman ( Ps 88 ), und ein weiterer von Etan ( Ps 89 ). Asaf, Heman und Etan waren levitische Musikanten und lebten zur Zeit Davids ( 1Chr 15,17.19 ).
Ps 73
Dieser Psalm behandelt dasselbe Thema wie Ps 49 und könnte daher unter die Weisheitspsalmen eingereiht werden. Der Psalm sollte jedenfalls mit Hinblick auf das Thema "Weisheit" näher betrachtet werden. Asaf berichtete von den Zweifeln, die ihn beinahe überwältigt hätten, als er das Leben eines auf das Diesseitige ausgerichteten Menschen mit seinem eigenen Leben verglich. Aber dann bekannte er die Sündhaftigkeit seiner Gedanken und machte deutlich, daß der Unterschied in ihrem Los ihn dahin brachte, den richtigen Blickwinkel zu behalten.
A. Das Wohlergehen der Gottlosen
( 73,1-14 )
Ps 73,1-3
Asaf legte zu Beginn dieses Psalmes dar, daß er beinahe ausgeglitten wäre (vgl. Ps 94,18 ) und sein Vertrauen auf den Herrn verloren hätte, obwohl Gott gut ist zu jenen in Israel, die auf ihn vertrauen und ein reines Herz haben (vgl. V. 13 ). Der Psalmist hob seine eigene Situation hervor, indem er vier Verse mit einem hebräischen Ausdruck beginnen ließ, der mit ich aber ( Ps 73,2.22-23.28 ) übersetzt wird. Sein Vergehen war der Neid auf das Wohlergehen der Gottlosen. Warum sollte es den Menschen, die sich Gott entgegenstellen, besser ergehen als jenen, die ihm vertrauen? Dieses Problem wurde so groß, daß er beinahe den Glauben an Gottes Güte verloren hätte.
Ps 73,4-12
Asaf ging auf das Wohlergehen der Gottlosen näher ein, das ihm solche Schwierigkeiten machte. Er beobachtete, daß die Gottlosen keine Schwierigkeiten zu haben schienen wie andere Menschen (V. 4-5 ). Sie hüllen sich in Hochmut und Gewalt ein (V. 6 ). Ihre bösen Anschläge sind unbegrenzt (V. 7 ). Ihre Rede ist voller Hohn, Arglist und Hochmut, als wenn ihnen die Erde gehörte (V. 8-9 ). Viele Menschen werden von ihrem bösen Tun (sie wenden sich ihnen zu , V. 10 ) und von ihrem dreisten Selbstvertrauen fortgerissen, und sie meinen, Gott kenne ihre Sünde nicht (V. 11 ; vgl. Ps 94,7 ). Sorglos (vgl. Ps 73,4-5.12 ), wie die Gottlosen sind, ergeht es diesen Hochmütigen immer wohl.
Ps 73,13-14
Asaf gestand, daß er über den Wert seiner Errettung verwirrt war. Er war bald der Ansicht, daß er sich vergeblich gereinigt hatte (vgl. rein in V. 1 ), denn aufgrund seines Glaubens an den Herrn wurde er geplagt und gezüchtigt. So wie vielen Gläubigen vor ihm und nach ihm machte Asaf die Tatsache zu schaffen, daß es Gott den Gottlosen scheinbar wohlergehen ließ und den Gerechten bestrafte.
B. Das Los der Gottlosen und des Gerechten
( 73,15-28 )
Ps 73,15-20
Asaf überwand seine Zweifel, indem er über das Los der Gottlosen nachdachte. Erstens erkannte er die Gottlosigkeit seines früheren Schlusses im Hinblick auf diese Überlegung an. Seine Worte sind wie ein Bekenntnis, denn er wußte, welch eine Treulosigkeit seine Worte für die Versammlung sein konnten (V. 15 ). Der ganze Konflikt war für ihn schmerzhaft ( niederdrückend ), bis er im Heiligtum verstand, was mit den Gottlosen geschehen wird. Gott wird sie auf gefährlichen ( schlüpfrig ; vgl. "ausgeglitten" in V. 2 ) Grund stellen, wo sie stolpern und fallen werden, sie werden niedergeworfen zur Vernichtung und werden plötzlich ausgerottet.
Wenn Gott endlich die Dinge ins Lot bringt, werden die Gottlosen wie Trugbilder (ein Traum) und keine Wirklichkeit mehr sein. Das war die negative Seite der Lösung von Asafs Problem.
Ps 73,21-26
Die positive Seite der Lösung war Asafs Überzeugung von seinem eigenen, ruhmreichen Schicksal. Er bekannte, daß seine Sicht durch Unverständnis getrübt worden war. Wenn er nicht so unverständig gewesen wäre, gestand er ein, wäre sein Herz nicht so erbittert worden (V. 21-22 ). ( Sich grämen heißt wörtl.: "bitter werden"; verbittert heißt wörtl.: "stechenden Schmerz fühlen".) Asafs eigene Lage stand im Gegensatz zu den Gottlosen, denn er wußte, daß Gott immer bei ihm war (V. 23 ), ihn weise führte ( mit seinem Rat ) und ihn in die Herrlichkeit aufnahm (V. 24 ). "In die Herrlichkeit" könnte auch mit "mit Herrlichkeit" übersetzt werden und bedeutet, daß Gott Asaf durch seine Schwierigkeiten hindurch führte, so daß er Ehre (und nicht Schande; vgl. Ps 4,3 ) in seinem Leben empfing.
Zudem versicherte Asaf, daß er nichts außer Gott im Himmel und auf der Erde habe. Obwohl Asaf niedergedrückt war, war Gott doch seine Stärke (vgl. Ps 18,2 ) und sein Teil (vgl. Ps 16,5; 119,57; 142,6 ). Es gibt Gottlose, denen es materiell gesehen wohl ergeht, aber nur der geistliche "Besitz" der Gerechten wird Bestand haben.
Ps 73,27-28
Asaf schloß, daß diejenigen, die Gott ferne sind und die Treue gebrochen haben, vertilgt werden, aber daß jene, die Gott nahe sind, Freude und Sicherheit erlangen. Obwohl Asaf fast sein Vertrauen auf Gott verloren hätte (vgl. V. 2 ), war er sich nun wieder sicher, daß Gott ihn sicher bewahrte und seine Zuflucht war ( maHseh , "Schutz vor Gefahr"; vgl. Ps 14,6; 46,2; 61,4; 62,8-9; 71,7; 91,2.9 ). Die Nähe Gottes hilft Gläubigen stets, eine ausgewogene Sicht der materiellen Dinge und der Gottlosen zu behalten.
--- PSALM 73 https://www.bibelkommentare.de/komme...is/psalm-73-76
Der erste Psalm in der Reihe, zeigt dies deutlich. Er beginnt mit den Worten: „Fürwahr, Gott ist Israel gut, denen, die reinen Herzens sind.“ Der Heilige war bestürzt über die Wohlfahrt der Gesetzlosen, und seine Füße wären beinahe abgewichen. Dann werden die Gesetzlosen in ihrem Wohlergehen näher beschrieben, die große Menge des Volkes verbindet sich mit ihnen, und der Höchste wird verspottet, wogegen der Gottesfürchtige fortwährend gezüchtigt wird: er hat also vergebens seine Hände gereinigt. Doch nein, wenn er so reden wollte, würde er dem Geschlecht der Söhne Gottes treulos werden. Diesen Zustand der Dinge zu begreifen ist für den Menschen zu schwer; aber alles wird klar im Heiligtum Gottes, wo Seine Gedanken offenbart werden. Wie ein Traum nach dem Erwachen, werden alle Anmaßungen der Gottlosen verschwinden, sobald Gott aufwacht. Der Heilige beklagt dann seinen Mangel an göttlichem Verständnis in den Gedanken und Gefühlen, die er gehabt hatte; doch nach allem war er stets bei Gott. Er erfasst ihn bei seiner rechten Hand, Er leitet ihn durch Seinen Rat während der Zeit des Dunkels, und Er wird ihn nach der Herrlichkeit, d. h. wenn die Herrlichkeit offenbart sein wird (vgl. Sach 2, 8), aufnehmen. Das Ergebnis ist ein gesegnetes: Der Treue hat außer dem Herrn niemanden im Himmel, und neben Ihm hat er an nichts Lust auf der Erde; das ist der Erfolg der Prüfung. Doch sein Herz und sein Fleisch vergehen: das ist nicht anders, das ist die Natur, aber seines Herzens Fels und sein Teil ist Gott auf ewig. Die beiden letzten Verse teilen das Ergebnis mit: die ferne von Gott sind und von Ihm abweichen, werden umkommen, aber für den Gottesfürchtigen ist es gut, Gott zu nahen. Er hat seine Zuversicht auf Ihn gesetzt, als Er Sich nicht offenbarte, damit er alle Seine Werke erzähle, wenn die Rettung gekommen ist; denn jene, die später gesegnet werden, ohne durch Prüfungen gegangen zu sein, werden diese Kenntnis von Gott nicht besitzen.
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PSALM 73
Der gottesfürchtige jüdische Überrest ist verwirrt, wenn er auf seine abtrünnigen Brüder schaut. Während er aus Israel fliehen musste, leben sie in Gesetzlosigkeit im Land und häufen Wohlstand an (Jes 2,7.8). Obwohl jene während der Drangsalszeit in das Land zurückgekehrt sind (Ps 73,10), leben sie nun in offener Ablehnung gegen Gott und zeigen kein Interesse an seiner Person (Ps 73,1–12). Der Überrest beklagt sein Los. Er war bemüht, in Aufrichtigkeit vor Gott zu leben – doch augenscheinlich hat ihm dies nichts genützt. Er wurde stattdessen verhöhnt und verfolgt (Ps 73,13–16). Aber in der Hinwendung zu Gott findet der Überrest Trost im Heiligtum 1. Der gottesfürchtige Überrest sieht dann schnelles Verderben über die abtrünnige Masse der Juden im Land kommen und erkennt es als eine Strafe für ihre Gesetzlosigkeit und ihren Abfall von Gott (Ps 73,18–20). Das ganze Land wurde durch die einmarschierten Armeen des Nordens verwüstet (Dan 11,40–43). Der Überrest schämt sich nun seines anfänglichen Neides auf die Abgefallenen und vertraut angesichts seiner Rettung vor den durchmarschierenden Armeen des Nordens ganz auf den Herrn (Ps 73,21–28).