Wohlstandsevangelium
Nach dieser Überzeugung bewirkt der angeblich volle Glaube nicht nur Befreiung von der Schuld der Sünde, sondern auch den Sieg über alle Krankheiten und Armut.
Problemanzeige:
Es war dies die "Theologie" der Freunde Hiobs. Paulus wäre nach dieser Lehre weniger als Apostel, sondern als Versager ein Beispiel
(1. Kor4,8-10; 2Kor 6,10).
Der unbedingte Glaube an Gesundheit hat schon viele Menschen in Gewissensnöte geführt, wenn die Heilung ausblieb. Nicht selten sind Christen an ihrem Glauben buchstäblich gestorben. Die Bibel lehrt, dass wir auf die Erlösung des Leibes warten (Röm 8,23).
Dokumentation:
Der Sieg Jesu wird nicht nur für Sünde und Krankheit in Anspruch genommen, sondern wirkt sich auch auf Wohlstand und Erfolg aus. Dieses Denken hat sich besonders in den letzten Jahren stark verbreitet. Wesentlich zur Ausbreitung dieses Gedankenguts haben die US-amerikanischen
Prediger Kenneth Hagin und Kenneth Copeland beigetragen. Copeland als engster Mitarbeiter Hagins behauptet sogar, dass der Mensch ein Gott ist, jedoch mit einem kleinen "g" geschrieben.
Auch der Mediziner und Buchautor Dr. Wolfhard Margies (Gründer der "Gemeinde auf dem Weg") ist ein entschiedener Verfechter dieses "Prosperity-Evangeliums". In seinem Buch "Das Kreuz der Gesegneten" geht er in der Beurteilung des sichtbaren Segens und Wohlstandes sogar so weit, dass er die verfolgten Christen in Russland als Opfer ihrer eigenen nicht ausgelebten Glaubensüberzeugung bezeichnet, weil sie diese Gesetze des Glaubens, die ja Gesundheit und Erfolg garantieren, nicht angewendet hätten.
Sie "... haben durch ihre unbiblischen, dem Willen Jesu zuwiderlaufenden Leidensprioritäten die Obrigkeit indirekt in die jahrhundertelangen antigöttlichen Herrschaftsformen getrieben. Mit ihrem verkehrten Verständnis hoben sie dann schließlich das geerntet, was sie gesät haben.
Sehr stark auf dieser Ebene des Erfolgsdenkens liegt auch der koreanische Evangelist David Yonggi Cho. Da man neue oder größere Dimensionen erkannt zu haben meint, tragen solche Bewegungen bzw. Kirchen sehr oft die Bezeichnung "Volles Evangelium".
Cho spricht von einer fünffältigen Auswirkung des Evangeliums. Dazu gehört nicht nur die Befreiung von Krankheit, sondern auch die Befreiung vom Fluch der Armut. Wohlstand und Erfolg sind gemäß dieser Überzeugung der sichtbare Beweis für Gottes Wohlgefallen.
"Ich glaube, dass es Gottes Wille ist, dass wir geistlich, leiblich und finanziell Im Wohlstand leben.
Der deutsche Prediger Siegfried Müller (Gründer der Gemeinde "Missionswerk Karlsruhe"), der sehr stark von Yonggi Cho geprägt ist, erklärte in einer Predigt vom 19.10.1986, " dass wir Gott verunehren, wenn wir ein rostiges Auto fahren. »
“ Wolfhard Margies, Das Kreuz der Gesegneten, Aufbruch, Berlin 1990. Paul Yonggi Cho, Nicht nur Zahlen, Verlag Information und Kommunikaton, Bad Homburg 1986, S. 35. 11
In derselben Botschaft bezeichnet er sich als "König von Karlsruhe.
Während Paulus noch schreiben konnte, "als die Armen, aber die doch viele reich machen" (2Kor 6,10), kann man von manchen dieser Verkündiger sagen:
"Als die reichen, die doch viele arm machen".
Rolf Hille, ehemaliger Allianzvorsitzender, schreibt in diesem Zusammenhang: "Zwar sei für Christen die Schuldfrage dadurch geklärt, dass Jesus Christus Sünden vergebe, jedoch bleibe die Frage nach Glück und Wohlergehen im irdischen Leben offen."
Die charismatische Bewegung sei für ihn in dieser Hinsicht "die tragischste Bewegung in der Geschichte der Kirche", so Hille.
Sie scheitere an einer fehlerhaften Bibelauslegung, da sie Heilung als Normalfall und Krankheit als Ausnahmefall ansehe.
Der Wunsch nach Wiederherstellung des Paradieses erfülle sich jedoch nicht in diesem Leben.''
Vertreter:
Oral Roberts, T.L. Osborn, Robert Schüller; Yonggi Cho, Kenneth Hagin, Kenneth Copeland, Wolfhard Margies, Siegfried Müller, John Angelina, Terry D. Jones, Volkhard Spitzer u.a.
Stadelmann / Seibel