V. Buch V
( Ps 107-150 )
Von diesen 44 Psalmen stammen 15 von David ( 108-110; 122; 124; 131; 133; 138-145 ), ein Psalm von Salomo ( Ps 127 ). Die übrigen 28 Psalmen machen keine Angabe über ihren Verfasser.
Ps 107
Dieser Psalm ist ein Aufruf zum Lobpreis, der sich an die Erlösten des Herrn richtet. Der Psalmist ermutigte sie, ihn zu preisen, und legte dar, wie Gott sein Volk aus der Wüste errettet, die Ketten der Gefangenen zerbrochen, die Elenden aufgerichtet, seine Macht den Seefahrern erzeigt hatte und wie der Herr in seiner Gnade über die Natur und über die Belange der Menschen regiert.
A. Die Erlösten sollen den Herrn preisen
( 107,1-3 )
Ps 107,1-3
Gott gebührt Dank für seine beständige Gnade (vgl. V. 43 ). Insbesondere sollten ihm die Erlösten danken, die diese Wohltat Gottes erfahren haben. Der Psalm wurde aufgrund der Wortwahl in Vers 2 b. 3 vielleicht in der babylonischen Gefangenschaft geschrieben.
B. Der Anlaß für den Dank: Errettung
( 107,4-32 )
In diesen Versen zählte der Psalmist vier Beispiele auf, wie der Herr sein Volk errettet hatte. Jedesmal hatte das Volk den Herrn gebeten, ihm aus seiner Not zu helfen, und das hatte er getan (V. 6.13.19.28 ). Jedesmal hatte der Psalmist das Volk dazu gedrängt, Gott für seine Gnade und sein wunderbares Handeln zu danken (V. 8.15.21.31 ).
Ps 107,4-9
Der Herr errettete Menschen von ihrer Wüstenwanderung. Sie waren außerstande, ihren Weg zu finden, sie waren hungrig, durstig und dem Tod nahe, sie schrien zum HERRN , und er brachte sie in Sicherheit. Daher muß der Herr gepriesen werden, denn er sättigte jene mit Gutem (V. 9 ; vgl. Ps 104,28 ), die durstig und hungrig in der Wüste umherirrten.
Ps 107,10-16
Der Herr befreite die Gefangenen von ihren Banden. Die in dunklen Gefängnissen in Ketten lagen, weil sie sich gegen Gott aufgelehnt hatten, schrien zum Herrn und wurden aus der Finsternis erlöst und von ihren Ketten befreit. Der jüdische Targum legt nahe, daß sich diese Verse auf König Zedekia und die Fürsten von Juda in ihrem Exil in Babylon beziehen. Der Herr sollte gepriesen werden, weil er aus der Gefangenschaft befreit.
Ps 107,17-22
Der Herr errettete die Kranken vom Tod. Als die widerspenstigen Sünder Bedrückung erfuhren und sie an die Tore des Todes kamen (vgl. Hi 38,17; Ps 9,13; Jes 38,10 ), schrien sie zu ihm, und er belebte sie wieder und heilte sie durch sein Wort. Deshalb sollte der Herr gepriesen und ihm Dankopfer (d. h. Lobopfer) gebracht werden, weil er ihnen ihre Gesundheit neu geschenkt hatte.
Ps 107,23-32
Gott errettete Seeleute aus ihrer Not auf dem Meer. Die auf dem Meer fuhren, sahen seine Werke, wenn er einen Sturm herbeirief. Ihr Mut schwandt dahin, sie waren am Ende ihrer Weisheit (wörtl.: "all ihre Weisheit wurde verschlungen"), sie riefen zu ihm, und er beruhigte den Sturm, er errettete sie aus der Gefahr und brachte sie sicher ans Ziel. Deshalb sollte der Herr in der Versammlung gepriesen werden.
C. Der Anlaß für den Dank: Herrschaft
( 107,33-43 )
Der Psalmist erzählte, daß der Herr der Herrscher der Welt ist. Das ist der zweite wichtige Anlaß zum Lobpreis Gottes (vgl. V. 4-32 ).
Ps 107,33-38
Der Herr hat über die Natur große Macht. Er kann eine Wüste in ein wasserreiches Gebiet verwandeln (V. 33 ) oder ein wasserreiches Gebiet in eine Wüste. Er kann fruchtbares Land zu Ödland machen (vgl. 5Mo 29,23 ). Er tut dies aufgrund der Gottlosigkeit der Menschen im Land (vgl. 5Mo 29,24-28 ).
Auf der anderen Seite machte Gott das unfruchtbare Land zu bewohnbarem Land ( eine Stadt, wo sie wohnen konnten ; vgl. Ps 107,4.7 ) und zu fruchtbarer Erde (V. 35-38 ). Das tat er zugunsten der Armen und Elenden, so daß ihre Zahl stark zunahm.
Ps 107,39-43
Der Herr hat auch die Macht über das Schicksal der Menschen. Er demütigt und macht den Stolzen gering, aber er erhebt den Armen und Elenden. Deshalb preisen die Erlösten den Herrn ( die Aufrichtigen sehen es und jubeln ), aber die Gottlosen sind verstummt.
Ein Weiser wird diese Dinge sorgfältig überdenken und die große Liebe des Herrn erkennen ( HeseD ; vgl. V. 1.8.15.21.31 ).
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John Nelson Darby(BIOGRAPHIE) PSALM 107-110
INHALTSVERZEICHNIS PSALM 107
Psalm 107 bildet eine Art Überschrift oder Einleitung zu diesem allem; er besingt die Güte Gottes, die ewiglich währt. Das ist jener gesegnete Ausdruck des Glaubens an die unwandelbare Güte Jehovas zu allen Zeiten, den wir seit der Entfaltung der Gnade in Davids Tagen so häufig finden. Es wird in besonderer Weise das glückselige Teil des wiederhergestellten Israel sein, diese Güte zu besingen. Unser Psalm zeigt uns die beiden Abschnitte der Befreiung Israels, in denen sich die Güte Jehovas erweist. Sie werden erlöst aus der Hand des Bedrängers, und sie werden gesammelt aus den Ländern von Osten und Westen, von Norden und Süden. Das ist der doppelte Charakter der Wiederherstellung Israels: Befreiung von den Feinden im Lande und Sammlung aus den Nationen von überall her. Aber der eigentliche Gegenstand des Psalmes ist die Güte Jehovas. Verschiedene Arten der Befreiung mit den sie begleitenden besonderen Umständen (und zwar als Antwort auf den Notschrei des Menschen, der sich durch seine Torheit selbst ins Elend gebracht hat) werden betrachtet mit dem Wunsche, dass die Menschen Jehova preisen möchten wegen Seiner Güte und wegen Seiner Wundertaten an den Menschenkindern. Israel ist es, an dem solche Wundertaten Jehovas in besonderer Weise wahrgenommen werden können. Der Psalm schreitet fort bis zu jener Zeit, wo die Juden nach ihrer Rückkehr im Lande Kanaan gezüchtigt werden, zeigt aber, wie schließlich der Stolz des Menschen gänzlich gebeugt werden wird: Jehova „schüttet Verachtung auf Fürsten“ und „hebt den Armen empor aus dem Elend und macht Herden gleich seine Geschlechter“. Das große Endergebnis der Regierungswege Gottes wird dann gezeigt: die Gerechten werden sich freuen, und alle Ungerechtigkeit wird ihren Mund verschließen. Wer weise ist und die Wege Gottes beachtet, wird die Gütigkeiten Jehovas verstehen. Man beachte, dass die Güte Gottes, wie sie hier betrachtet wird, sich ausschließlich in irdischer Rettung und Segnung kundgibt. Das ändert nichts daran, dass es Seine Güte, eine Güte voller Lieblichkeit, ist, aber wir erkennen daraus sehr klar, auf welchem Boden sich diese Belehrungen bewegen.
Stanley Bruce Anstey EINFÜHRUNG IN DAS FÜNFTE BUCH DER PSALMEN
Das fünfte Buch der Psalmen (Ps 107–150) eröffnet den umfangreichsten Blick auf die Rückkehr und Wiederherstellung der zehn Stämme Israels sowie den Sieg über ihre letzten Feinde und die Aufrichtung des 1000-jährigen Reiches. Ausdrücke wie „Kehre um, HERR“ (Ps 6,5; 80,15; 90,13), „HERR, wie lange?“ (Ps 6,4; 13,2.3; 35,17; 74,10; 79,5; 80,5; 89,47; 90,13; 94,3.4), „Stehe auf, HERR“ (Ps 3,8; 7,7; 9,20; 10,12; 17,13; 44,24.27; 74,22; 82,8) und ähnliche Formulierungen aus den ersten vier Büchern tauchen in diesem nicht auf,1 da sich dieses ganze Buch auf die Zeit bezieht, zu der Christus bereits zurückgekehrt ist und in Zion bleibt (Ps 110,2; 125,2; 128,5; 132,13; 134,1–3, 135,21 usw.). Während das vierte Buch vorstellt, wie der Herr zurückkommt, zeigt uns das fünfte Buch, wie sein Volk (insbesondere die zehn Stämme) sich zu Ihm versammeln, nachdem Er bereits zurückgekehrt ist (Ps 107,3; 114,1; 122,4; die Stufenlieder Ps 120–134; 125,2; 135,8–12; 136,10–22; 137,1.4; 138,7; 147,2; 148,14).
Die große Drangsal ist vorüber. Das Tier und der Antichrist sind zu dieser Zeit bereits gerichtet.2 Die in diesem Buch umschriebenen Umstände tragen sich in dem Zeitraum zwischen dem 1290. und dem 1335. Tag zu.3 Vergleiche die Übersichtsgrafik in der Einleitung dieses Kommentars.4 Obwohl der Herr in diesem Buch bereits zurückgekehrt ist, sind die Feinde Israels noch nicht völlig besiegt.5 Gog (Russland) ist noch nicht vernichtet. Das „Haupt über ein großes Land“ (Ps 110,6), „alle Nationen hatten mich umzingelt“ (Ps 118,10–12) und der „Mann der Gewalttat“ (Ps 140,2.5.12) beziehen sich auf den Assyrer, womit Gog (Russland) gemeint ist.6 Folglich befinden sich die wiederhergestellten Stämme Israels nach wie vor in Not und nicht im vollen Besitz des verheißenen Landes.7 Doch je mehr das Buch auf sein Ende zugeht, werden die Feinde Israels endlich besiegt sein und die Stämme werden in die völlige Befreiung und Segnung des Reiches geführt. Obwohl uns die Psalmen bis zur Errettung Israels und zu den Segnungen des Reiches hinaufführen, führen sie uns nicht durch das 1000-jährige Reich hindurch.8
Das fünfte Buch der Psalmen wurde oft mit 5. Mose verglichen. In 5. Mose wird die Geschichte der Kinder Israel nacherzählt, wie sie aus Ägypten in das verheißene Land zogen. Außerdem stellt es die Lebensordnung für das Volk im Land vor. Auch das fünfte Buch der Psalmen zeigt uns, wie die Stämme Israels aus allen Teilen der Welt (wovon Ägypten ein Bild ist) ins verheißene Land zurückkehren und stellt ihre Freude und ihre Lobpreisungen dort vor.
Die einzelnen Psalmserien in diesem Buch sind: Psalm 107–113, Psalm 114–119, Psalm 120–134, Psalm 135.1369, Psalm 137–150. Jede Psalmserie beginnt damit, dass die zehn Stämme Israels außerhalb des verheißenen Landes in Not sind und zurückkehren zu dem Herrn nach Zion. Und jede Psalmserie endet damit, dass ihre letzten Feinde besiegt werden und sie den Herrn in seinem Reich (dem 1000-jährigen Reich) preisen.
Fußnoten
- 1Der Ausdruck „Stehe auf, HERR“ kommt im fünften Buch einmal vor (Ps 132,8). Doch es scheint sich dabei eher um Israels Wunsch, dass der Herr seinen rechtmäßigen Platz als König in Jerusalem einnehme, zu handeln als um einen Ruf zu Ihm um Befreiung.
- 2J. N. Darby: „Notes and Comments“, Bd. 3, S. 174, 182, 211, 215. J. N. Darby: „Synopsis of the Books of the Bible“ über Psalm 110 und 120.
- 3C. E. Stuart: „The Psalms“, S. 137.
- 4Die Übersichtsgrafik ist nicht Teil der pdf-Version dieses Kommentars, aber in der online-Version einsehbar: https://www.bibelkommentare.de/komme...er-die-psalmen (Anm. des Übers.).
- 5J. N. Darby: „Collected Writings“, Bd. 30, S. 119: „Das fünfte Buch hat eine besondere Bedeutung, denn es gibt die Umstände des Überrestes nach seiner Wiederherstellung wieder.“ Vergleiche auch J. N. Darby: „Synopsis of the Books of the Bible“ über Psalm 120.
- 6J. N. Darby: „Notes and Comments“, Bd. 3, S. 212, 215, 264. J. N. Darby: „Letters“, Bd. 1, S. 522–523, Bd. 3, S. 359.
- 7J. N. Darby: „Synopsis of the Books of the Bible“ über Psalm 108.
- 8J. N. Darby: „Notes and Jottings“, S. 206. J. N. Darby: „Synopsis of the Books of the Bible“ über Psalm 149. J. N. Darby: „Collected Writings“, Bd. 19, S. 8.
- 9Wie der Autor später anmerkt, handelt es sich bei diesen beiden Psalmen mehr um einen Anhang der vorherigen Psalmserie als um eine eigenständige (Anm. des Übers.).
Mit diesem Psalm beginnt eine neue Serie. Er betrachtet, wie die Stämme Israels (insbesondere die zehn Stämme), die unter den Nationen verstreut waren, wieder in das ihnen verheißene Land gesammelt werden (Ps 107,1–3). Dieser Psalm bietet eine vierfache Beschreibung der zukünftigen Befreiung der Israeliten und ihrer Rückkehr ins Land. Jede dieser Beschreibungen endet mit der Doxologie: „Mögen sie den HERRN preisen wegen seiner Güte und wegen seiner Wundertaten an den Menschenkindern!“ (Ps 107,8.15.21.31). Zuerst sehen wir die Israeliten als Wanderer, die in der Wüste dieser Welt umherirren, und unter Hunger und Durst leiden. Doch durch das Eingreifen Gottes werden sie dahin zurückgeführt, Gott zu preisen (Ps 107,4–9). Als zweites sehen wir sie als Gefangene, elendig in den Ketten eines Gefängnisses liegend. Doch, nachdem sie zu Gott riefen, hat Er sie befreit (Ps 107,10–16). Drittens sehen wir sie als Toren, die für den Wunsch nach Erkenntnis sterben. Doch wieder finden wir: Nachdem sie zu Gott riefen, hat Er sie emporgehoben und geheilt (Ps 107,14–22). Zuletzt sehen wir sie als Matrosen, die im Meer der Nationen hin und her geworfen werden. Und wieder, nachdem sie zu dem Herrn riefen, werden sie aus ihrer Not befreit und in ihren ersehnten Hafen gebracht, das verheißene Land (Ps 107,23–32). Der Herr, der ihr Land wegen ihres Ungehorsams (5. Mos 11,13–17) in seinen Regierungswegen zur Dürre werden ließ, segnet es nun (Ps 107,33–38). Nachdem die wiederhergestellten zwölf Stämme in ihrem Land zur Ruhe geführt wurden, werden sie durch eine andere Bedrängnis erneut bedrückt. Dies bezieht sich vielleicht auf die anrückenden Armeen unter Gog (Russland), die angreifen werden, wenn Israel in sein Land zurückgekehrt sein wird (Hes 38,11.12). Doch der Herr errettet sie und bewirkt ihre Freude (Ps 107,39–43).