Im Alten Testament bezeichnet das Wort „Fett“ meist Fettpartien von Tieren, dient als abstrakter Begriff aber auch zur Qualifizierung bestimmter Eigenschaften.
Fett - Bibelwissenschaft
1. Begriffe für „Fett“ im Alten Testament
Der häufigste Begriff für „Fett“ ist im Alten Testament חֵלֶב ḥelæv. Die zugrundeliegende Wurzel „scheint ursprünglich term. techn. für das Zwerchfell zu sein“ (Münderlein, ThWAT 2, 952). Verwandte Formen sind auch in anderen semitischen Sprachen belegt (vgl. syrisch ḥelbo; arabisch ḫilbun). Der Begriff חֵלֶב ḥelæv begegnet vor allem im Pentateuch (z.B. Gen 4,4; Gen 45,18; Ex 29,13; Lev 3,3-4.16; Lev 4,8.9; Lev 7,3; Lev 16,25; Num 18,17; Dtn 32,14.38), seltener in den Geschichtsbüchern (z.B. 1Sam 2,15-16; 1Sam 15,22; 2Sam 1,22; 1Kön 8,64), den Lehrbüchern und Psalmen (z.B. Ps 17,10; Hi 15,27) sowie den Prophetenbüchern (Jes 1,11; Jes 43,24; Ez 34,3; Ez 39,19; Ez 44,7.15). Er bezieht sich in deskriptiver Funktion meist auf das Fett von Tieren, so speziell im Opferkult, kann aber auch überdimensionale physische Proportionen von Menschen bezeichnen (Ri 3,22; → Eglon).
Andere Begriffe für „Fett“ oder „fett“ leiten sich von der Wurzel שׁמן šmn ab: Sie bedeutet als Verb „fett werden“ (Dtn 32,15) bzw. als Adjektiv (שָׁמֵן šāmen) „fett“ oder „reich“ (Jes 28,1); das Nomen שָׁמָן šāmān bzw. שֶׁמֶן šæmæn bedeutet „Fett / Fettigkeit“ (Gen 27,28; Gen 27,39; Gen 28,18; Jes 25,6) sowie „Öl“, und zwar meist Olivenöl oder speziell zubereitetes Salböl (Ex 30,22-33; Lev 8,2; Dtn 32,13; 1Sam 10,1; 1Kön 17,12; 2Kön 9,1). Letzteres dient vor allem der Salbung von Priestern (Ex 29,7; Lev 8,12). Das Nomen מַשְׁמָן mašmān bezeichnet reichhaltiges Essen (Neh 8,10).
2. Der Umgang mit Fett im Opferkult
Nach der Kultkonzeption der → Priesterschrift waren bei bestimmten Opferarten genau spezifizierte Fettanteile von Herdentieren, also von Rindern, Schafen und Ziegen, abzutrennen (Lev 3,3-4; Lev 3,9-10; Lev 3,14-15; Lev 4,8-10; Lev 4,31; Lev 7,3-4; → Opfer). Diese Anteile wurden anschließend von den Priestern auf dem Brandopferaltar als „Feuergabe“ (אִשֶּׁה ’iššæh) und / oder als „wohltuender / beruhigender Geruch für JHWH“ verbrannt (Lev 3,5; Lev 3,14; Lev 3,16; Lev 4,31; Lev 7,5; Lev 8,21; zur Übersetzung dieser beiden kultischen Spezialbegriffe vgl. Eberhart, 2002a, 40-50). Sie werden auf diese Weise zum „→ Qorban“ (קָרְבָּן qårbān), also zur Gabe für JHWH. Der Begriff חֵלֶב ḥeleb bezieht sich dabei auf dasjenige Fett (englisch: „suet“), welches unter der Haut des Opfertieres liegt bzw. seine Organe umgibt. Außerdem war bei → Schafen der Fettschwanz (אַלְיָה ’aljâh, Ex 29,22; Lev 3,9; Lev 8,25) abzutrennen und ebenfalls auf dem Brandopferaltar zu verbrennen. Ein solcher Fettschwanz galt als „besondere Delikatesse, als Ehrenstück für eine bedeutende Persönlichkeit“ (1Sam 9,24 cj.; vgl. Münderlein, ThWAT 2, 953). Er war bzw. ist noch heute eine Eigenart bestimmter Schafrassen in Palästina. Demgegenüber können Fettanteile, die sich im Muskelgewebe der Opfertiere befinden, nicht manuell abgetrennt werden (zum Problem vgl. Milgrom, 205).
1. Samuel
[SIZE=18px]1. Sam 9,24: Da trug der Koch die Keule auf [COLOR=#8e44ad][B]und was daran war[/B][/COLOR] (....?) und legte es Saul vor. Und er sprach: Siehe, das Zurückbehaltene; lege dir vor, iß! Denn auf die bestimmte Zeit ist es für dich aufbewahrt worden, als ich sagte: Ich habe das Volk geladen. So aß Saul mit Samuel an selbigem Tage.[/SIZE]
Andere Verhältnisse liegen etwa der alten Erzählung über die Kultpraktiken in → Silo einschließlich der Bemerkungen zum Fehlverhalten der Söhne des Priesters → Eli zugrunde (1Sam 2,12-17). Dem Opfertarif in 1Sam 2,13-14 zufolge war es üblich, das Opferfleisch in großen Töpfen zu kochen und anschließend die priesterlichen Anteile einzutreiben, indem mittels einer Gabel bestimmte Portionen aus diesem Topf herausgeholt wurden. Beim Vorgang des Kochens des Opferfleisches trennte sich das in diesem befindliche Fett, konnte abgeschöpft und später auf Räucheraltären verbrannt werden (Zwickel, 174; Eberhart, 2002b, 90-93). In dieser wie in der der Priesterschrift zugrundeliegenden Kultpraxis gilt also der Grundsatz: „Alles Fett ist für JHWH“ (Lev 3,16). Das Kultgeschehen in seinen verschiedenen Ausprägungen diente damit u.a. der Übergabe dessen, was Gott vom Opfer zusteht.
3. Das Verbot von Fett- und Blutverzehr
Solchen alttestamentlichen Kultbestimmungen entspricht, dass der menschliche Verzehr von Fett untersagt ist. Die Verbote beziehen sich auch stets auf Tierblut (Lev 3,17; Lev 7,22-27). Dabei weist das Wort „Verzehr“ auf den Kontext der „Heilsopfer“, „Gemeinschafts-Schlachtopfer“ o.ä. genannten Opferart (זֶבַח שְׁלָמִים zæbaḥ šəlāmîm) hin, bei der die Opfergeber Fleischanteile des Opfertieres verzehren durften (Lev 7,15-21). Vergehen gegen dieses Verbot wurde Lev 7,25 zufolge mit „Ausschneiden“ aus der Volksgemeinschaft bestraft; statthaft blieb lediglich die Verwendung von Fett als Schmiermittel oder Talg (vgl. Rendtorff, 254f). Gründe für das Verbot des Fettverzehrs werden im Alten Testament nirgends expliziert. Allerdings lässt sich mit Blick auf die Begründung des Blutverzehrverbots (Lev 17,10-14) vermuten, dass Tierfett in ähnlicher Weise als „Sitz des Lebens“ galt.
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3. Mo 1,8: und die Söhne Aarons, die Priester, sollen die Stücke, den Kopf und das Fett auf dem Holze zurichten über dem Feuer, das auf dem Altar ist.
3. Mo 1,12: Und er soll es in seine Stücke zerlegen mit seinem Kopf und seinem Fett; und der Priester soll sie auf dem Holze zurichten, über dem Feuer, das auf dem Altar ist.
3. Mo 3,3: Und er soll von dem Friedensopfer ein Feueropfer dem Jehova darbringen: das Fett, welches das Eingeweide bedeckt, und alles Fett, das am Eingeweide ist,
3. Mo 3,4: und die beiden Nieren<O. bei den Nieren; so auch [V. 10.15]; [Kap. 4,9]; [7,4] usw.; And. üb.: bis an die Nieren> und das Fett, das an ihnen, das an den Lenden ist, und das Netz über der Leber: samt den Nieren soll er es abtrennen.
3. Mo 3,9: Und er soll von dem Friedensopfer als Feueropfer dem Jehova darbringen: sein Fett, den ganzen Fettschwanz; dicht beim Rückgrat soll er ihn abtrennen; und das Fett, welches das Eingeweide bedeckt, und alles Fett, das am Eingeweide ist,
3. Mo 3,10: und die beiden Nieren und das Fett, das an ihnen, das an den Lenden ist, und das Netz über der Leber: samt den Nieren soll er es abtrennen.
3. Mo 3,14: Und er soll davon seine Opfergabe als Feueropfer dem Jehova darbringen: das Fett, welches das Eingeweide bedeckt, und alles Fett, das am Eingeweide ist,
3. Mo 3,15: und die beiden Nieren und das Fett, das an ihnen, das an den Lenden ist, und das Netz über der Leber: samt den Nieren soll er es abtrennen.
3. Mo 3,16: Und der Priester soll es auf dem Altar räuchern: es ist eine Speise<Eig. ein Brot> des Feueropfers zum lieblichen Geruch; alles Fett gehört Jehova.
3. Mo 3,17: Eine ewige Satzung bei euren Geschlechtern in allen euren Wohnsitzen: alles Fett und alles Blut sollt ihr nicht essen.
3. Mo 4,8: Und alles Fett von dem Farren des Sündopfers soll er von ihm abheben: das Fett, welches das Eingeweide bedeckt, und alles Fett, das am Eingeweide ist,
3. Mo 4,9: und die beiden Nieren und das Fett, das an ihnen, das an den Lenden ist, und das Netz über der Leber: samt den Nieren soll er es abtrennen,
3. Mo 4,19: Und all sein Fett soll er von ihm abheben und auf dem Altar räuchern.
3. Mo 4,26: Und all sein Fett soll er auf dem Altar räuchern, wie das Fett des Friedensopfers. Und so tue der Priester Sühnung für ihn wegen seiner Sünde, und es wird ihm vergeben werden.
3. Mo 4,31: Und all sein Fett soll er abtrennen, so wie das Fett von dem Friedensopfer abgetrennt wird; und der Priester soll es auf dem Altar räuchern zum lieblichen Geruch dem Jehova. Und so tue der Priester Sühnung für ihn, und es wird ihm vergeben werden. –
3. Mo 4,35: Und all sein Fett soll er abtrennen, so wie das Fett des Schafes von dem Friedensopfer abgetrennt wird; und der Priester soll es auf<O. bei, mit; so auch [Kap. 5,12]> dem Altar räuchern, auf den Feueropfern Jehovas. Und so tue der Priester Sühnung für ihn wegen seiner Sünde, die er begangen hat, und es wird ihm vergeben werden.
3. Mo 7,3: Und alles Fett soll er davon darbringen, den Fettschwanz und das Fett, welches das Eingeweide bedeckt,
3. Mo 7,4: und die beiden Nieren und das Fett, das an ihnen, das an den Lenden ist, und das Netz über der Leber: samt den Nieren soll er es abtrennen.
3. Mo 7,23: Rede zu den Kindern Israel und sprich: Kein Fett vom Rindvieh und von Schaf und Ziege sollt ihr essen.
3. Mo 7,24: Und das Fett vom Aas und das Fett vom Zerrissenen kann verwendet werden zu allerlei Werk; aber ihr sollt es durchaus nicht essen.
3. Mo 7,25: Denn jeder, der Fett isset vom Vieh, wovon man ein Feueropfer dem Jehova darbringt – die Seele, die es isset, soll ausgerottet werden aus ihren Völkern.
3. Mo 7,30: Seine Hände sollen die Feueropfer Jehovas bringen; das Fett, samt der Brust soll er es bringen: die Brust, um sie als Webopfer vor Jehova zu weben.
3. Mo 7,31: Und der Priester soll das Fett auf dem Altar räuchern, und die Brust soll Aaron und seinen Söhnen gehören.
3. Mo 7,33: Wer von den Söhnen Aarons das Blut des Friedensopfers und das Fett darbringt, dem soll der rechte Schenkel zuteil werden.
3. Mo 8,16: Und er nahm das ganze Fett, das am Eingeweide ist, und das Netz der Leber und die beiden Nieren und ihr Fett, und Mose räucherte es auf dem Altar.
3. Mo 8,20: Und den Widder zerlegte er in seine Stücke, und Mose räucherte den Kopf und die Stücke und das Fett;
3. Mo 8,25: Und er nahm das Fett und den Fettschwanz und alles Fett, das am Eingeweide ist, und das Netz der Leber und die beiden Nieren und ihr Fett und den rechten Schenkel;
3. Mo 9,10: Und das Fett und die Nieren und das Netz der Leber vom Sündopfer räucherte er auf dem Altar, so wie Jehova dem Mose geboten hatte.
3. Mo 16,25: Und das Fett des Sündopfers soll er auf dem Altar räuchern.
3. Mo 17,6: Und der Priester soll das Blut an den Altar Jehovas sprengen vor dem Eingang des Zeltes der Zusammenkunft und das Fett räuchern zum lieblichen Geruch dem Jehova.
4. Übertragene Bedeutungen des Begriffs „Fett“
Da Fett im alten Orient einerseits – im Gegensatz zu modernen Essgepflogenheiten – als besondere Delikatesse galt und andererseits für kultische Zwecke reserviert war, liegt dessen qualitative Wertschätzung nahe. Daher erklärt sich die übertragene Bedeutung des Begriffs als „das Beste“, der sich auch auf Wein und Korn beziehen kann (Num 18,29-30; s.a. Dtn 32,14-15; Neh 8,10). Allerdings kann der Begriff negative Assoziationen hervorrufen, wenn Fettsein als Bild für Anmaßung zu verstehen ist (Dtn 32,15; Jer 5,28) und das „Herz“ des Gottlosen als „unempfindlich wie Fett“ (Ps 119,70; s.a. Ps 17,10) beschrieben wird.
-*-* Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Encyclopaedia Judaica, Jerusalem 1971-1996
- Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff
- Lexikon der Ägyptologie, Wiesbaden 1975-1992
- Theologische Realenzyklopädie, Berlin / New York 1977-2004
- The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
- Eberhart, C., 2002a, Studien zur Bedeutung der Opfer im Alten Testament. Die Signifikanz von Blut- und Verbrennungsriten im kultischen Rahmen (WMANT 94), Neukirchen-Vluyn
- Eberhart, C., 2002b, Beobachtungen zum Verbrennungsritus bei Schlachtopfer und Gemeinschafts-Schlachtopfer, Bib. 83, 88-96
- Marx, A., 2005, Les systèmes sacrificiels de l’Ancien Testament. Formes et fonctions du culte sacrificiel à Yhwh (VT.S 105), Leiden / Boston
- Marx, A., 2006, Tuer, donner, manger dans le culte sacrificiel de l’ancien Israël, in: S. Georgoudi / R. Koch Piettre / F. Schmidt (Hgg.), La cuisine et l’autel. Les sacrifices en questions dans les sociétés de la Méditerranée ancienne (BEHE.R 124), Turnhout, 3-13
- Milgrom, J., 1991, Leviticus 1-16. A New Translation with Introduction and Commentary (AncB 3), New York u.a.
- Rendtorff, R., 2004, Leviticus. 1. Teilband (BK.AT 3), Neukirchen-Vluyn
- Staubli, T., 1996, Die Bücher Levitikus, Numeri (NSK.AT 3), Stuttgart
- Zwickel, W., 1990, Räucherkult und Räuchergeräte. Exegetische und archäologische Studien zum Räucheropfer im Alten Testament (OBO 97), Freiburg (Schweiz) / Göttingen
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