Ps 78
Ps 78 führt die Tradition fort, den Bericht von Gottes herrlichen Taten der Vergangenheit von einer Generation auf die andere weiterzugeben. Der Psalmist Asaf flehte seine Generation an, das Gesetz zu halten, Gottes Taten nicht zu vergessen und sich nicht gegen ihn zu erheben. Sie sollten nicht so handeln wie ihre Vorfahren in der Wüste, die vom Zorn des Herrn geschlagen wurden. Sie sollten sich auch nicht eine spätere Generation zum Vorbild nehmen, die Silo plünderte, bevor der Herr David zum König erwählt hatte. Der Psalm ist ein trauriger Rückblick darauf, wie ihre Vorfahren die Werke Gottes vergessen hatten, aber er berichtet auch, wie der Herr sie voller Gnade errettete.
A. Die Unterweisung
( 78,1-8 )
Ps 78,1-8
Asaf rief das Volk dazu auf, seine Unterweisung über die Taten, die Macht und die Wunder (V. 4 ) des Herrn zu hören (V. 1 ), die er seiner Generation bekannt machen wollte. Sie waren von früheren Generationen überliefert worden, wie Gott es befohlen hatte. Das war der Plan des Herrn gewesen, damit das Volk auf ihn vertraute, dem Gesetz gehorchte (V. 7 ) und nicht wie seine ungläubigen Vorväter in Unglaube und Auflehnung hineinstolperte (V. 8 ).
B. Der Ungehorsam Ephraims
( 78,9-11 )
Ps 78,9-11
Es ist nur schwer auszumachen, auf welches Ereignis sich diese Verse beziehen. Ephraims Niederlage im Kampf und sein Ungehorsam gegen Gott, wann immer das auch geschehen sein mag, sind möglicherweise der Grund für die Vorrangstellung Judas vor Ephraim (vgl. V. 67-68 ).
C. Die wunderbaren Taten Gottes, die die Menschen vergessen
( 78,12-72 )
Im restlichen Teil des Psalmes blickte Asaf auf das Eingreifen Gottes in die Geschichte Israels zurück. In Vers 12-39 wiederholte der Schreiber die wunderbaren Taten Gottes an den Vorfahren Israels beim Auszug und in der Wüste. Er sprach auch davon, daß die Israeliten Gott nicht gehorcht hatten. In Vers 40-72 ging Asaf auf die herrlichen Taten Gottes an dem Volk von der Zeit der Plagen bis zur Einsetzung Davids als König und ebenfalls auf den Ungehorsam des Volkes ein.
Ps 78,12-20
Asaf beschrieb die Wunder Gottes im Zusammenhang mit den Plagen (vgl. V. 43-51 ; 2Mo 7-11 ) in Zoan , der Hauptstadt des Landes Gosen im Nordosten Ägyptens ( Ps 78,12 ), mit dem Durchzug durch das Rote Meer (V. 13 ; vgl. 2Mo 14,21-22 ) und in der Wüste ( Ps 78,14-16; vgl. 2Mo 13,21; 17,6 ). Aber das Volk murrte und lehnte sich gegen ihn auf ( Ps 78,17-20 ). Es zweifelte an Gottes Macht (vgl. V. 22 ), versuchte ihn (vgl. V. 41.56 ) und erwartete, daß Gott Wunder täte, obwohl es doch nicht nach seinem Willen lebte.
Ps 78,21-33
Asaf erzählte, daß der Herr auf das Murren Israels zuerst mit Zorn antwortete und Feuer schickte (V. 21-22 ; vgl. 4Mo 11,1-3 ), dann Manna auf sie hinabregnen ließ ( Ps 78,23-25; vgl. 2Mo 16,14-31 ), das das Himmelsbrot genannt wurde, weil es von Gott herabgesandt worden war (vgl. 2Mo 16,4 ), und danach mit dem Fleisch ( Ps 78,27-29 ) der Wachteln (vgl. 2Mo 16,13 ) antwortete, die von einem Südost-Wind hergeweht worden waren (vgl. 4Mo 11,31 ). Asaf erinnerte ebenfalls daran, daß der Zorn Gottes (vgl. Ps 78,21 ) die Begierigen vernichtete (V. 30-33 ; vgl. 4Mo 11,33 ).
Ps 78,34-39
Asaf fügte hinzu, daß sich das Volk immer dann zum Herrn als seinem Fels und Erlöser hinkehrte, wenn er es bestraft hatte, auch wenn dessen Herz nicht fest war. Aber Gott vergab ihm und hielt seinen Zorn immer wieder zurück, denn er gedachte daran, daß es nur Menschen waren, deren Leben vergänglich war (V. 38-39 ).
Ps 78,40-55
Asaf beklagte, wie oft das Volk in der Wüste widerspenstig gewesen war und die mächtigen Taten vergessen hatte, die die Macht Gottes offenbar machten (V. 40-42 ). Nachdem Asaf kurz auf die Plagen in Ägypten eingegangen war (V. 12 ), wandte er sich nun einigen von ihnen in allen Einzelheiten zu (V. 43-51 ; vgl. Ps 105,28-38 ). Sykomoren, Maulbeerfeigenbäume, gab es in Ägypten häufig. Asaf beschrieb auch die große Errettung des Volkes durch die Wüste hindurch, als er es wie eine Herde führte ( Ps 78,52-54; vgl. Ps 79,13 ), und die Eroberung des Landes ( Ps 78,55 ).
Ps 78,56-64
Dann rief sich Asaf voller Betrübnis in Erinnerung, wie das Volk Gott versucht hatte (vgl. den Kommentar zu V. 18 ), widerspenstig war und sich den falschen Göttern zuwandte (V. 56-58 ). Deshalb war der Herr zornig und ließ die Plünderung Silos geschehen, so daß die Bundeslade in Gefangenschaft geriet (V. 59-61 ; vgl. 1Sam 4,4-11 ). Viele wurde damals getötet ( Ps 78,62-64 ), darunter auch die Priester Hofni und Pinhas.
Ps 78,65-72
Asaf erinnerte daraufhin das Volk daran, wie der Herr sich erhob, bildlich gesprochen wie ein Starker, und sein Volk vor seinen Feinden rettete. Aber dann verwarf er die Zelte Josefs, Manasses und Ephraims (vgl. den Kommentar zu V. 9-11 ), die für die Stämme des Nordens standen, und erwählte Judas Zion als Ort für sein Heiligtum und David, seinen Knecht, zu seinem König. Der Unglaube und der Ungehorsam, die bei der Schlacht von Afek Verderben brachten ( 1Sam 4,1-11 ), markierten die Wende zu einer neuen Priesterschaft und einem neuen Heiligtum und zu einem König, der das Volk, Gottes Erbteil, führte (vgl. Ps 78,62;79,1; vgl. den Kommentar zu 5Mo 4,20 ).
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https://www.bibelkommentare.de/komme...en/psalm-73-78 PSALM 78
In seiner prophetischen Anwendung ist dieser Psalm eine gleichnishafte Schilderung der Rückkehr der zehn Stämme4 in das Land Israel nach der Drangsal (Mt 24,29–31). Der Psalm ist eine Nacherzählung der Geschichte der Wanderung Israels von Ägypten nach Kanaan. Diese historische Reise wird in den Propheten häufig in Verbindung gebracht mit der zukünftigen Reise der Stämme Israels zurück in ihr verheißenes Land (Jes 11,15.16; 51,9–11; Jer 16,14.15; Hes 20,34–36 etc.). Es existiert somit eine eindeutige Parallele zwischen diesen beiden Reisen. Die Kinder Israel zogen aus Ägypten heraus, reisten durch die Wüste, in der sie erprobt wurden und erreichten am Ende das verheißene Land. Die zurückkehrenden Stämme Israels werden ebenfalls aus allen Teilen der Welt hervorkommen, von der Ägypten ein Bild ist (Hes 20,34). Auch sie werden durch die Wüste ziehen, in der sie geprüft werden (Hes 20,35–39), um schließlich in das verheißene Land geführt zu werden (Hes 20,40–44). Damit kehren die Stämme in ihr Heimatland zurück, nachdem sie für beinahe 2800 Jahre über die ganze Erde verstreut waren. Während dieser Reise wird vor ihrem inneren Auge zweifellos ihre eigene Geschichte mit all ihrem Versagen vorüberziehen. Dies zeigt dieser Psalm. Sie werden zugeben, dass sie auf dem Boden der Verantwortlichkeit gänzlich versagt haben. Und sie werden lernen, dass die Wiederherstellung Israels ausschließlich auf Grundlage der souveränen Gnade Gottes geschieht (siehe Ps 78,65–69). Der Psalm endet mit einem wunderschönen Bild von Christus: David regiert als König über sein Volk in dem, was typischerweise vom 1000-jährigen Reich spricht.
Fußnoten
- 1Das Heiligtum ist hier nicht der Tempel, den der Antichrist für seinen Götzendienst übernommen hat (wovor der gottesfürchtige Überrest fliehen musste), sondern vielmehr die Gegenwart Gottes im Gebet.
- 2Dies ist eine Übersetzungsvariante gemäß der Fußnote in der Darby-Übersetzung.
- 3Der Antichrist flieht, wenn die Armeen einmarschieren (Sach 11,17; Jes 22,19; Joh 10,12)
- 4C. E. Lunden: „Prophetic Scriptures“, S. 87 und „Until the Day Break and the Shadows Flee Away“, S. 21.
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https://www.bibelkommentare.de/komme...is/psalm-77-79 PSALM 78
In Psalm 78 wird das Verhalten Israels anhand der Geschichte des ganzen Volkes durch die göttliche Weisheit erörtert, während zugleich sehr Wichtige Grundsätze vorgestellt werden. Es hatte vor alters nicht nur eine Erlösung stattgefunden, zu der der Glaube seine Zuflucht nahm, sondern es war auch ein Zeugnis gegeben worden und ein Gesetz, um die Wege Israels zu leiten und zu dem Zwecke, dass die Väter sie ihren Kindern kundtun sollten. Doch die Väter waren ein widersetzliches und widerspenstiges Geschlecht gewesen. Nun, das Gesetz und das Zeugnis waren gegeben worden, damit die Kinder ihren Vätern nicht gleich werden möchten; aber sie waren ihnen gleich geworden, und ihre Geschichte wird hier dargestellt. Darum züchtigte Gott sie; es gab eine direkte, offenbare Regierung hinsichtlich ihrer Wege. Trotz alledem fuhren sie fort zu sündigen. In dem Augenblick, da sie gestraft wurden, wandten sie sich zu Ihm zurück, aber sie heuchelten Ihm nur mit ihrem Munde, ihr Herz war nicht fest gegen Ihn, und sie hielten nicht treulich an Seinem Bunde. Er aber war barmherzig und vergab ihnen, Er gedachte daran, dass sie nur Fleisch waren. Doch selbst nach den Wundertaten in Ägypten vergaßen sie Ihn; und als Gott sie in das Land Kanaan gebracht hatte, wandten sie sich dem Götzendienst zu. Als Gott das hörte, ergrimmte Er und verachtete Israel sehr. Auf dem Boden dieser Regierung, unter dem Gesetz und dem Zeugnis, verbunden mit Gnade und Barmherzigkeit, wurde Israel gänzlich aufgegeben, die Wohnung Gottes verlassen, die Bundeslade der Gefangenschaft und den Händen der Feinde überliefert. Auch das Volk wurde dem Gericht preisgegeben. Doch Jehovas Liebe zu Seinem Volke aufgrund der Gnade war nicht vermindert, und das Elend, in das sie geraten waren, ließ diese Liebe hervortreten. Er erwachte gleich einem Schlafenden und schlug Seine Feinde von hinten und gab ihnen ewige Schmach. Aber das war ein Eintreten in Gnade aufgrund Seiner Liebe zu Seinem Volke. Es war nicht Segnung unter Seiner Regierung aufgrund ihres erfüllten Gehorsams, sondern ein Einschreiten der Gnade, nachdem der Ungehorsam auf dem Grundsatz der Regierung, trotz des Mitgefühls und des Erbarmens Gottes, ein völliges Gericht herbeigeführt hatte. Unumschränkte Gnade trat jetzt auf den Schauplatz. Frühere Segnungen hatten Joseph zum natürlichen Erben gemacht; er besaß ein reiches und doppeltes Teil. Doch Gott erwählte Juda, Er erwählte Zion. Das gab diesem Ort seine Wichtigkeit. Es ist der Ort, wo die Liebe in Gnade sich zeigte als alles unter dem Gesetz gefehlt hatte, trotzdem Gott mit der größten erbarmenden Langmut handelte. Er baute Sein Heiligtum. Das wird nicht gerade als Gegenstand der erwählenden Gnade dargestellt; aber Gott erwählte David, als er in den niedrigsten Verhältnissen war, um Sein Volk zu weiden.
In diesem außerordentlich schönen Psalm finden wir Grundsätze von der höchsten Wichtigkeit. Israel, das betrachtet wird als auf den Boden der Regierung am Sinai gestellt, auf den Boden eines Gesetzes, das mit Barmherzigkeit vermischt war, hatte gänzlich gefehlt, war verabscheut und verworfen. Ein völliger Zusammenbruch war geschehen; die Bundeslade, das Bindeglied zwischen Israel und Gott, die Stätte der Versöhnung und zugleich Sein Thron, war in die Hände des Feindes gegeben. Doch Gott, dessen unumschränkte Liebe zu Seinem Volke in Macht zur Befreiung eingeschritten war, hatte Juda, Zion und David erwählt und in Gnade ein Band geknüpft, indem Er rettete, nachdem alles in Verfall geraten war. Der Glaube kann zu den erlösenden Taten Gottes, aber nicht zu dem Verhalten des Menschen unter dem Gesetz zurückkehren. Psalm 78 ist das Gegenstück zu Psalm 77. Doch alles dieses wird in Israel mitgeteilt, um das, was die Gnade in den letzten Tagen bewirken wird, zum Vorschein zu bringen, nämlich die Wertschätzung des Gesetzes in ihren Herzen, die sie anleiten wird, es ihre Kinder zu lehren (vgl. 1. Mo 18,17-19 und 2. Mo 34). Die Gnade brachte Israel wiederum unter die Bedingung des Gehorsams. Hier bringt die Macht Gottes Rettung, nachdem Israel selbst unter der Gnade gefehlt hat und das Gericht gekommen ist. Gott handelt nach Seinen Gedanken der Liebe. Ausschließlich unter Gesetz hat Israel nie gestanden; die steinernen Tafeln sind nie in das Lager gekommen (vgl. 2. Kor 3). Das Angesicht Moses glänzte erst, als er Gott gesehen hatte, nachdem er zum zweitenmal auf den Berg gestiegen und in Gnade angenommen worden war, aber was Israel betrifft, so wurde es dieses zweite Mal wieder unter Gesetz gestellt. Gnade und Gesetz wurden eingeführt, und das bedeutete Tod und Verdammnis. Dies ist unmöglich, wenn ein Stellvertreter da ist; aber diesen Platz konnte Mose natürlich nicht einnehmen. „Vielleicht werde ich Sühnung tun für eure Sünde“, sagte er; und auf dem Berge bat er Gott: „Lösche mich doch aus deinem Buche.“ „Nein“, war die Antwort, „wer gegen mich gesündigt hat, den werde ich auslöschen.“ Das war Gesetz und – wie wir hier sehen und wie in 2. Kor 3 bestimmt erklärt wird – Tod und Verderben.