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Friede über Israel

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    Friede über Israel

    A Quelle: https://www.cw-archive.org/de/magazines/BdF/04#38

    B Quelle: Hilfe und Nahrung 1980 Seite 307, 340, 367 (Ernst Paulus)

    Gottes Wege mit dem Israeliten S. S.

    Nur auf wiederholtes Zureden meines Freundes, des Kalendermanns (d.i. Emil Dönges) hin, der mein Volk liebt um unserer Väter und der Verheißungen willen und schon manches Zeugnis von Gottes gnadenvoller Wirksamkeit unter den Zerstreuten Judas veröffentlicht hat, habe ich mich entschließen können, öffentlich zu erzählen, wie der ewige und barmherzige Jehova Gott mich gesucht und zu Sich gezogen hat. Wenn die Veröffentlichung dazu dient, daß Sein hoher und herrlicher Name dadurch gepriesen und Sein stilles gesegnetes Wirken unter den Zerstreuten Seines alten Bundesvolkes besser erkannt, ja vielleicht diesem dadurch mehr Verständnis für seine geistliche Not und herzliches Erbarmen erweckt wird statt Vorurteil und Haß, so freue ich mich, dem Drängen meines Freundes nachgegeben und meinen Lebensweg aufgezeichnet zu haben.

    1. Meine Kindheit und Jugend

    Mein irdisches Heimatland ist das große Rußland. Mein Vater war ein frommer Rabbiner im russischen Teil von Polen, treu und streng ergeben den Lehren des Talmud und dem väterlichen Gesetz mit seinen vielen Überlieferungen. Unablässig eiferte er in seinem Haus und Amt für die treue Ausführung jedes Buchstabens der * Thora so hoffte er vor Gott gerecht erfunden zu werden und Seine Segnungen und die Seligkeit zu ererben.

    [* Thora: Unter Thora versteht der Jude heute nicht so sehr die Bibel als die talmudistischen Satzungen und Lehren der Rabbiner. Die Thora ist in den Augen der Juden fast eine göttliche Person. Man sagt z. B.: „Die Thora wird dich dort vertreten", - „Die Thora schirme dich!" usw.]

    Sechs Jahre lang blieb die Ehe meiner Eltern kinderlos. Sie beteten und flehten darum viel zu Gott, daß Er ihnen ein Kindlein schenken möchte; denn nicht nur sind in den Augen der Juden Kinder ein besonderes Zeichen der Gunst Jehovas („des Ewigen"), sondern den Lehren des Talmud zufolge muß die Ehe, aus der nach 10 Jahren kein Kind hervorgegangen ist, aufgelöst werden! Welch ein Jammer wäre dies gewesen, wenn mein Vater und meine Mutter, die sich so innig liebten, sich hätten trennen müssen!

    Im 7. Jahr der Ehe wurde ich zur großen Freude vieler Verwandten und Bekannten meinen Eltern im Jahre 1863 als Erstgeborener geschenkt. Sie hatten einem Oberrabbiner, der für sie Fürbitte tat, eine große Geldsumme zugedacht und zugesagt und dafür jeden Montag und Donnerstag Geld zurückgelegt, und zwar seit einem Jahr. Kurz vor meiner Geburt aber wurde diese Kasse mit den bedeutenden Gaben gestohlen, und der Fürsprecher erhielt das reiche Geschenk nicht. Diesem Umstand schrieb man es ziemlich allgemein zu, daß ich seit meiner Geburt an meinen beiden Füßen lahm blieb bis zu meinem 7. Jahr; zu dieser Zeit gab der Herr meinen beiden Füßen Kraft, zum Teil auch durch Sand- und Sonnenbäder.

    Meine Erziehung in der frühesten Kindheit war unerbittlich gesetzlich streng. Wie oft hat mein Vater mich unnachsichtig hart gezüchtigt, wenn mir (tagsüber, so lange ich lahm war, saß ich immer draußen im Freien) schlafend oder wachend, die Kopfbedeckung, die der Jude stets zu tragen hat, heruntergefallen war. Dasselbe geschah, wenn ich irgendeine andere Vorschrift verletzte, wenn sich z. B. „die Zipfel" (* 4. Mose 15, 37-39) am Anzug verschoben hatten oder wenn ein anderes Kind, ein Mädchen, zu mir trat und mich, den lahmen Jungen, unterhalten wollte und ich es nicht sofort wegschickte.

    [* 4. Mose 15, 37-39: Und Jehova sprach zu Mose und sagte: Rede zu den Kindern Israel und sprich zu ihnen, daß sie sich eine Quaste an den Zipfeln ihrer Oberkleider machen, bei ihren Geschlechtern, und daß sie an die Quaste des Zipfels eine Schnur von blauem Purpur setzen; und es soll euch zu einer Quaste sein, daß ihr, wenn ihr sie ansehet, aller Gebote Jehovas gedenket und sie tuet, und daß ihr nicht umherspähet eurem Herzen und euren Augen nach, denen ihr nachhuret;]

    Im Alter von nur 36 Jahren starb mein für mich damals unbegreiflich strenger, aber doch guter Vater. Ohne Zweifel ist seine sonst starke Körperkraft den Entbehrungen und Wachen erlegen, denen er sich tagtäglich unterzog, um, wie er hoffte, dadurch heilig und gerecht zu werden.

    Meine nicht weniger fromme, aber milde Mutter übernahm nun meine Erziehung. Ich machte zu ihrer Freude in der Schule, weil ich Lust und Liebe zum Lernen hatte, gute Fort-schritte. Ja, meine Lehrer und Verwandten meinten von mir:

    „Dieser wird einst ein großer Mann werden in Israel." Der fromme Jude betrachtet das fleißige Lernen und alles Studium als einen Gottesdienst.

    Ich sollte Rabbiner werden und war damit zufrieden, besonders da ich ein „Cohen" (Priester) war; denn unserem Stammbaum zufolge stamme ich aus dem Hause Aarons, mußte daher schon seit meinem 9. Jahre in der Synagoge auf der Empore stehen und mit anderen meines Stammes der Gemeinde den bekannten * aaronitischen Segen erteilen.

    [* aaronitischen Segen erteile: Als Kind wurde ich aus demselben Grund, nämlich daß ich ein „Cohen" war, der nach 3. Mose 21 nicht in die Nähe eines Toten kommen darf, oft bei Nacht und Nebel aus dem warmen Bettchen gerissen und weit fortgetragen, wenn in demselben Hause oder auch nur Häuserkomplex ein Sterbefall einzutreten schien oder gar eingetreten war.]

    2. Nicht Rabbiner, sondern Lehrer

    Gott hatte mir früh ein zartes Gewissen gegeben, das ich nächst Gott gewiß auch der strengen Erziehung meiner frommen Eltern verdanke. Ich erinnere mich, daß ich schon im

    4. Jahr ernste Gewissensunruhen über dieses oder jenes Unrecht hatte. Die Schrecklichkeit der Sünde und die Größe der Heiligkeit Gottes hatte man tief in mein Herz geprägt. Als Junge war ich beim Baden und Untertauchen einmal in groBer Todesgefahr. Die Angst meiner Seele war furchtbar. Denn ich war ein Sünder, das wußte ich, und konnte nun, da ich als Badender nackt war, auch nicht einmal zu Gott um * Erbarmen schreien. Ich sah die Verdammnis klar vor Augen. Aber Gott rettete mich aus der Tiefe und später auch in Seiner Gnade aus dem ewigen Verderben.

    [* Erbarmen schreien: Nach der rein äußerlichen talmudistischen Auslegung von Amos 5, 12 muß der Jude völlig angezogen und so , „bereitet" sein, um Gott anrufen („begegnen") zu können!]

    In meinem 13. Jahr war das Fest meiner Selbständigkeit und eigenen Verantwortlichkeit (Bar Mizphar) gewesen. Die Rede, die der Junge an diesem Fest zu halten hat, und die normalerweise der Religionslehrer ausarbeitete, hatte ich mir selbst gemacht. Ich hatte die Gelübde und Stellung des Nasirs (Abgesonderten) zum Gegenstand gewählt

    (4. Mose 6). Auch ich wollte mein Leben Gott völlig weihen. Jener Tag, an dem ich für meine Sünden fortan selbst verantwortlich erklärt wurde und die Gebetsriemen bekam, die ich von da an tragen sollte, war ein Tag vieler frommer Entschlüsse und ein glücklicher Tag.

    Aber schon nach zwei Tagen fühlte ich mich unglücklich und beschwert. Ich erkannte bereits, daß ich manchen Vorsatz gebrochen hatte und wohl niemals fähig sein würde, rein und heilig zu leben, da ein böses Herz in mir war, dem ich im Kampf unterliegen mußte. Und ich kann sagen, daß ich von da ab nie ohne ernste Seelenübungen und Heilsverlangen war.

    Ich suchte zufolge den Lehren meiner geistlichen Führer icein Heil in der Thora. Um sie gründlich zu studieren, brachte ich, wie es bei vielen frommen Juden Sitte ist, zwei lange Jahre in folgender Weise zu: Mit einigen streng jüdischen Jünglingen und Männern studierte ich täglich im Beth-Midrasch (d. h. in einem besonderen Hause, worin man das Gesetz Gottes erforscht) und zwar unter Fasten und Wa-chen. Morgens um 7 Uhr fing ich an und studierte in der Thora bis 3 Uhr mittags; um 4 Uhr ging ich schon wieder hin zu gleichem Zweck und studierte bis 5 Uhr morgens! Die Zwischenpausen, also 3 Stunden nur von je 24 Stunden, blieben mir zum Einnehmen meiner spärlichen Mahlzeiten und zu kurzem Schlaf, wobei ich aber nicht im Bett liegen durfte, sondern in den Kleidern auf einem Stuhl in der Schule sitzen mußte. Nur am Freitagabend ging ich nach Hause und legte mich zu Bett bis zum Sabbatmorgen.

    Unter diesen zweijährigen Entbehrungen, Studien und Nachtwachen hat mein Kopf und meine ganze Gesundheit viel gelitten, auch meine Seele. Aber Frieden fand ich nicht.

    Da wurde ich meinem Entschluß, Rabbiner zu werden, untreu und bereitete mich auf den Lehrerberuf vor. Nach einem mehrjährigen Studium wurde ich, weit weg von meiner Heimat, Lehrer des Russischen und Hebräischen bei Kischineff in Bessarabien.

    3. Die Bewegung in Bessarabien

    Nach dem Tod des Zaren Alexander II. brach eine heftige Verfolgung aus gegen die Juden, die besonders in Bessarabien tief empfunden wurde. Um dieser schweren Verfolgung (dem Druck seitens der Regierung und des Volkes) zu entkommen, wurde damals der bekannte Plan gefaßt, Palästina zu kolonisieren und dorthin auszuwandern.

    Die Juden der großen Stadt Kischineff wählten einen ihrer tüchtigsten Männer, den gelehrten jüdischen Advokaten Joseph Rabinowitsch, um auf ihre gemeinsamen Kosten nach Palästina zu reisen und dort ein großes Stück Land zu suchen, wo sie sich niederlassen konnten.

    Rabinowitsch, ein Mann von umfangreichem Wissen, der auch die Geschichte der Evangelien kannte, aber freisinnig war, reiste nach Palästina und kam auch nach Jerusalem.

    Er besuchte dort alle Sehenswürdigkeiten, darunter „die Grabeskirche", die über der Grabstätte Christi errichtet ist. Dort, auf seinen Stock gestützt, schaut er sich die denkwürdige Stätte an, wo Christus gelegen hatte, und gibt sich ernsten Betrachtungen hin. Auf einmal durchzuckt ihn die Frage: „Sollte dieser, der hier im Grabe liegt, der Messias meines Volkes gewesen sein? Und warum eigentlich hat Ihn Israel gekreuzigt? - Und wie steht es mit meinem Volke heute? Wie ist es ihm ergangen seit jener Zeit? " So drängte sich Frage auf Frage; sie folgten einander wie Blitz auf Blitz und erhellten sein dunkles Herz, bis es Tag in ihm wurde. Da wurde Joseph Rabinowitsch, der ungläubige jüdische Rechtsgelehrte, zu Christus bekehrt. Sein Herz wurde völlig und göttlich überzeugt, daß dieser Jesus, den Sein Volk gekreuzigt hatte, nicht mehr im Grabe liegt, sondern der Sohn Gottes und Auferstandene sein muß. Als eine neue Schöpfung verließ Rabinowitsch die Grabstätte.

    In seinem Gasthaus schrieb der Neubekehrte nach Kischineff: „Ich habe den Schlüssel zur Judenfrage gefunden." Man kann sich die Freude denken, die unter den Juden seiner Vaterstadt herrschte. Die Zeitungen meldeten die kurze Nachricht ihres geehrten Mitbürgers, und alle blickten mit großer Erwartung seiner Rückkehr entgegen. Nach 14 Tagen kam Rabinowitsch zurück. Er berief eine große Versammlung, und wer kommen konnte, der kam. Der Gouverneur und die Vornehmen der Stadt fehlten gleichfalls nicht. Alle waren da, um die entdeckte Lösung der brennenden Judenfrage zu hören.

    Endlich beginnt Rabinowitsch, und alle lauschen mit Spannung. Der Redner zeigt seinen Hörern wie Stephanus (Apostelgeschichte 7), wie Gott Sein Volk Israel wunderbar geführt und ihm einen Zeugen nach dem andern gesandt, wie Israel sie aber alle verworfen hat. Ja, er führt die Geschichte seines Volkes bis auf Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Dann schließt er: „Und dieser Jesus ist der Christus, unser verheißener Messias. Dies ist die Lösung der Judenfrage."

    Welch ein Erstaunen und welch ein Sturm der Entrüstung begleiteten diese Worte! In weniger als zwei Minuten war fast der ganze Saal leer. Nachdenklich kopfschüttelnd oder heulend eilten die Zuhörer heim.

    Rabinowitsch aber hat seitdem in einem Saal bis auf den heutigen Tag Christus verkündigt. Viele Juden kommen zu ihm, die einen lästern, die anderen lauschen und forschen, und nicht wenige werden wirklich zum Herrn bekehrt.

    Heute hat Rabinowitsch einen eigenen großen Saal, in dem er regelmäßig vor einer großen Zahl von Juden Gottes Wort verkündigt. Gewöhnlich liest er zwei Kapitel, eines aus dem Alten, eines aus dem Neuen Testament, und zeigt in dem ersteren die Verheißung, in dem letzteren die Erfüllung, in dem einen den Schatten, in dem zweiten das Wesen: Christus. Über dem Eingang des Saales, oben am Giebel, steht in goldener Schrift in russischer und hebräischer Sprache das Wort aus der Rede des Petrus: „Das ganze Haus Israel wisse nun zuverlässig, daß Gott Ihn sowohl zum Herrn, als auch zum Christus gemacht hat, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt." (Apg 2, 36)

    4. Meine Bekehrung

    Die eben genannte Bewegung und Arbeit bestand schon, als Gottes Hand mich als Lehrer nach Bessarabien führte. Ich war um diese Zeit innerlich zerrissen und tief elend. Die Frage, wie ich von meinen Sünden befreit werden könne, beschäftigte mich Tag für Tag und ließ mir keine Ruhe. Ich hatte kein Opfer für meine Sünden.

    Wohl las ich nach Vorschrift des Talmud jeden Abend und jeden Morgen vor meinen Gebeten die ersten Kapitel aus dem dritten Buche Mose, die von den Opfern handeln und fügte jedem der Opfer die bekannten vorgeschriebenen Worte hinzu: „ Es sei vor dir, o Gott, das Hersagen dieser Worte mir zugerechnet, als hätte ich das Opfer selbst gebracht!" Aber die ernste Frage war: Tat Gott das? Konnte Er es tun?

    Es war ein großes Sehnen und heißes Verlangen in meinem Herzen, die Forderungen Gottes, die mir aus Seinem Wort gut bekannt waren und die mein Inneres gerecht und richtig nennen mußte, erfüllt zu sehen; aber ach! ich war nicht imstande, diese Forderungen zu erfüllen. Das war mein Leid und mein Elend; und es war groß.

    Schon hatte ich dem Versucher vorübergehend das Ohr geliehen und mich, weil ich in der Thora keine Ruhe fand, den Stimmen mancher Philosophen hingegeben. Ich las die Werke von Spinoza und Kant und besuchte zuweilen das Theater, was alles für den gottesfürchtigen Juden ein Greuel ist.

    Aber hier fand natürlich meine Seele, die nach Versöhnung und Frieden mit Gott dürstete und sich nach Seinem Heil und Segen sehnte, noch weniger Ruhe und Befriedigung.

    In dieser Zeit nun hörte ich, daß Rabinowitsch den Juden predige, ihr Heil sei im Gott der * Gojim. Trotz meines Elends war ich darüber entrüstet; denn nach dem, was ich von den Gojim um mich her sah und hörte, war ihr Leben ein Leben der Völlerei und Schande und ihr Gottesdienst mit Bildern in meinen Augen Götzendienerei.

    [* Gojim: So nennt der Jude alle Nichtjuden, auch die Christen.]

    Ich konnte mich auch nicht sobald entschließen, Rabinowitsch zu hören, schrieb vielmehr dem Herausgeber einer jüdischen Zeitschrift in Petersburg, daß hier in Kischineff ein jüdischer Jurist Vorträge halte für Juden, daß sie alle den Gott der Goiim annehmen sollten.

    Die betreffende Zeitschrift druckte meine Mitteilung in ihren Spalten ab mit der Bemerkung, daß ich als Lehrer doch eigentlich dazu berufen und befähigt sei, den Mann zu hören und zu widerlegen, und daß ich ihnen über den Inhalt seiner Vorträge referieren möchte.

    So ging ich denn an einem Sabbatmorgen im Herbst 1884 in den Saal des Herrn Rabinowitsch. Er predigte heute über die

    Zufluchtsstädte, die Gott Seinem Volk im Alten Bund im Heiligen Lande gegeben hatte, daß dorthin vor dem Bluträcher floh, wer ohne Vorsatz jemanden erschlagen und unschuldiges Blut vergossen habe. Rabinowitsch las aus dem Alten Testament 4. Mose 35 und dazu mehrere Stellen aus dem Neuen Testament.

    Mit Erstaunen hörte ich hier, daß mein Volk Israel auch unschuldiges Blut vergossen und zwar das Blut eines Gerechten aus dem Samen Davids, und mehr als eines Gerechten, und daß dieser Gerechte zu Gott am Kreuz gerufen:

    „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!" Darum sei Israel nun auf der Flucht vor dem Bluträcher. Aber wo hin ? - Dann zeigte der Redner, daß das Leiden und Sterben eines Unschuldigen und Gerechten nach Gottes Verheißung Israels einzige Rettung sei, indem Er „um unserer Sünde willen zerschlagen" worden, „auf daß wir Frieden hätten und durch Seine Striemen (Wunden) heil würden" und Rettung fänden: Jesaias 53. Dieser Heilige Israels, der von Seinem Volk verworfen und getötet worden ist, sei kein anderer als Jesus Christus, Davids Sohn. Von Seinem Blut las dann der Redner aus dem Neuen Testament, daß das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, rein mache von aller Sünde. Demnach war der Erschlagene, dessen Blut Israel vergossen, zugleich Israels Zufluchtsstadt!

    Noch vieles führte der Redner aus, unter anderem, daß im Alten Bunde bei dem Tode des Hohenpriesters der Mörder frei wurde und daß so der Tod Jesu Christi, der mit dem Salböl des Heiligen Geistes als der wahre Hohepriester gesalbt gewesen, dem Mörder und Sünder, der jetzt zu Ihm seine Zuflucht nimmt, Befreiung und Erlösung bringt.

    Diese Worte durchbohrten mein Herz. Ich hörte hier, was ich so lange gesucht hatte: die Möglichkeit, Vergebung der Sünden und Versöhnung und Frieden mit Gott zu erlangen und zwar nicht in einem fremden Gott, sondern im Gott meiner Väter, der Seinem Volk nach der Verheißung der Propheten einen Retter gesandt hat: J es us aus Bethlehem, der Stadt Davids, aus dem Hause Juda. Ich war so gut wie überführt und überwunden.

    Gleich nach dem Vortrag ging ich auf Herrn Rabinowitsch zu und bat ihn um ein Neues Testament, aus dem er während des Vortrags wiederholt solch wunderbare Worte in hebräischer Sprache vorgelesen hatte. Der Redner entsprach gern meiner Bitte, und mit diesem Schatz eilte ich nach Hause. Drei Tage und drei Nächte brachte ich mit geringen Unterbrechungen über diesem Kleinod zu; ich las das ganze Buch sorgfältig durch. Welch eine Erleuchtung von oben, welch eine Fülle von Licht fand ich hier!

    Natürlich verstand ich nicht die Hälfte von dem, was ich las; aber die Evangelien, die Apostelgeschichte und besonders der Hebräerbrief zeigten mir den ganzen Heilsplan Gottes. Ich sah den verlorenen Zustand des Menschen, daß er von Natur fern von Gott ist und nur das Gericht und die Verdammnis zu erwarten hat. Ach! das hatte ich all die Jahre schon geahnt und gefühlt; hier fand ich es geschrieben. Aber auch die wunderbare Erlösung, das große und ewige Heil, das Gott uns in Seiner unbegreiflichen Liebe bereitet hat, zeigte mir hier Gottes Geist und ich fand Frieden im Glauben an das Blut Jesu, den Gott uns nun dargestellt zum * Gnadenstuhl (Römer 3, 25).

    [* Gnadenstuhl: wurde der „Sühndeckel" genannt auf der Bundeslade, worauf alljährlich am großen Versöhnungstage der Hohepriester Israels das Blut der Versöhnung sprengte.]

    Ein unbeschreibliches Glück erfüllte jetzt meine Seele, und mehr als hundert Stellen aus dem Alten Testament, die ich früher nicht verstanden, lagen nun erschlossen und hell vor meinen Augen. Ich betete Gott an voll Lob und Dank; Er war in Christus mein Gott und Vater geworden.

    5. Prüfungsvolle Jahre; meine Auswanderung

    Ich versäumte nicht, an jene Zeitung in Petersburg zu schreiben, was ich bei Rabinowitsch gehört und gefunden, aber sie nahm meine Zeilen aus leicht begreiflichen Gründen nicht auf. Zugleich schrieb ich an meine teure Mutter, an die ich sofort dachte, als ich den Messias gefunden; denn ich wußte, wie sie unter dem Druck des Gesetzes und des Talmuds nach Erlösung schmachtete. Aber sie verstand meinen ersten Brief nicht, glaubte, mein Kopf sei schwach geworden und bat mich, Urlaub zu nehmen und heimzukommen. Ich schrieb ihr nun einen zweiten, längeren Brief. Darauf antwortete sie mir in schrecklichen Worten: sie wolle ihr Kind, das dem Glauben der Väter abtrünnig werden wolle, lieber nicht mehr sehen.

    Es folgten nun 3 - 4 schwere, prüfungsreiche Jahre. Der Schmerz, von meiner Mutter, die mich so innig geliebt und von der ich die äußere örtliche Trennung so schwer zu ertragen vermocht hatte, nun innerlich getrennt und verworfen zu sein, brach mir fast das Herz; es war wie ein Fieber in meinen Gebeinen. Ich hatte in jenen drei Tagen, in denen ich bekehrt wurde, wohl manche Augenblicke mit ernsten Anfechtungen zu kämpfen gehabt betreffs meiner Zukunft und der Folgen, wenn ich Jesus Christus im Glauben als meinen Heiland ergreifen würde; aber ich hatte ihnen nicht Raum gegeben, und mein Heilsverlangen war so groß, daß ich mir damals sagen mußte: „Hier zeigt Gott dir jetzt einen Weg, auf dem du errettet werden und dem gerechten Gericht entrinnen kannst, und du hast nun zu wählen zwischen der ewigen Verdammnis und dem dargebotenen ewigen Heil Gottes." Trotzdem wurde es mir doch manchmal sehr schwer, daß ich meiner Mutter Kind nicht mehr sein sollte. Aber es siegte immer wieder die Stimme des Geistes Gottes in mir, und mein größter Schmerz war dann, daß meine gute Mutter das Glück nicht mit mir teilte, den Herrn zu kennen.

    Eine andere Versuchung trat nun nach meiner Bekehrung an mich heran, nämlich die, um meiner Lehrerstellung willen, die ich verlieren mußte, sobald ich offen dem Christentum beitreten würde, das Heil Gottes, das mir in Jesus widerfahren war, als einen geheimen Schatz für mich zu behalten. Oft habe ich damals in den stillen Nächten im Gebet gelegen und gerufen: „Herr, Du weißt, ich habe Dich nicht gesucht, Du hast mich gesucht und gefunden. Oh, so zeige mir nun auch Deinen Weg und führe mich!" Und der Herr gab mir auch die Gnade, daß ich Sein Licht nicht unter den Scheffel stellte; meine Stellung als Lehrer an der jüdischen Anstalt mußte ich natürlich damit aufgeben.

    Christliche Freunde, Ausländer, auch Herr Rabinowitsch selbst, wünschten, daß ich nun als festbesoldeter Missionar in den Dienst der Judenmission treten möchte. Aber obwohl ich mit Freuden für den Herrn und Sein Evangelium unter „meinen Brüdern nach dem Fleische" arbeiten wollte, so doch nicht als besoldeter Missionar. Das Bild von der Arbeit des Apostels Paulus, das ich im Neuen Testament gefunden hatte, schwebte mir vor, und ich erklärte den Freunden, daß ich mich gedrungen fühle, noch ein Handwerk zu lernen und zwar das Schlosserhandwerk, um später als Meister oder Ingenieur den Dienst am Evangelium ganz oder so viel als möglich kostenfrei vollbringen zu können, was mir überdies unter den Juden, die der Mission unter ihnen oft unreine Beweggründe unterschieben, besonders wichtig erschien.

    Meine Freunde lachten oder schüttelten ungläubig den Kopf, daß ich im Alter von 25 Jahren noch ein Handwerk erlernen wollte. Aber das machte mich nicht irre. Ich hatte die Überzeugung, daß mein Plan vom Herrn sei; darum verließ ich Rußland und reiste nach Wien, um dort einen christlichen Schlossermeister zu finden. Von dort fuhr ich, nach kurzem Aufenthalt, auf den Rat eines Bekannten nach Stuttgart.

    6. In der Lehre; meiner Mutter Fluch

    In der Stadt B., nicht weit von Stuttgart, fand ich einen gläubigen Schlossermeister, der mich in die Lehre nahm. Auch gab der Herr mir in Seiner Gnade die nötige Kraft und Weisheit zu meiner Lehre. In der ersten Zeit machten mir die Muskelschmerzen, die ich mir bei der Arbeit holte, viel zu schaffen und bereiteten mir manche schlaflose Nacht; nasse Handtücher, die ich nachts um die Arme schlug, brachten mir Linderung.

    In B. bekannte ich auch in der Taufe öffentlich, daß ich an den Herrn Jesus Christus glaubte und durch den Glauben an Ihn Gottes Kind und Erbe geworden war. In Rußland hatte ich nicht die Gelegenheit gehabt, getauft zu werden; denn Herr Rabinowitsch selbst darf nach russischem Gesetz nicht taufen. Auch wollte ich da, wo ich mich taufen ließ, erst längere Zeit bekannt sein.

    Meiner lieben Mutter teilte ich mit, daß ich mich nunmehr habe taufen lassen. Ich hielt dies für nötig, obgleich ich wußte, daß ihr diese Nachricht sehr schrecklich sein würde.

    Von Kischineff aus hatte ich ihr vor meiner Abreise nach Deutschland nochmals geschrieben und sie gefragt, ob ich sie nicht besuchen und Abschied von ihr nehmen dürfe. Sie hatte mir in bitteren Worten und in verstärktem Haß geantwortet und meinen Besuch zurückgewiesen und zugleich mich fast beschworen, mich nicht in Deutschland taufen zu lassen, sie müsse mir sonst den Fluch erteilen. Dabei sprach sie die Hoffnung aus, Gott würde mich um der Frömmigkeit meiner Eltern und Vorfahren willen vor der * Taufe bewahren. Auch auf die Briefe, die ich meiner Mutter von Deutschland aus vor der Taufe schrieb, hatte sie mir immer ähnlich geantwortet.

    [* Taufe bewahren: Solange der an Christus gläubig gewordene Jude nicht getauft ist, ist noch Hoffnung für ihn; ist er getauft, gibt es nach der Lehre der Rabbiner keine Buße (Möglichkeit der Umkehr) und Rettung mehr für ihn in Ewigkeit.]

    Jetzt, als ich ihr mit glücklichem, aber bangem Herzen meine Taufe gemeldet hatte, erhielt ich den ernstesten aller Briefe, die mir meine gute Mutter schrieb. Ich war gerade in der Werkstatt am Schraubstock, als ihre Antwort kam. Ich fiel, als ich sie las, betäubt an die Wand. Man brachte mich in mein Zimmer, wo ich drei Tage fest zu Bett lag. Meine Mutter schrieb: „Deine Todesnachricht habe ich erhalten. Ich habe meine Kleider zerrissen, Asche auf mein Haupt gestreut, und es beginnt meine * Trauerzeit." Darauf führte sie alle die Flüche Gottes an, die 3. Mose 26, 14 ff. und 5. Mose 28, 15 ff. ausgesprochen sind und schloß mit dem Wort: „Auch jede Krankheit und jede Plage, die nicht in diesem Buche dieses Gesetzes geschrieben sind, der Ewige wird sie auf dich bringen, bis du vertilgt bist." (5. Mose 28, 61)

    [* Trauerzeit: Sie dauert bei dem frommen Juden 7 Tage, die er auf der Erde sitzend zubringt.]

    7. Tiefe Übungen: Heilig in mir oder in Christus?

    Zu dem großen Schmerz über den Fluch meiner Mutter kamen so mancherlei Enttäuschungen, die ich unter den „Christen" in Deutschland erlebte. Die „Christen" in Rußland, wie oben gesagt, hatte ich nie für solche gehalten; aber andere Hoffnungen hatte ich im Blick auf Deutschland gehegt.

    Doch ich mußte sehen, was ich aus den Worten des Herrn schon wußte, daß nicht alle, die da „Herr, Herr!" sagen, des Herrn wahres Volk und Eigentum sind.

    Aber ernster waren andere Übungen, die ich zum Teil unter wahren Christen, als ich als Schlossergehilfe in Baden und später anderswo noch arbeitete, erlebte. Ich fand unter diesen Christen ein Streben und Ringen nach einer Heiligung des Fleisches. Die herrliche, kostbare Stellung, die der Gläubige in Christus besitzt und die mir Gott in meiner Einsamkeit in Rußland in Seinem Wort, besonders in den Briefen des Apostels Paulus, gezeigt hatte, wurde mir unter ihren Belehrungen getrübt und verdunkelt. Ich fing nun auch an, mein eigenes Ich, d. h. meine alte verderbte Natur in sich heilig machen zu wollen und mich wieder unter das Gesetz zu stellen. Meine angeerbte böse Natur, die nach Gottes Wort unverbesserlich ist und die Gott darum in Christi Tod am Kreuz „mitgekreuzigt", d. h. zum Tode verurteilt und richterlich vor Seinem Angesicht hinweggetan hat, die wollte ich nun noch verbessern und heilig machen. Da diese vergebliche Arbeit natürlich mißlang und ich keine Fortschritte der Fleischesheiligkeit bei mir entdeckte, wurde ich unglücklich und elend und machte schwere Zeiten durch. Ich befand mich in dem vom Apostel so sehr verurteilten Zustand der Galater und Kolosser und vertrat nicht mehr das reine biblische, sondern ein judaisiertes Christentum.

    Mein Blick war weggewandt worden von des Christen vollendeter Stellung in Christus und weggewandt von dem auferstandenen Christus selbst, der zur Rechten Gottes in der Herrlichkeit thront. Dafür war mein Auge nun auf mich selbst hingewandt worden, um mich mit meinem von Natur verderbten Herzen, meinem elenden armen Ich, dem „alten Menschen", zu beschäftigen, von dem doch wahr sein mußte, was der Apostel Paulus aus eigener Erfahrung be-zeugte: „Ich weiß, daß in mir, das heißt in meinem Fleische, nichts Gutes wohnt" (Römer 7, 18).

    Mit Christus war ich, wie jene Christen alle, nur noch in sofern beschäftigt, als ich Ihn fast Tag und Nacht anrief, mich im Innern heilig zu machen, mich von der in mir wohnenden sündhaften Natur doch zu befreien.

    Aber konnte Er mich erhören, da Sein Tod mich (und alle Gläubige) bereits am Kreuz von der alten Natur befreit hat? (Lies Römer 6, 6. 7) Gewiß nicht! , Unser alter Mensch Ist mitgekreuzigt." Dies ist nicht ein Ziel, das der Gläubige erst erreichen soll, sondern eine Tatsache, die in Gottes Augen bereits für jeden Gläubigen geschehen ist, von der der einsichtsvolle Gläubige ausgeht und die er nach Gottes Wort im Glauben ergreift. Darum sagt der Apostel: „Haltet euch der Sünde für tot, Gott aber lebend in Christo!" (Römer 6, 11) Wir, die wir des Herrn sind, vermögen darum durch den in uns wohnenden Heiligen Geist und im treuen Aufschauen zu Ihm, unserem Herrn, der zur Rechten Gottes thront, nicht nur den in Christi Tod mitgekreuzigten „alten Menschen", die verderbte Natur, im Tode zu halten, sondern auch allezeit in Neuheit des Lebens zu wandeln (Römer 6, 11. 14; 8, 1-16). Aber nie wird des Christen alter Mensch heilig! -

    Die gesegnete Tatsache, daß der Heilige Geist in mir wohnt (Römer 8, 15. 16) und daß, wenn der Herr mich heute abrufen sollte, ich sogleich zu Ihm gehen darf (2. Kor 5, 1-8), Tatsachen, die mich einst in Rußland so glücklich gemacht hatten, hier waren sie mir verdunkelt und für mich abhängig gemacht worden von meinen Erfolgen im eigenen Ringen und Jagen nach der Heiligkeit. - Ich war so arm und unglücklich geworden, daß ich kaum noch wußte, ob ich Jude oder Christ war; jedenfalls war das Christentum, das ich jetzt sah und hatte, fast um nichts besser als das Judentum. Mein Herz hatte nichts gewonnen.

    Doch Gott erbarmte sich und führte mich durch die Kraft und Klarheit Seines Wortes und Geistes wieder zu der Einfalt in Christus zurück (2. Kor 11, 3). Er zeigte mir, daß mein Platz und Teil vor Ihm „ in Christo" ist, daß ich in Ihm bereits „heilig" und „vollendet", „für das Erbe der Heiligen passend", eine „neue Schöpfung", Sein „Kind und Erbe" bin,*) ein Glied Jesu Christi, auf ewig Sein und auf ewig eins mit Ihm, so daß mich nichts mehr von Ihm scheiden und niemand mehr aus Seinen Händen reißen kann.

    (Römer 8, 36-38; Johannes 10, 27. 28)

    In dieser seligen Gewißheit meiner herrlichen Stellung in Christo und meiner innigen und ewigen Zugehörigkeit zu Ihm liegt die Kraft und der Beweggrund, dem Herrn zu gefallen und Seiner Heiligkeit nachzujagen, was ich allein dann erfolgreich tue, wenn Er meine Freude ist und mein Auge im Glauben treu auf Ihn gerichtet bleibt (2. Korinther 3, 18!).

    Von da ab ist mein Herz wieder glücklich und fähig, Gott meinen Vater in Geist und in Wahrheit zu erheben und anzubeten.

    8. Gute Botschaft aus Rußland

    Bereits ein Jahr war verflossen, seitdem meine liebe Mutter mir mitgeteilt hatte, daß ich für sie gestorben sei und sie darum kein Lebenszeichen mehr von mir erwarte, ich aber auch keine Nachricht von ihr mehr bekommen würde. Sie hatte Wort gehalten und mir nicht mehr geschrieben, obwohl ich fortgefahren hatte, jede Woche einen Brief an sie zu richten. Ich war darum ganz unbekannt mit ihrem Ergehen, wußte nicht einmal, ob sie meine Briefe überhaupt las. Es wollte mir daher manchmal der Mut und die Kraft ausgehen, noch länger auf ihre Bekehrung zu hoffen und dafür zu beten.

    Da kam eines Tages, im Herbst 1889, eine Karte von meiner Mutter in hebräischer Sprache folgenden Inhalts: „Liebes Kind! Ich bin krank gewesen und bin in großer Seelennot.

    Ich möchte Dich heute kurz um zwei Dinge bitten, daß Du mir vergeben und dann, daß Du mir wieder ein Neues Testament schicken möchtest, da ich alle früheren, die Du mir geschickt hast, verbrannt habe. Bete für mich! Deine Mutter Sarah."

    Wie mein Herz jubeltel Noch am selben Tag sandte ich meiner Mutter ein hebräisches * Neues Testament und schrieb ihr einen langen Brief.

    [* Neues Testament: Diese treue Obersetzung des Neuen Testamentes ins Hebräische ist von Professor Franz Delitzsch in Leipzig, der bis zu seinem Tod in Hingebung für die Ausbreitung des Evangeliums unter den Juden gearbeitet und namentlich durch diese seine Obersetzung einen unberechenbaren Segen für die Arbeit unter Israel gestiftet hat.]

    Nach einigen Tagen schon erhielt ich Antwort. Darin bat mich die Mutter, die meine äußeren Verhältnisse, von denen ich ihr nie geschrieben hatte, nicht kannte und darum glaubte, ich sei noch Lehrer, sie in Rußland zu besuchen. Aber die Umstände erlaubten es mir nicht. Ich hatte zwar im Sommer als Schlossergehilfe gearbeitet, aber für das ersparte Geld besuchte ich im Winter in Stuttgart zu meiner weiteren technischen Ausbildung eine Schule. Auch hatte ich einen Brief von meinem Freunde B. O. aus Bessarabien erhalten, der auch jüdischer Lehrer war und der durch ein Neues Testament, das ich ihm geschenkt hatte, geglaubt und erkannt hatte, daß Jesus Christus der Messias ist, Gottes Sohn, der Heiland der Welt. Er hatte seine Stellung verloren und war mit seiner Gattin und seinen 4 Kindern nun in Not. Diesem hatte ich auch eine größere * Summe geschickt. Doch kaum hatte ich dies getan, so erhielt ich einen Brief von einem Christen aus L. bei Stuttgart, der von mir gehört hatte und mich nun einlud, umsonst für den Winter bei ihm zu wohnen, um von dort aus die Schule in St. zu besuchen. Dies war mir eine große Hilfe vom Herrn; aber ich hätte doch nicht nach Rußland reisen können, hätte nicht eine andere Christin, die von dem Wunsch meiner Mutter gehört hatte, das nötige Reisegeld geschenkt.

    Sobald die Weihnachtsferien begannen, fuhr ich nach Rußland. Auf den Wunsch meiner Mutter trafen wir nicht in unserer Vaterstadt zusammen, sondern ca. 30 Meilen abseits in Lublin.

    [* Summe geschickt: Heute ist mein Freund wieder Lehrer, aber an einer Schule von freisinnigen Juden, denen nichts an seinem Glauben liegt.]

    Als ich in L. ankam, war meine Mutter bereits seit zwei Stunden da; sie erkannte mich, fiel mir um den Hals und rief: „Mein Kind, mein Kind!" und wurde an meinem Hals ohnmächtig. Ich trug sie mit Hilfe von einigen Reisenden auf ein Sofa im Wartesaal, und nach einigen Bemühungen erwachte sie wieder. Kaum hatte sie die Augen aufgeschlagen, als sie wieder rief: „Mein Kind, mein Kind!" und dabei gleich wieder in Ohnmacht fiel. Diesmal war die Ohnmacht so tief, daß ich fürchtete, meine Mutter sei gestorben; ich wußte mir nicht zu helfen und weinte laut. Alle Anwesenden zeigten große Teilnahme, besonders als sie hörten, daß wir uns seit mehr als sechs Jahren nicht mehr gesehen hatten. Endlich kam meine Mutter wieder zu sich. Wir fuhren nun mit dem Schlitten in ein Gasthaus, wo die Mutter bereits ein Zimmer bestellt hatte. Dort dampfte schon der Samowar (die russische Teemaschine) auf dem Tische, und manche Erfrischung war bereitgestellt.

    Kaum hatten wir uns einige Minuten über die Reise und einiges andere unterhalten, als eine Pause eintrat und die Mutter nach einem Seufzer begann: „Aber Kind, das Wichtigste! - Du siehst und weißt, ich bin alt geworden, und was wird aus mir werden, wenn ich sterbe! Wo komme ich hin!" Dabei flossen ihr die Tränen die Wangen herab. Auch mir gingen bei diesem Anblick die Augen über. Ich konnte keine Worte finden. Es war so viel leichter gewesen, ihr zu schreiben, als sie mündlich zu unterweisen. So sagte ich dann nach einer Weile: „Mutter, ich glaube, Du weißt alles.“

    Doch sie blickte mich flehend an und sagte: „Aber Du weißt, ich habe den Namen Jesus so viel gelästert und Dir so großen Widerstand gezeigt. Kann ich da in Ihm noch Vergebung finden?" Ich tröstete sie und sagte ihr, da ihre tiefe Trauer und Reue ja gerade ein Werk Seines Geistes sei, ein Beweis Seiner heilbringenden Gnade.

    Diese Worte taten ihr offensichtlich wohl. Sie waren wie Regen auf ein durstiges Land, erquickten wie Balsam ihr wundes Herz. Lange Zeit saßen wir noch und unterhielten uns. Ich brach dann ab und begann ein neues Gespräch, aber meine Mutter kehrte sofort zu unserem Thema zurück und brachte neue Fragen über Gottes Heil. Endlich war es Zeit, zur Ruhe zu gehen. Ich fragte: „Soll ich noch etwas lesen?" Da bat sie mich, das Gleichnis vom verlorenen Sohn zu lesen. Wohl in keinem anderen Kapitel sah sie als Jüdin die wunderbare freie Gnade Gottes so schön entfaltet wie in dieser rührenden Geschichte.

    Am anderen Morgen vor 5 Uhr erwachte ich, und als ich meine Augen aufschlug, sah ich meine Mutter schon völlig angekleidet an meinem Bett sitzen. Ich stand nun auch auf und bald war unser Gespräch von gestern wieder im vollen Fluß. Endlich rief sie aus: „Ja, warum zweifle ich noch? Derselbe Gott, der das Gericht und die Verdammnis über die Sünde angekündigt hat, hat auch gesagt, daß volle Gnade in Seinem Sohn zu finden sei. Warum soll ich es nicht glauben? Es ist doch dies alles auch wahr für mich. Ja, ich glaube." - Mein Herz frohlockte. Ich sagte: „Mutter, wir wollen beten|" Ich kniete nieder, und meine Mutter folgte meinem Beispiel und, ohne daß ich es erwartet hatte, betete sie . Sie sagte: „Herr Jesus, ich danke Dir für Deine große Rettung und für den Glauben, den Du mir geschenkt hast an Dich; aber Du weißt, er ist noch so klein in mir. Stärke ihn! Amen." Nachdem ich auch noch dem Herrn gedankt und zu Ihm gebetet hatte, erhoben wir uns und lasen noch ein Kapitel aus Gottes Wort. Dieses Mal war es die bereits früher erwähnte bedeutungsvolle Rede des Stephanus und seine Steinigung: Apostelgeschichte 7. Die Mutter hatte das Kapitel selbst gewählt.

    „Ach!" sagte sie, „wie traurig ist es doch, daß unser Volk so blind ist und so von Haß erfüllt gegen Christus. Aber wie herrlich ist das Teil des Gläubigen! Einen solchen Tod, wie Stephanus ihn hatte, wünschte ich mir auch. Ja, ich bedaure jetzt, daß wir nicht in M. (unsrem Heimatsort) zusammengekommen sind. Wenn man uns steinigte, so könnte man nur unseren Leib töten. Wir könnten auch rufen: „Herr Jesus, nimm unseren Geist auf!"

    Der Geist Gottes hatte die Decke Moses von den Augen der Mutter weggenommen und nun ihr Herz Gott, dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, gegenüber mit Lob und Anbetung erfüllt. Welch eine Gnade und welch ein Glück war es auch für mich, zu wissen, daß meine gute Mutter nun ein ewiges Eigentum des Herrn Jesus war!

    Interessant waren die Mitteilungen meiner Mutter, wie es ihr innerlich ergangen war, seitdem sie die Nachricht von meiner Taufe empfangen hatte. Ich war in der Tat für sie tot; sie hatte nach jüdischer Weise über meinen Tod getrauert. Aber noch ehe die Tage der Trauer ganz um waren, kam ein Neues Testament und ein Brief von mir. Das Buch flog wie die früheren Exemplare des Neuen Testaments sofort ins Feuer. Der Brief blieb ungeöffnet liegen. Nach einigen Stunden zog es sie zu dem Brief hin, den sie lange mit Schmerz schon von der Seite betrachtet hatte. Sie öffnete ihn, las einen Teil und warf ihn hin. Nach vielen Kämpfen und Tränen ergriff sie ihn, las ihn zu Ende und warf ihn im Unwillen wieder hin. Im Lauf der Tage war ihr auch einmal der Gedanke gekommen, ob nicht doch Jesus der Messias sei; aber sie war sehr darüber erschrocken, hatte den Gedanken verurteilt und gefastet, um dafür Sühnung zu tun.

    So wogte es Wochen und Monate in ihrem Innern auf und ab, und jeder von mir kommende Brief vermehrte ihre Not und ihren Jammer, bis sie endlich nach einer ernsten Krankheit heilsverlangend das Neue Testament hatte kommen lassen.

    Nach allen diesen Kämpfen war meiner Mutter Freude im Herrn nun um so größer und köstlicher. Nur zu schnell kam die Trennungsstunde; aber unser Schmerz wurde versüßt durch das Bewußtsein, daß wir in dem Auferstandenen unzertrennlich verbunden waren. Meine Mutter zog, wie einst der Kämmerer aus dem Mohrenland, ihren Weg fröhlich heim und meldete mir bald von dort ihre glückliche Ankunft. An der Spitze ihres Briefes prangten die Worte der Maria: „ Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist frohlockt in Gott, meinem Heilande!"

    Der gute Hirte hatte Sein Schäflein gefunden und erwies ihm nun auch Seine ganze Hirtentreue.

    9. Tage der Prüfung

    Der Glaube meiner Mutter sollte nach Gottes Weise (1. Petr 1, 7) bald geprüft werden. Sie wurde nicht lange nach ihrer Rückkehr ernstlich krank, wohl zum Teil infolge der Reise bei der großen Kälte, die im Januar 1890 herrschte. Meine jüngere Schwester, die in einer anderen Stadt verheiratet ist, wurde von Bekannten zur Pflege gerufen. Sie wußte nichts von dem, was Gott an der Mutter getan hatte, auch nichts von ihrem Zusammentreffen mit mir in Lublin. Dies alles erfuhr sie teils aus Briefen, die sie bei der Mutter vorfand oder die ich während ihres Dortseins sandte, da ich nichts von der Krankheit meiner Mutter wußte, teils aus dem Bekenntnis, das die Mutter der Tochter selbst ablegte. Meine Schwester war außer sich. Sämtliche Briefe, die von mir während der langen Krankheit von drei Monaten ankamen, unterschlug sie; und das Neue Testament übergab sie schon am ersten Tag dem Feuer. Aber die Kraft Gottes, die in den Schwachen mächtig ist, hielt meine Mutter aufrecht; der Herr ist treu.

    Ich aber verbrachte in St. bange Wochen und Monate, Warum schrieb mir meine Mutter nicht mehr? War es dem Feind gelungen, ihr Herz von dem Herrn abzuwenden? Oder hatten die Juden ihr etwas Böses zugefügt?

    Nachdem ich nun so viele Briefe an meine Mutter geschrieben, die unbeantwortet geblieben, richtete ich noch eine offene Karte an sie mit der Bemerkung, daß ich mich, wenn auch diese Zeilen ohne Antwort blieben, an den Bürgermeister des Ortes um Auskunft über sie wenden würde. Da kam eine Karte von meiner Schwester, die mir in hebräischer Sprache unter vielen Flüchen mitteilte, daß ich, der Verführer der Mutter, auch deren Verderber sei, indem ich sie an den Rand des Todes gebracht hätte. Ich solle es mir nur ersparen, der Mutter noch zu schreiben, da diese keinen meiner Briefe zu lesen bekomme.

    Diese traurige Nachricht war mir insofern ein großer Trost, als ich daraus ersah, daß die Mutter noch lebte und dem Herrn treu verblieben war. Ich schrieb der Schwester gleich wieder und bat sie, mir doch bald wieder Nachricht von der Mutter zu geben und ersuchte sie zugleich herzlich, die kranke Mutter doch nicht zu plagen und ihr auch meine Briefe von nun ab zu übergeben. Aber all mein Bitten war umsonst.

    Da kam eines Tages ein Brief von einer Jüdin aus M., die mir schrieb, daß sie meine Mutter besucht habe und es ihr besser gehe und sie bereit sei, Briefe von mir an die Mutter, wie auch von der Mutter an mich, zu übermitteln. Sie sei im Verborgenen derselben Überzeugung hinsichtlich des Messias, wie auch die Mutter. Diese Jüdin war aufrichtig und hat wiederholt Briefe hin und her übermittelt. Dann aber schrieb sie eines Tages in großer Bestürzung, daß sie eben von der Mutter komme; der Arzt sei dort gewesen, und die Mutter liege in tiefer Ohnmacht oder sei vielleicht schon gestorben.

    Man hatte nämlich einen langen Brief der Mutter an mich, den die Jüdin hatte abholen wollen, im Bett gefunden, gelesen und dem Rabbiner übergeben. Hier hatte man nun das erste eigene Zeugnis der Mutter in Händen über ihre Herzensstellung zu Jesus Christus. Daraufhin war der Rabbiner mit anderen gekommen und hatte die Mutter, welche noch sehr schwach war und noch immer zu Bett lag, feierlich in den Bann getan. Dieser furchtbare Akt hatte aber die Mutter fast das Leben gekostet und jene tiefe Ohnmacht herbeigeführt, zu der die Freundin noch gekommen war.

    Zugleich schrieb die Jüdin an mich, daß sie hinfort keinen Brief mehr zur Besorgung übernehmen könne. Ich habe sie seitdem, gelegentlich eines Aufenthalts in Rußland, besucht und gesprochen. Man kann nicht anders sagen, als daß ihr Herz an den Herrn Jesus glaubt und sie auf Ihn vertraut. Sie hat mir dies alles unter Tränen gesagt. Aber sie wagt es nicht, den Herrn Jesus öffentlich zu bekennen. Solche Seelen gibt es leider nicht Hunderte, nein, ich darf wohl sagen vielleicht Tausende unter den frommen Juden in Rußland.

    Ich habe mich oft gefragt, was wird ihr Teil sein in Ewigkeit?

    Werden wir sie im Himmel alle wiederfinden?

    Schluß

    Gott gab meiner Mutter wider Erwarten die Gesundheit wieder. Die Schwester reiste ab, und so war die Mutter wieder frei, an mich zu schreiben. Das Erste, was ich ihr schicken mußte, war wieder ein Neues Testament, in dem sie, wie in der ganzen Heiligen Schrift, täglich forschte, so daß sie durch Gottes Gnade, wie der Psalmist sagt, „von Kraft zu Kraft" gehen durfte.

    Auch gab Gott ihr noch eine Seele im eigenen Hause, die mit ihr den Herrn und Heiland preisen konnte. Es war dies eine Katholikin, die oben im Hause bei meiner Mutter zur Miete wohnte. Diese Frau war eines Tages nach dem Weggang meiner Schwester heruntergekommen und hatte gefragt, was wohl die Ursache sei, daß die Verwandten und Freunde so manchen Auftritt mit ihr hätten, während doch früher solch schöne Harmonie herrschte. Meine Mutter bekannte der Frau offen, was Gott an ihrer Seele getan, daß sie Jesus Christus als den Sohn Gottes und ihren Erlöser erkannt habe, der ihr ewiges Heil und Leben erworben und Seinen Frieden geschenkt habe.

    Die Katholikin lauschte; das waren wunderbare Dinge und seltsame Worte für sie. Ach, sie kannte Jesus nicht, und sie besaß keine Gewißheit des Heils und keinen Frieden mit Gott. Eine neue Welt tat sich vor ihr auf.

    Sie kam täglich in der stillen Abendstunde herunter und horchte auf das kostbare Evangelium, das ihr meine Mutter vorlas, indem sie ihr dabei die einzelnen Verse aus dem Hebräischen ins Polnische übertrug. Diese gesegneten Vorlesungen dauerten oft bis nach Mitternacht, und Gott lieB Sein teures Wort nicht leer zu sich zurückkehren. Er schenkte der heilsbegierigen Zuhörerin durch Sein Wort Heil und Frieden in dem Herrn Jesus. Diese wußte sich später in Warschau ein polnisches Testament zu verschaffen, und nun konnte ihr meine Mutter, ohne es übersetzen zu müssen, Gottes Wort vorlesen; denn die Katholikin, obwohl Mutter eines höheren russischen Beamten, konnte selbst nicht lesen. Manche gesegneten, herrlichen Stunden haben die beiden Frauen in gemeinsamer Erbauung aus Gottes Wort verbracht.

    Nun aber ist meine Mutter wieder allein. Ihre katholische Mitschwester in Christus ist im Herbst 1892 von der Choleraepidemie, die in meiner Vaterstadt wohl dreimal stärker als in Hamburg wütete und ganze Familien auslöschte, weggerafft worden. Sie entschlief in seliger Heilsgewißheit und im göttlichen Frieden in Jesu, ihrem Erlöser und Herrn.

    Ich selbst bin seit jener Zeit wieder einmal einige Zeit in Rußland gewesen und zwar im Januar 1893. Über den Grund dieser Reise und meinen Aufenthalt in Rußland, so interessant es für die Erzählung wäre, davon zu reden, will ich hier schweigen. Erwähnt sei nur, daß mein Leben in Gefahr kam. Aber Gott hat aus Bösem Gutes hervorgebracht.

    Er hat es z. B. dazu dienen lassen, daß ein Russe, ein zum Tod verurteilter Hochverräter, zu dem ich durch falsche Anklage in Warschau in denselben Kerker kam, durch mein Zeugnis von Gottes Gerechtigkeit und Gericht und von Seinem großen Heil und Seiner freien Gnade in Christus wahrhaft zum Herrn bekehrt worden ist.

    Möge der Herr meine alte Mutter, die durch Gottes Gnade noch treu und glücklich Ihm anhängt, in Seiner Gnade und Wahrheit bewahren und mit ihr alle, die vielleicht unter schwerem Druck täglich auf Seine Hilfe und Sein Heil harren.

    Wohl aber allen denen, die aus Israel und aus allen Völkern der Erde Jesus Christus, den Sohn Gottes, in dieser Zeit der Gnade erkennen! Er ist der bewährte Eckstein, den Gott in Zion zu gründen verhieß, der von Menschen und den Bauleuten zwar verworfen, aber vor Gott auserwählt und kostbar ist. Wer auf Ihn baut, wird nicht beschämt und nicht zu Schanden werden. Sein herrlicher Name sei gepriesen in alle Ewigkeit!

    („Gute Botschaft des Friedens" 1894)


  • #2
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