Das Gleichnis vom verlorenen Sohn - Lukas 15,11-32
Leitvers: Hesekiel 33,11
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Hesekiel 33,11 Sprich zu ihnen: So wahr ich lebe, spricht der Herr, Jehova, ich habe kein Gefallen am Tode des Gesetzlosen, sondern daß der Gesetzlose von seinem Wege umkehre und lebe! Kehret um, kehret um von euren bösen Wegen! Denn warum wollt ihr sterben, Haus Israel?
Immer noch ist der Herr Jesus Christus im Gespräch mit den Pharisäern und Schriftgelehrten, die ihm seine Gemeinschaft mit den Zöllnern und Sündern
zum Vorwurf machen. V. 2. Mit großer Geduld und Langmut wirbt er bei ihnen durch ein drittes, unmiß verständliches Gleichnis um Einsicht und Abkehr von ihrem selbstgerechten Wesen.
I. Das Vaterhaus. V. 11
Es war ein wohlhabender Mann, von dem es heißt, daß er zwei Söhne hatte, die die Liebe, die Fürsorge, den Schutz des Vaters genossen und Teilhaber seines Reichtums und aller daraus entstehenden Ehre und Bequemlichkeit waren.
So beschreibt uns der Herr das ursprüngliche Verhältnis seines himmlischen Vaters zu den Menschen, 1. Mose 2,8-25, insbesondere aber zu seinem aus erwählten Volk Israel. Es besaß nicht nur große Verheißungen, sondern erfuhr auch die Segnungen eines liebenden Vaters, der seine Kinder mit Treue umsorgt, schützt und trägt. 1. Mose 12,1-3; 15,1.5-7; 22,15-18; 26,3-5.12.28-29; 28,10.13-15; 32,9-10.12; 2. Mose 3,6-8; 15,26; 19,4-6; 5. Mose 1,29-30; 4,7-8; 7,6-9; 8,2-10.
II. Die Abkehr des jüngeren Sohnes. V. 12-13
1. Die innere Abkehr. V. 12.
Drang nach Selbstverwirklichung und Freiheit von der väterlichen Bevormundung, törichte Unerfahrenheit und die sündigen Triebe des natürlichen Herzens veranlassen den Sohn, vom Vater die vorzeitige Zuteilung seines Erbes zu fordern: „Vater, gib mir!“
2. Die äußere Abkehr. V. 13;
es ist die konsequente Weiterentwicklung seiner inneren Trennung vom Vater.
Der Sohn macht ganzes Werk, läßt nichts zurück, bricht alle Brücken hinter sich ab und wendet dem Vater und der Heimat den Rücken zu, um in ein fernes Land zu reisen, heraus aus der Reichweite und dem Einfluß des Elternhauses.
3. Das Schweigen des Vaters.
Der Vater willfährt dem Willen des Sohnes ohne ein Wort der Mahnung oder des Widerspruchs.
Doch zeigen die prophetischen Schriften des Alten Testamentes, daß dieser Abkehr des Sohnes rechtzeitige Ermahnungen in Liebe und Strenge von Seiten des Vaters vorausgegangen sind und daß das Schweigen des Vaters nunmehr ein Zeichen des Gerichts ist.
III. Der Aufenthalt in der Fremde. V. 13-16
1. Der Anfang. V. 13.
Er gibt sich allen Freuden der Welt, seinen Lüsten und Begierden und damit auch dem Fürsten dieser Welt, voll hin, zahlt nicht nur mit Geld, sondern auch mit seiner Gesundheit, Kraft und Ehre und vertraut darauf, daß sein Handelspartner den versprochenen Gegenwert in Form von Glück und Lebenserfüllung liefern werde. Eph. 4,18-19; Tit. 3,3; 1. Joh. 2,16-17.
2. Das Ende. V. 14-16.
a) Erste Stufe: Sein Partner entpuppt sich als der Vater der Lüge, er bleibt ihm die Einlösung seines Versprechens schuldig.
b) Zweite Stufe: Eine gewaltige Hungersnot kommt über das Land. V. 14.
Gott greift ein und führt ihn von den Höhen in die Niederungen des Lebens, wo er beginnt, Mangel zu leiden.
c) Dritte Stufe: Auch der Mangel genügt noch nicht, um ihn zur Buße und Umkehr zu bewegen, noch erwartet er da Hilfe, wo er auf der Suche nach Glück bereits betrogen wurde. V. 15-16. So geht der Weg weiter in die Tiefe, bis ihn der drohende Hungertod zur Einsicht führt und ihn das Wesen und die Größe seiner Schuld erkennen läßt: es ist die nicht mehr gut zu machende Sünde gegen den Vater und gegen Gott. Richter 3,7-9; Ps. 51,6.
d) Vierte Stufe: Da ging er in sich, V. 17, und der Weg der Rettung, unmöglich, wie er ihm bisher erschien, ist plötzlich leicht und selbstverständlich, weil in seine Finsternis das Licht der Erkenntnis und des Vertrauens gefallen ist:
„Jener reiche Mann dort in der Ferne, dessen Sohn ich nicht sein wollte, er ist trotz allem mein Vater. Und ich will zu ihm gehen, ihm meine Sünde und Unwürdigkeit bekennen und dankbar sein für die geringste Stellung, wenn ich nur in seinem Hause sein darf“. Ps. 84,11.
IV. Umkehr und Heimkehr. V 20-24
1. Die Umkehr. V. 20. „Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater“.
b) er das Elend der Fremde kennengelernt hat und ihm entfliehen will,
c) die Liebe in seinem Herzen zum Vater erwacht ist und er sich nach ihm sehnt. Jer. 3,21-25.
2. Die Heimkehr. V. 20-21; Luk. 15,1; 7,13; Joh. 14,9.
b) das Sündenbekenn tnis ist noch nicht ausgesprochen, da findet bereits die Heimkehr an sein Herz voll Liebe und Erbarmen statt,
c) und wieder schweigt der Vater, es ist das Schweigen der Liebe.
3. Die Wiederherstellung, V. 22-24.
b) Die Kleider des Heils, der Ring der Gemeinschaft, die Sandalen an seinen Füßen sind die äußeren Zeichen seiner erneuerten Würde.
V. Der Draußenstehende. V. 25-32
1. Und plötzlich steht ein anderer draußen vor der Tür des Vaterhauses und verwehrt sich selbst den Eintritt.
2. Fast noch größer als das Erbarmen über den jüngeren Sohn will uns das liebevolle Entgegen kommen des Vaters gegenüber seinem älteren Sohn erscheinen. Letzterer, der weder ihn mit „Vater“ anspricht, noch den Bruder „seinen Bruder“ nennt, hört vom Vater „Kind“ und „dein Bruder“ und „du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, ist dein“ (welch eine Beschreibung unserer Stellung in Christus!) Jer. 5,23.
3. In diesem Geist des Vaters, ja als der Repräsentant des Vaters, steht der aus dem Vaterhaus gekommene Sohn Gottes vor den Pharisäern und Schriftgelehrten, V. 1-3, die im Gleichnis den älteren Sohn darstellen, und bemüht sich um sie.
Sie müssen erkennen, daß der wahre und einzige Weg zum Vater und ins Vaterhaus ein anderer als der bisher von ihnen eingeschlagene ist:
b) er selbst ist dieser Weg: „Ich bin der Weg, niemand kommt zum Vater als nur durch mich“. V 1; Joh. 14,6.
„Jetzt aber, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst fern wart, durch das Blut des Christus nahe geworden. Denn er ist unser Friede“.