Ps 84
Dieser Psalm steht mit Ps 42 und 43 in Verbindung, denn er hat auch die Sehnsucht nach dem offiziellen Ort der Anbetung zum Inhalt. Von der formalen Seite her betrachtet, handelt es sich hier um ein Pilgerlied, obwohl es nicht in der Sammlung der Pilgerlieder ( Ps 120-134 ) steht. In Ps 84 erläuterte der Pilger, wie sehr ein Gläubiger gesegnet wird, der im Glauben zum Tempel zieht, um dort zum Herrn zu beten. Der Psalm wurde entweder von den "Söhnen Korachs" verfaßt, oder er wurde von den Korachitern gesungen.
A. Die Sehnsucht der Seele nach dem Herrn
( 84,2-5 )
Ps 84,2-3
Der Psalmist bricht in Lobpreis der Wohnung (vgl. Ps 74,7;76,3;132,5.7 ) des HERRN, des Allmächtigen (vgl. Ps 84,4.9.13; wörtl. "Jahwe der Heerscharen"), aus. Nach diesem Ort (dem Tempel mit seinen Vorhöfen; vgl. V. 11 ) sehnte sich Herz und Leib (der Körper) des Psalmisten. Die Sehnsucht nach dem Tempel bedeutete, sich nach dem lebendigen Gott zu sehnen (vgl. Ps 42,3 ). Damals konnten sich die Menschen Gott mit Hilfe der Tempelpriester nähern. Der Glaube des Psalmisten gründete sich also auf den lebendigen, mächtigen Gott, den Herrn.
Ps 84,4-5
Der Psalmist vermittelte sein heftiges Sehnen nach Gott und seinem Tempel, indem er auf die beneidenswerte Lage derjenigen hinwies, die sich im Tempel befanden - nistende Vögel und Tempeldiener (Priester, die im Tempel wohnen).
B. Die Pilgerreise zum Tempel
( 84,6-8 )
Ps 84,6-8
Der Psalmist sprach über die Segnungen (vgl. V. 13 ; d. h. die Vorrechte und Wohltaten des Herrn) derjenigen, die ihren Glauben bewiesen, indem sie zur Pilgerfahrt aufbrachen (vgl. 5Mo 16,16 ), um nach Jerusalem (Zion) vor den Herrn hinaufzuziehen.
Auf ihrer Pilgerfahrt erfuhren sie durch die Segnungen Gottes neue Stärkung. Das Tal des Bakastrauches (ein Springkrautgewächs) war offensichtlich ein wasserloser Ort, der zu einem Quellort geworden war. Der Regen bedeckte das trockene Tal mit Wasserlachen, ein Bild, das den Segen Gottes über den gläubigen Pilgern verdeutlicht.
C. Das Gebet des Pilgers
( 84,9-13 )
Ps 84,9-10
Der Pilger betete, wenn er erst einmal die Wohnung Gottes in Zion erreicht hatte, für den König, der wie ein Schild sein Volk beschützte und der Gesalbte Gottes war (vgl. Ps 2,2 ). Als der HERR, der allmächtige Gott (wörtl. "Jahwe, der Herr der Heerscharen"), und der Gott Jakobs kann er zugunsten seines Volkes eingreifen und sein Volk retten.
Ps 84,11-13
Der Psalmist und Pilger legte dar, warum er sich so danach sehnte, nach Zion zu ziehen: Er vertraute darauf, daß Gott sein Gebet erhörte. Er beteuerte nochmals, wie sehr er den Tempel und seine Vorhöfe liebte (vgl. V. 3 ), und erklärte, daß ein Tag dort besser sei als sonst tausend Tage . Es war besser, ein Diener im Hause des Herrn zu sein, als in den Zelten der Gottlosen zu wohnen. Der Grund dafür war selbstverständlich, daß Gott im Tempel wohnte, segnete, bewahrte ( Sonne und Schild war; vgl. den Kommentar zu Ps 3,4 ) und denen Gnade und Güte (vgl. Ps 16,2;34,11 ) schenkte, die untadelig wandelten. Eine weitere Voraussetzung für den Segen Gottes ist das Vertrauen.
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Psalm 84
beschreibt die Segnungen des Hinaufgehens zu den Vorhöfen Jehovas, weist aber zugleich in bildlicher Weise auf den Weg zu diesen Vorhöfen als auf einen Weg durch das Tränental hin. Diesen Weg hatte das Volk Jehovas zu gehen, um zu seinen Segnungen zu gelangen. Daher hat dieser Psalm eine große sittliche Tragweite und ist voll Unterweisung für Christen wie für Juden. In Psalm 63 verlangte der vertriebene Überrest nach Gott Selbst und fand trotz allem sogar in einem dürren und lechzenden Lande Mark und Fett in Ihm. In diesem Psalm sind es die Freuden Seines Hauses, die die Seele beschäftigen, indem sie in den Genuss der Bundessegnungen eintritt. Nicht als ob sie nicht nach dem lebendigen Gott verlangte, aber sie befindet sich in Seinen Vorhöfen. „Glückselig, die da wohnen in deinem Hause! stets werden sie dich loben.“ Dahin gebracht zu sein, das ist die Segnung. Sie werden da nichts anderes zu tun haben, als zu preisen. Das ist der erste, hervorragende Inhalt der Segnung; es ist Segen, völlig und vollkommen in seiner Natur. Er liegt am Ende des Weges.
Und welches ist der Weg, der dahin führt? „Glückselig der Mensch, dessen Stärke in Jehova ist“ – in dessen Herzen die bekannten Wege sind, die zu dem Hause führen. Dies kennzeichnet den Zustand der Seele – ihre Stärke ist in Jehova, ihr Herz in den Wegen, die zu Ihm führen. Dieser Pfad des Segens geht durch Trübsal; darum bedarf man Stärke. Und wie dieser Weg auch sein mag, der zu Ihm führt, man liebt ihn und schlägt ihn ein. Die Heiligen gehen durch das Tränental – es wird für sie zu einer Quelle; denn hierdurch lebt man, und in jeder Hinsicht ist darin das Leben des Geistes (Jes 38, 16). Zudem füllt der Regen von oben die Wasserbehälter jenes lechzenden Landes. Die Heiligen machen sicherlich Gebrauch von ihrer Stärke. Sie wird erprobt, aber sie erneuern dieselbe; sie gehen von Kraft zu Kraft, bis alle vor Gott in Zion erscheinen. Sie sind ein betendes Volk; sie wandeln in Abhängigkeit, im Vertrauen auf die Gnade.
Hier wird wieder der Bundesname. Jehova der Heerscharen, der Gott Jakobs, eingeführt. Er ist der Schild Seines Volkes: sie bitten, dass Er das Antlitz Seines Gesalbten anschauen möge. Das war jetzt das Band zwischen Jehova und Seinem Volke, nicht das Gesetz, das sie übertreten hatten. Sie erscheinen vor Gott in Zion; doch das ist der Platz, wo die Gnade eine königliche Rettung schenkt. Auch können die Interessen des Volkes und des Gesalbten nicht mehr getrennt sein. Der Segen ruht auf Ihm und um Seinetwillen auch auf ihnen. Sodann wird in lieblicher und deutlicher Weise ausgedrückt, welchen Anteil das Herz an der Art der Segnung nimmt, und was alles Jehova für das Herz ist, wodurch es so angezogen wird. Er ist Licht und Schutz, Er gibt Gnade und Herrlichkeit und enthält kein Gutes denen vor, die in Lauterkeit wandeln. Der Gedanke an das, was Jehova ist, bringt den Psalmisten dahin, alles in den einen tiefempfundenen Ausruf zusammenzufassen: „Jehova der Heerscharen! glückselig ist der Mensch, der auf dich vertraut!“ Es ist sehr schön zu hören, wie die Heiligen aufs neue Jehova als ihren Bundesgott von ganzem Herzen preisen, nachdem der Weg in Seine von ihnen gekannte Gegenwart (wenn auch durch Leiden) für sie geöffnet ist. Psalm 63 schildert die Freude in Gott in der Wüste, wo sie nichts anderes hatten als Ihn. Psalm 84 ist der Ausdruck der Freude in Ihm, wenn man dahin gebracht ist, oder auf dem Wege dahin ist, wo man Ihn genießt inmitten alles dessen, was Ihn umgibt.
Fußnoten
- 1Hierauf nimmt der Herr Bezug in Lk 22,69. Er war in Gnade herabgekommen, aber jetzt war Seine Mission beendet; von nun an sollte man Ihn kennen in erhabener, richterlicher Macht. Das verleiht diesem Namen eine große Wichtigkeit und bringt, indem es Psalm 8 mit einschließt, die Befreiung des Überrestes Israels in den weiten Bereich Seiner Macht. Denn als Sohn des Menschen nimmt Er in Seiner eigenen Person gemäß den Ratschlüssen Gottes Menschheit an; nur steht Er über allen Werken der Hand Gottes. Er ist Herr von allem, aber als solcher und kraft Seines eigenen Werkes für das Volk vollbringt Er die Befreiung des Überrestes.
https://www.bibelkommentare.de/komme...en/psalm-79-87 PSALM 84
Die Überschrift dieses Psalms deutet erneut an, dass der gottesfürchtige jüdische Überrest (die zwei Stämme, Juda und Benjamin) bereits befreit wurde (Ps 84,1). Die Rotte Korahs, die vernichtet wurde, ist ein Bild von den abtrünnigen Juden, die Gott verworfen haben. Seine Kinder (die Söhne Korahs) hingegen sind ein Bild des verschonten Überrestes (4. Mos 26,10.11). Im Weiteren zeigt der Psalm die Übungen der zehn zerstreuten Stämme auf, während diese in das Land Israel zurückkehren.6 Dies geschieht nach dem Gericht über den arabischen Staatenbund, der unter der Führung Assyriens stand. Sehnsucht nach Gott steigt in ihnen auf. Als wahre Israeliten sehnen sie sich nach ihrem wahren irdischen Platz in „den Vorhöfen des Herrn“ (Ps 84,2–5). Sie beneiden die Sperlinge und die Schwalben, die einen Platz im Hause des HERRN gefunden haben und wünschen sich, ebenfalls schon dort sein zu können, denn sie empfinden eine tiefe Sehnsucht nach Gott und nach der Stätte seiner Wohnung. Daher brechen sie als seine Auserwählten von den vier Winden her (Mt 24,31) auf zu einer Reise dorthin (Ps 84,6–9). In Vers 6 heißt es über sie: „Glückselig der Mensch, ... in deren Herzen gebahnte Wege sind“ 7. Die gebahnten Wege beziehen sich auf diese Reise nach Zion. Vergleiche auch Jesaja 11,15.16; 19,23; 35,8–10; 49,9–12. Ihr Pfad führt sie durch das Baka-Tal (das Tränental), wodurch angedeutet wird, dass bei ihrer Rückkehr ein Werk der Buße in ihren Herzen stattgefunden haben wird (Jer 31,9.18–21). Sie gehen „von Kraft zu Kraft“ (Ps 84,8). Die Anzahl dieser israelitischen Pilger wächst weiter an, da sie unterwegs andere Gruppen ihrer Brüder treffen, sodass ein beträchtlicher Zug nach Zion entstehen wird. Der Psalm schließt mit ihrem Wunsch, den Messias zu sehen („deinen Gesalbten“), den sie als Sonne und Schild anerkennen (Ps 84,10–13).