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2. "Vielfach und auf vielerlei Weise" (Hebr. 1, 1)
Unsere erste Aufgabe soll es sein, einen Überblick über das ganze Thema zu geben, weil die
Tatsache, dass Jehova zu Menschen redet, die wichtigste Tatsache der Welt ist.
Hebr. 1, 1-2
macht zwei Aussagen über das Reden Gottes, nämlich "vielfach und auf vielerlei Weise".
Dieses Reden Gottes muss richtig eingeteilt werden, wenn wir das "Wort der Wahrheit" recht verstehen
wollen (2. Tim. 2, 15).
Wir werden das ohne Schwierigkeiten tun können, wenn wir aufmerksam sind und von der
Voraussetzung ausgehen, dass Gottes Worte ebenso vollkommen sind wie Seine Werke (Ps. 111, 2).
Wir brauchen nichts weiter zu tun, als sie aufzuschlagen und zu sehen, was geschrieben steht.
Wir werden erkennen, dass es dabei sechs Phasen gibt, deren Anordnung ihre Vollkommenheit zeigt:
1.
Von der Erschaffung des Menschen an sprach Jehova selber und direkt zu einzelnen, bestimmten
Menschen, ohne einen menschlichen Mittler oder Überbringer; zuerst zu Adam und dann weiter zu
Abel und Kain, Henoch, Noah, Abraham und anderen Patriarchen bis zur Berufung des Mose am
brennenden Busch (2. Mo. 3, 10).
Zu dieser ersten Phase gehört das erste Buch Mose.
2.
Seit der Berufung des Mose am brennenden Busch, die sich von der Entstehung Israels als Volk
herleitet (2. Mo. 1), sprach Jahwe durch menschliche Vermittlung zu "den Vätern" des hebräischen
Volkes.
Mose war der erste in der Reihe von Propheten, durch die Jehova sprach, und der letzte war
Johannes der Täufer, der grösste von ihnen allen (Matth. 11, 11).
Maleachi, der letzte Prophet im Alten Testament, endet mit der Verheißung "bald wird kommen" ...
"der Engel des Bundes," der Messias, (gemeint ist der Neue Bund, den Jehova durch den Messias
schliessen werde), und mit der Ankündigung des "Boten, der den Weg bereiten soll" (Mal. 3, 1).
Der Bote sollte kein anderer sein als "der Prophet Elia" (Mal. 3, 23) denn der war nie gestorben, sondern
war in den Himmel entrückt, in sicherer Geborgenheit, und bereit,
Seine Botschaft auszurichten.
Bemerkenswert ist, dass hier, in Mal. 3, 22-23, Mose und Elia, der erste und der letzte der
alttestamentlichen Propheten, miteinander verknüpft werden.
Johannes der Täufer wurde gesandt "im Geist und in der Kraft Elias" (Luk. 1, 17).
Wäre er angenommen worden, dann wäre er auch als Elia selbst angesehen worden (Matth. 11, 14).
Mit dem Tode Johannes des Täufers endet die Zeit, in der Gott "durch die Propheten" sprach.
Zu dieser zweiten Phase gehören die Bücher von 2. Mose bis Maleachi, dazu Matth. 1, 1 - 3, 12.
3.
Von hier an redete Gott "durch Seinen Sohn" (Hebr. 1, 2).
Es war weiterhin Gottes Reden, denn der
Sohn sagte nicht Seine eigenen Worte, sondern die des Vaters, der ihn gesandt hatte (vgl. 5. Mo. 18,
18-19; Joh. 7, 16; 8, 28; 8, 46-47; 12, 49; 14, 10; 14, 24; 17, 8).
Sein Dienst begann mit der dreifachen Erklärung: "Es steht geschrieben"
(Matth. 4, 4.7.10), und endete ebenfalls mit drei Aussagen über
Ursprung und Wahrheit des Wortes Gottes (Joh. 17, 8.14.17).
Zu dieser dritten Phase gehören die vier Evangelien.
4.
Von der Himmelfahrt unseres Herrn an bis zur endgültigen Zurückweisung des wiederholten Rufes
zur nationalen Umkehr im Glauben durch Petrus (Apg. 2, 38; 3, 19-26), also bis zu Apg. 28, 25-28, sprach Gott
"durch die, die es gehört haben" (Hebr. 2, 3).
Diese "bekräftigten" nur, was "seinen Anfang nahm mit der Predigt des Herrn" und gingen nicht über das hinaus,
was der Sohn selber gesagt hatte. Es wurde keine neue Offenbarung der Wahrheit gegeben, aber die bisherige bekräftigt.
Der Heilige Geist bestätigte sie als Zeugen durch Wunder und Taten (Hebr. 2, 4), ganz so,
wie der Sohn als Zeuge in die Welt gekommen war und Sein Zeugnis durch Zeichen und Wunder bekräftigt hatte.
So hatten es die Propheten vorausgesagt.
Zu dieser vierten Phase gehören die Apostelgeschichte, die "allgemeinen Briefe" (die in den besten und ältesten griechischen Manuskripten hinter den drei synoptischen Evangelien stehen, das Johannes-Evangelium folgt nach der Apostelgeschichte) und die Briefe von Paulus, die er in dieser Zeit, also vor Apg. 28, 23-28 geschrieben hat.
5.
Nach dem Abschluß dieser vierten Phase spricht Gott wiederum direkt, durch "den Geist der
Wahrheit", wie Christus es in Joh. 16, 12-15 verheißen hatte. Er spricht nicht "aus sich selber",
sondern nur, was er vom Vater hört. (Denn der Vater hat alle diese Phasen in Seiner Verfügung) (Apg.
1, 7). Der Geist sprach in der Weise, dass Er Seine Worte in der Heiligen Schrift festhielt, in der
Fernrohr versagt, wenn wir alle entfernten Werke am Himmel in Augenschein nehmen möchten.
Wir müssen uns vorher am Sternenhimmel auskennen und können dann erst das Rohr auf eine
ausgewählte Stelle richten. Und das Mikroskop versagt vor der Fülle minutiöser Perfektion der Werke
Gottes auf der Erde. All das können wir nicht in unser begrenztes menschliches Blickfeld rücken.
Wir müssen erst den zu untersuchenden Gegenstand genau kennen, bevor es Sinn hat, ein Präparat
unter das Objektiv zu legen.
So müssen wir auch hier zuerst die beiden Kapitel als Ganzes betrachten. Dann wird es uns besser
möglich sein, das Mikroskop zu benutzen und etwas von ihrer unendlichen Vollkommenheit näher in
Augenschein zu nehmen.
Die beiden Kapitel sind in vier Abschnitte unterteilt, die im Wechsel angeordnet sind; der erste und der
dritte handeln von Gottes Reden, der zweite und der vierte von dem Sohn, durch den er redete.
A 1, 1-2a: Gottes Reden in der Vergangenheit durch die Propheten.
B 1, 2b-14: Der Sohn, durch den er redete, ist "höher als die Engel" (V. 4) und ist "Gott" (V. 8).
A 2, 1-4: Gott redete durch den Sohn in diesen letzten Tagen (die Predigt des Herrn).
B 2, 5-18: Der Sohn, durch den er sprach (1, 2), ist "niedriger als die Engel" (V. 7), ist "Mensch" (V. 6).
Dieser Aufbau erklärt sich selbst und ist der beste Kommentar zu diesen beiden Kapiteln als Ganzem,
denn er zeigt uns deren Spannweite und Inhalt.
Dadurch entdecken wir die Bedeutung der Worte und
unser Blick wird auf die wesentlichsten Punkte gelenkt.
Zunächst bemerken wir, dass die vier Abschnitte in zwei Paaren abwechselnd angeordnet sind,
mit gleichen Buchstaben bezeichnet (A und A bzw. B und B), so dass wir A und A zusammen lesen
müssen (nach 1, 2a weiter bei 2, 1):
"Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die
Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn
- Darum sollen wir desto mehr achten auf das Wort, das wir hören ..."
In gleicher Weise müssen wir von B zu B weiterlesen (nach 1, 14 weiter bei 2, 5):
"Zu welchem Engel aber hat er jemals gesagt:
'Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde
zum Schemel deiner Füße mache'?
Sind sie nicht allesamt dienstbare Geister, ausgesandt zum
Dienst um derer willen, die das Heil ererben sollen? -
Denn nicht den Engeln hat er untertan gemacht
die zukünftige Welt, von der wir reden ..."
So werden acht Dinge feierlich betont, um unser Augenmerk besonders auf sie zu lenken. Deshalb
müssen wir jetzt das Mikroskop anwenden, und um sie genauer zu sehen müssen wir die Anordnung
der Wörter (im griechischen) im Abschnitt A beachten (1, 1-2a).
A C
a) vielfach und auf vielerlei Weise vorzeiten
b) Gott hat geredet
c) zu den Vätern
d) durch die Propheten
AC
a) in diesen letzten Tagen
b) er hat geredet
c) zu uns
d) durch den Sohn
Hier sind acht Punkte in zwei Reihen gesetzt.
In unserem ersten Abschnitt wollen wir auf die erste
Reihe genauer eingehen:
1. Gott hat geredet. Das ist die erste wichtige Tatsache.
2. Er hat "vorzeiten" geredet, im Gegensatz zu späterem Reden.
3. Er hat "zu den Vätern" geredet, nicht zu irgendwelchen Heiden.
4. Er hat "durch die Propheten" geredet, also nicht durch die Priester. Er hat nicht durch
irgendwelche falschen Propheten geredet, von Menschen berufen (die wären zwangs-läufig
"falsch"), sondern durch "die" Propheten, in deren Schriften allein Gottes Worte zu finden sind.
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