Ps 74
Asaf bat Gott, seines Volkes zu gedenken, weil sein Feind das Heiligtum verwüstet hatte. Er betete, daß Gott, der bei der Vertilgung ihrer Feinde in der Vergangenheit geholfen hatte, nicht zulassen würde, daß sie zuschanden würden.
A. Gebet um Gedenken an das Volk Gottes
( 74,1-2 )
Ps 74,1-2
Der Psalmist bat Gott, nicht weiterhin zornig auf die Schafe seiner Weide zu sein (d. h. auf das Volk Gottes; vgl. Ps 79,13; 95,7; 100,3 ). Gott sollte jener gedenken (und auf sie acht haben), die er erlöst hat (vgl. 2Mo 15,13 ), damit sie sein Erbteil seien (vgl. den Kommentar zu 5Mo 4,20 ), und er sollte seiner Wohnung in Zion gedenken. (Der Begriff Stamm steht für das Volk, wie in Jer 10,16 deutlich wird.)
B. Klage über die Zerstörung
( 74,3-9 )
Ps 74,3
Asaf betete, daß Gott sich ihnen zuwenden und sein Volk retten möge, denn der Feind hatte das Heiligtum verwüstet und das Volk in Gefahr gebracht. Das Wort verwüstet und die Bemerkungen in Vers 4-8 weisen auf eine völlige Zerstörung des Heiligtums hin (vgl. Ps 79 ). Auf welches historische Ereignis sich diese Situation bezieht, muß offen bleiben. Der einzige Anlaß, der dazu paßt, könnte der Einfall der Babylonier 586 v. Chr. sein. Diese Datierung steht jedoch im Widerspruch zu der Autorschaft Asafs, der zur Zeit Davids gelebt hat, weshalb dieses Ereignis als mögliche Erklärung ausscheidet.
Ps 74,4-8
Wie der Psalm berichtete, hatte der Feind im Heiligtum gebrüllt und es zerstört. Die Schnitzereien waren von Äxten und Beilen zerschlagen, das Heiligtum ( der Wohnort Gottes ; vgl. Ps 76,3;84,2;132,5.7; seines Namens , d. h. der Ort, an dem Gott sein Wesen offenbart hatte; vgl. "Name" in Ps 74,10.18.21 ) war ebenso abgebrannt, wie alle Versammlungsorte im Land abgebrannt waren.
Ps 74,9
Der Psalmist litt Kummer angesichts der Tatsache, daß es keinen Propheten gab, der dem Volk geistlichen Rat geben oder darlegen konnte, wie lange diese notvolle Zeit noch dauern würde.
C. Bitte um Hilfe
( 74,10-17 )
Ps 74,10-17
Weil es keinen Propheten mehr gab (V. 9 ), rief der Psalmist selbst Gott um Hilfe an und fragte ihn, wie lange (vgl. V. 9 und den Kommentar zu Ps 6,4 ) der Feind sie noch verhöhnen (vgl. Ps 74,22 ) und Gott schmähen (vgl. V. 18 ) werde. Asaf hoffte, daß Gott nicht länger abwarten, sondern seine rechte Hand , ein Symbol seiner Macht, ausstrecken und diesen vertilgen werde (V. 11 ). Asaf versuchte, Gott herauszufordern, indem er ihn daran erinnerte, wie er in der Vergangenheit geholfen hatte: Gott ist der souveräne König und Retter (V. 12 ), Gott errettete Israel durch das Meer hindurch (das Rote Meer, V. 13 ), er schlug den Leviatan, ein siebenköpfiges Untier, das hier die Macht Ägyptens symbolisierte (V. 14 ), und er hat die völlige Gewalt über die Natur (V. 15-17 ), also auch über Flüsse, über Tag und Nacht, über die Sonne und den Mond und über die Jahreszeiten. Aufgrund der Taten Gottes in der Vergangenheit erhoffte sich Asaf Gottes Hilfe in der Gegenwart.
D. Gedenke des Bundes
( 74,18-23 )
Ps 74,18-23
Asaf bat Gott, den arglistigen Spott des Feindes nicht zu vergessen (vgl. V. 10.22 ) und seine Taube (d. h. einen wehrlosen Vogel, nämlich Israel; vgl. Ps 68,14 ) zu beschützen und an seinen Bund zu gedenken, so daß sein Volk - unterdrückt, arm und elend (vgl. den Kommentar zu Ps 37,14 ) - nicht die Schmach der Niederlage erlitte. Gott, so sagte Asaf, möge erkennen, daß die Feinde Lästerer sind, die ihn verhöhnen ( Ps 74,22; vgl. V. 10.18 ). Deshalb sollte Gott sein Volk nicht verlassen, sondern für seine Sache eintreten und seinen tobenden, schreienden Feinden eine Niederlage zufügen.
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https://www.bibelkommentare.de/komme...en/psalm-73-78 PSALM 74
Die Juden des Überrestes fühlen sich noch verworfen, beobachten jedoch die Verwüstung durch die einmarschierenden Truppen des Königs des Nordens und sehen, wie der Tempel mit Feuer verbrannt wird (Ps 74,1–11). Angesichts dieser Zerstörung schreien sie für ihr Volk zu Gott. Sie flehen zu Ihm, dessen Macht die Welt ins Dasein rief, an dem einmarschierenden Feind Gericht zu üben. Und sie beten gleichzeitig, vor den „raffsüchtigen Truppen“ (Ps 74,192) bewahrt zu werden (Ps 74,12–23).
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PSALM 74
Psalm 74 klagt über die Verwüstung des Heiligtums seitens der Feinde, nachdem dasselbe in dem Lande wieder errichtet ist. Gottes Widersacher, wie der Glaube sie hier nennt, brüllen in der Versammlungsstätte. Des Menschen, nicht Gottes, Zeichen sind die Zeichen der Macht. Jeder öffentliche jüdische Gottesdienst ist beseitigt. Doch nicht nur das – alles, was in einer solchen Zeit zum Trost gereichen könnte, fehlt gänzlich. Es sind keine Wunderzeichen von Seiten Gottes da, um dem entgegenzutreten, keine Propheten, keiner, der da weiß, bis wann, der durch göttliche Unterweisung wüsste, wann Gott in Macht einschreiten wird. Dennoch ist der Glaube vorhanden, dass Gott Sein Volk nicht verlassen wird, und die Frage: bis wann? verwandelt sich, wenn es keine Antwort darauf gibt, in Flehen. Es kann ja nicht immer so bleiben. Die Heiligen stützen sich auf Gottes Treue. Vor alters hatte Er Ägypten geschlagen und Sein Volk trockenen Fußes durchs Meer geführt. Sein war alle Macht in der Schöpfung. Der Feind hatte den Namen Jehovas gehöhnt. Israel wird in dem Überrest noch als Gottes Turteltaube betrachtet; es fordert Gott auf, hinzuschauen auf den Bund, denn die finsteren Örter der Erde (oder des Landes) sind voll von Wohnungen der Gewalttat. Der Unterdrückte, der Elende und der Arme werden, wie immer, dem Auge und Herzen Gottes vorgestellt. Wir finden sie immer wieder im Lande als solche, an die Gott denkt, und an denen Christus Seine Wonne hat. Geradeso ist es hinsichtlich des Geistes, der uns beseelen sollte. Der Psalmist bittet Gott, aufzustehen und Seinen Rechtsstreit zu führen. Das Getöse derer, die sich gegen Ihn erhoben, nahm jeden Tag zu. Es ist beachtenswert, wie der Glaube die Sache des treuen Überrestes, der als der Elende und Unterdrückte betrachtet wird, mit der Sache Gottes eins macht und mit Ihm darüber verhandelt. Der Treue wendet sich an Gott; er erinnert Ihn nur daran, dass Sein Name, den Er in Israel angenommen hat, verhöhnt worden ist. Dieser Name bringt die Bundesbeziehung zu Jehova und Seine zärtliche Liebe zu Seinem Volke in Erinnerung.