Ps 110
Die Worte dieses Psalmes richten sich an den "Herrn" des Psalmisten. Es ist die Ausdrucksweise eines Propheten, der eine Offenbarung von Gott erhalten hat. Der König war auch Priester, eine Tatsache, die über die Ordnung Aarons hinausschaut, die keine königliche Ordnung war. Das ist ein Grund dafür, daß dieser Psalm unter die prophetischen Psalmen eingereiht wurde. Jesus zitierte Ps 110,1 in Mk 12,36 (vgl. Mt 22,44; Lk 20,42 ), um darzulegen, daß er, der Messias, Davids Herr und nicht nur Davids Nachkomme war ( Mk 12,35.37 ). Wenn Jesus diesen Abschnitt zitierte, dann wird auch deutlich, daß Ps 110 von David verfaßt und vom Heiligen Geist inspiriert war und daß er vom Messias spricht. Ps 110,1 wird auch in Apg 2,34-35 und in Hebr 1,13 zitiert. Es entspricht deshalb nicht den historischen Tatsachen, wenn Ps 110 von Bibelkritikern in die Makkabäerzeit datiert wird, als Priester eine Zeitlang die Macht innehatten. Jene Anführer waren zuerst Priester und besaßen auch Macht, aber in Ps 110 ist der König ein Priester.
Die Einheit von Priesteramt und Königswürde im Messias wurde in anderen alttestamentlichen Abschnitten bereits prophezeit (z. B. Sach 6,12-13 ). Es ist schwierig, Ps 110 auf ein bestimmtes Ereignis im Leben Davids festzulegen. David schrieb ihn in jedem Fall in dem Wissen, daß der Gesalbte ein gerechtes Königreich haben werde ( 2Sam 23,2-4 ). David wußte, daß ein Größerer als er kommen werde, dem die Herrschaft, die Macht und die Herrlichkeit in Ewigkeit gehörten.
David empfing in Ps 110 einen Weisheitsspruch über die Erhöhung seines Herrn. Er beschrieb dann das heilige Heer dieses König-Priesters und seinen Sieg über alle Völker.
A. Die Weissagung über die Erhöhung des Herrn
( 110,1-2 )
Ps 110,1-2
David hörte ein Gespräch im Himmel zwischen dem Herrn ( Jahwe ) und dem Herrn ( ?XDOnay ) Davids, d. h. zwischen Gott, dem Vater, und dem Messias. Das Verb spricht lautet im Hebräischen n+?um und ist ein Wort, das häufig zur Beschreibung einer Weissagung oder einer Offenbarung gebraucht wird. In dieser Weissagung sprach Jahwe, daß der Herr Davids, der Messias, zur rechten Hand Jahwes sitzt (vgl. V. 5 ), dem Platz, der bis zum Ende der Zeitalter (vgl. Ps 2,8-9 ) Autorität symbolisiert. Zu dieser Zeit wird der Herr den Herrn Davids, den Messias, schicken, um ihm seine Feinde zu unterwerfen. Ein Fußschemel symbolisiert völlige Unterwerfung. Mit seinem Zepter wird der Messias über seine Feinde herrschen.
B. Die Herrschaft des Messias
( 110,3-4 )
Ps 110,3
Der Messias wird von einem Heer begleitet werden, das sich freiwillig anbietet, an seinem Kampf teilzunehmen. Es handelt sich jedoch nicht um einen gewöhnlichen Kampf. Es wird ein gerechtes Gericht über die Gottlosen sein. Deshalb ist Heiligkeit der Schmuck, der nötig ist. So wie sich die Israeliten vor dem Kampf vor dem Herrn heiligen mußten, so müssen die Gläubigen am Ende der Zeitalter heilig sein (vgl. 2Pet 3,10-11.14 ).
Die jungen Kämpfer werden mit dem Tau am Morgen verglichen. Dieser Vergleich weist auf Frische, plötzliches Erscheinen, eine große Zahl und sogar auf den Zeitpunkt ihres Erscheinens hin: am frühen Morgen ( der Schoß der Morgenröte ). Deshalb sollen die Knechte des Messias ihm freiwillige Opfer bringen, in Heiligkeit geschmückt sein, und sie werden plötzlich mit jugendlicher Kraft erscheinen.
Ps 110,4
Der Herr (Jahwe) hat durch seinen Eid bekräftigt, daß der Messias ewiglich Priester nach der Ordnung Melchisedeks sein wird. Das Volk des Messias wird einen ewigen Hohenpriester haben. Melchisedek war der König von Salem (Jerusalem) und Priester Gottes, des Höchsten ( 1Mo 14,18; Hebr 7,1 ). Viele Jahre, nachdem er in Jerusalem regiert hatte, herrschten dort David und seine Nachkommen.
Die alte Einheit zwischen Priester und König in einer Person wird im Messias wiederhergestellt werden, eine Tatsache, die das Ende der Ordnung von Aarons Priesterschaft notwendig macht. Darauf zielt der Schreiber des Hebräerbriefes ab, wenn er viermal Jesus als Priester nach der Ordnung Melchisedeks bezeichnet ( Hebr 5,6; 6,20; 7,17.21 ). Als Priester brachte sich Jesus selbst durch seinen Tod am Kreuz als Opfer dar ( Hebr 7,27-28; 10,10 ). Er ist kein Nachkomme Aarons (vgl. Hebr 7,11-18 ), aber der ewige Hohepriester (vgl. Hebr 7,21-26.28 ) des neuen Bundes (vgl. Hebr 8,13; 9,15 ). Weil er auch der verheißene Davidskönig ist, sind beide Funktionen in einer Person vereinigt.
C. Der Sieg des Messias
( 110,5-7 )
Ps 110,5-7
David sah den herrlichen Sieg des Messias voraus. Davids Herr (der Messias; vgl. V. 1 ) sitzt zur rechten Hand Gottes, des Vaters (vgl. Hebr 8,1; Hebr 10,12 ), dem Ort, der seine Autorität bezeugt. Wenn der Messias-Priester kommt, wird er Könige vernichten ( zerschmettern ; vgl. Offb 16,16;19,13-15 ) und Völker richten (vgl. Joe 3,2.11-14 ). Er erfrischt sich mit einem Trunk am Weg und erlangt neue Kraft. Er erhebt sein Haupt und wird erhöht.
Nach den Aussagen des Neuen Testamentes wird Christus, begleitet von seinen Heiligen, wiederkommen, um die Welt zu richten und sein Königreich auf der Erde aufzurichten.
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https://www.bibelkommentare.de/komme.../psalm-107-110 PSALM 110
Psalm 110 ist, obgleich höchst bedeutungsvoll, doch so einfach in seiner Anwendung, dass er nur wenige Bemerkungen erfordert. Der Arme und Verachtete, der Hass für Seine Liebe erntete, wie wir in Psalm 109 sahen, ist Davids Herr, zu dem Jehova gesprochen hat: „Setze dich zu meiner Rechten.“ Es ist von höchstem Interesse, zu sehen, wie in Jesaja 6 der „Herr“ (Adonai) zugleich im vollsten Sinne „Jehova der Heerscharen“ ist; und in unserem Psalm sitzt Er, der „Davids Sohn“ ist, zur Rechten Jehovas und zerschmettert Könige am Tage Seines Zornes (vgl. Ps 2). Die ganze Wahrheit bezüglich der Vereinigung der Versammlung mit Christo im Himmel wird hier übergangen, und der Psalm geht von der Tatsache, dass Christus Sich zur Rechten Gottes gesetzt hat, gleich dazu über, dass der Stab Seiner Macht aus Zion gesandt werden wird. Dies beweist wiederum, dass wir uns in den Psalmen auf völlig jüdischem Boden befinden. Man beachte ferner, dass Psalm 110 die Antwort Gottes auf die Verwerfung Christi hienieden ist. Wir finden hier nicht Sein Kommen vom Himmel, um den Antichristen zu vernichten; vielmehr sehen wir, dass Er schon von Zion Besitz genommen hat, und dass der Stab Seiner Macht von Zion ausgeht. Dies entspricht der ganzen Lage der Dinge in diesem fünften Buche der Psalmen, wo wir wohl die Juden wiederhergestellt, aber noch nicht Israels oder Christi Herrschaft in Zion völlig errichtet und in Ausübung sehen. jedoch ist Israel jetzt Sein williges Volk am Tage Seiner Macht (vgl. Hld 6,12). Ach wie ganz anders war es am Tage Seiner Erniedrigung! Das sahen wir in Psalm 109. Aber hier finden wir den Morgen eines neuen Tages, an dem wir nicht mehr die Väter, sondern die Kinder der Gnade erblicken!
Dann vernehmen wir den Schwur Jehovas, der Ihn nicht gereuen wird, dass Christus als Priester auf Seinem Thron sitzen soll auf der Erde. Dies ist gleichzeitig Verheißung und Prophezeiung. Auch der Tag Seines Zornes wird angekündigt; es ist der Tag des Zornes des Herrn (Adonai), der zur Rechten Jehovas sitzt – der Tag, an dem Seine Feinde zum Schemel Seiner Füße gelegt sein werden. Solange Er noch zur Rechten Jehovas sitzt, währt die Zeit der Gnade, die Zeit der Annehmung. Christus ist erhört und erhöht worden, und das Werk Seiner Gnade unter den Menschenkindern ist das Ergebnis Seines Versöhnungswerkes. Dann jedoch wird der Tag Seines Zornes kommen, an dem das geschriebene Gericht zur Ausführung gelangt. Ich denke, dass „das Haupt über ein großes Land“ (V. 6) die höchste Macht auf der Erde bezeichnet, nicht den Antichrist noch das Tier; denn diese beiden werden schon früher, bei Christi Herniederkommen vom Himmel, vernichtet. Der sich selbst erhöhende Mensch wird erniedrigt werden; Christus dagegen, der in Demut und Abhängigkeit von Seinem Vater die Erquickungen entgegennahm, die Ihm nach Gottes Willen auf dem Pfade der Erniedrigung zuteil wurden, wird dann Sein Haupt erheben und auf der Erde erhöht werden. Diese Psalmen bilden die Grundlage der ganzen Darstellung; was folgt, ist mehr ein Überblick über die Umstände und Ereignisse, sowohl vergangener als zukünftiger Zeiten mit daran geknüpften Betrachtungen, wenn wir sie so nennen dürfen, und Preis und Lob Gottes im Blick auf das Endergebnis.
** PSALM 110
Während uns Psalm 109 an Christus in seiner Erniedrigung erinnerte, wird Er in Psalm 110 in seiner Erhöhung vorgestellt. Dieser Psalm ist die göttliche Antwort auf das Rufen des vorherigen Psalms. Ab der Auferstehung wird der Herr als derjenige betrachtet, der gemäß dem Willen Gottes in die Himmel hinaufgestiegen ist (Ps 110,1).2 Vergleiche auch Apostelgeschichte 2,32–35 und Hebräer 10,12.13. Dort ist Er während der gegenwärtigen Gnadenzeit (circa 2000 Jahre). Doch dann regiert Er, der einst verworfen wurde, und zwar öffentlich. Sein Volk, das Ihn einst ablehnte, ist wiederhergestellt und „voller Willigkeit“ an diesem Tag seiner Macht. Christus wird uns hier vorgestellt als König, der „aus Zion“ regiert 3 (Ps 110,2.3); als Priester, der sein Priestertum nach der Ordnung Melchisedeks ausübt (Ps 110,4); und als Richter, der Gericht übt an den Feinden Gottes (Ps 110,5–7).