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Bartimäus der Blinde

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  • Bartimäus der Blinde

    Bartimäus der Blinde in Markus 10, 46-52 und ein gewisser Blinder in Lukas 18, 35-43.

    • Wann bzw. wo fand die Heilung des Bartimäus statt – beim Auszug aus Jericho oder beim Einzug nach Jericho? In Markus 10,46 heißt es: „Und als er aus Jericho hinausging …“, in Lukas 18,35 dagegen: „Es geschah aber, als er sich Jericho näherte …“ Einige Ausleger erklären, dass es ein Alt-Jericho und ein Neu-Jericho gegeben habe; die Städte oder Stadtteile haben ca. 1,5 km auseinander gelegen. William Kelly schreibt an drei Stellen in seinen Schriften, die richtige Übersetzung von Lukas 18,35 laute: „… als er nahe bei Jericho war“.
    • Wurde Bartimäus blind geboren oder konnte er früher sehen? Anders gefragt: Bittet Bartimäus darum, sehend zu werden oder wieder sehend zu werden? Das zugrunde liegende griechische Wort anablepo wird im Neuen Testament sowohl mit sehend als auch mit wieder sehend übersetzt."


    Antwort A


    (Zielort war hinaufzugehen nach Jerusalem.
    Jericho war ein Durchgangsort, auf dem Weg hinaufgehend nach Jerusalem.)

    zu Frage 1

    Wo fand die Heilung des Bartimäus statt?

    Die Heilung des Bartimäus (der Blinde) fand noch in Jericho statt.



    Warum?



    Herr Jesus, und seine Jünger, sowie eine zahlreiche Volksmenge waren auf dem Weg, aus Jericho zu gehen.



    zu Frage 2

    Bittet Bartimäus sehend oder wieder sehend zu werden?


    Tatsächlich ist der Wunsch des Bartimäus von der Blindheit geheilt und sehend zu werden.



    Aber Gottes Wort gibt keinen Freiraum festzustellen, ob Bartimäus von Geburt an, bzw. seit Kindheit blind ist, oder erst vor kurzen erblindete (Ein Beispiel wäre Paulus, in Apostelgeschichte Kapitel 22. Paulus wurde sehend und wir wissen, daß er "wieder" sehend wurde).



    In Lukas 18, 35 - 43 erkennen wir einen Blinden, der schon in Jericho am Weg saß, als zeitgleich, Herr Jesus Jericho nahte.


    Vers 36 ist in Lukas 18 der Schlüssel, als der Blinde eine Volksmenge vorbeiziehen hörte (nämlich Vers 39, die Vorangehenden), erkundigte er sich, usw., etc., etc...






  • #2
    Lieber Bruder Holger

    Da mal einige Auszüge aus den "Handreichungen"
    Frage 11
    Wie stimmen die verschiedenen Zeitangaben in den Evangelien über die Verleugnung des Petrus zusammen, vgl. Matth. 26,34; Mark. 14,30; Luk. 22,34; Joh. 13,38 („Ehe der Hahn kräht“ - „ehe der Hahn zweimal kräht“ [Mark.])?
    Antwort A
    Eine Hilfe zur Erklärung der Verschiedenheit der Berichte über den Hahnenschrei finden wir in Mark. 13,35.
    Die Römer teilten die Nacht in vier Nachtwachen. (6 Uhr abends bis 6 Uhr morgens.) Und da in
    dortiger Gegend mit ziemlicher Regelmäßigkeit der erste Hahnenschrei im Anfang und der zweite und hauptsächliche am Ende der dritten Nachtwache gehört wurden, so wurde diese Nachtwache (von 12-3 Uhr) kurzweg mit dem Ausdruck „Der Hahnenschrei“ bezeichnet.
    Aus dieser Stelle sehen wir, daß auch der HErr diesen landläufigen Ausdruck für die Zeit der dritten Nachtwache gebrauchte.
    Matthäus, Lukas und Johannes berichten nicht von den Einzelheiten, sondern nur von diesem charakteristischen Hahnenschrei, dem zweiten der dritten Nachtwache, daß, ehe der Hahn krähen würde, in anderen Worten: ehe die dritte Nachtwache beendet sei, Petrus den HErrn schon dreimal verleugnet haben würde. Sie übergehen die Einzelheiten, die Markus bringt. Bei ihnen scheint mehr die Vorhersage der Zeit, in der Petrus den HErrn verleugnen würde, im Vordergrunde zu stehen. Lukas berichtet auch, daß zwischen der zweiten und dritten Verleugnung ein Zeitraum von ca. einer Stunde lag. Die erste Verleugnung muß somit schon bald nach der Einlieferung des HErrn im Anfang der dritten Nachtwache geschehen sein, die letzte am Ende derselben.
    Wenn Petrus nur ein wenig auf die Worte des HErrn geachtet hätte, so hätte er sich, als die dritte Nachtwache nahte, sagen müssen: Jetzt kommt die Zeit, von der der HErr geredet hat, daß, ehe sie beendet - „ehe der Hahn kräht“ - du Ihn dreimal verleugnen wirst. So wenig Eindruck aber hatten die Worte auf ihn gemacht, daß wir lesen, daß er nicht früher daran dachte, als bis alles geschehen und es zu spät war.
    In Markus finden wir eine genauere Beschreibung dieses Umstandes. Während in den anderen Evangelien, wie gesagt, es mehr der charakteristische Hahnenschrei am Ende der dritten Wache - mehr die Zeit ist, die im Vordergrunde steht (daß, ehe der Hahn kräht, ehe die dritte Wache beendet sei, er schon den HErrn dreimal verleugnet haben würde), scheint bei Markus mehr die treue Warnung des „vollkommenen Knechtes“ im Vordergrunde zu stehen.
    Markus berichtet uns, daß der HErr dem Petrus nach der ersten Verleugnung durch das erste Krähen des Hahnes noch gleichsam eine letzte Warnung gibt, nicht weiter zu gehen. Aber Petrus hört sie nicht. Nach dieser ersten Verleugnung fühlt er sich augenscheinlich durch die Begegnung mit der Magd im inneren Hofe des Hauses nicht mehr sicher. Er steht auf und geht in den äußeren - den Vorhof -, da kräht ihm der Hahn zum erstenmal entgegen. Aber Petrus denkt trotzdem nicht an die Worte des HErrn.
    Wir sehen aus allem, wie genau der HErr Petri Verleugnung zuvor beschrieb: 1. daß sie eine dreimalige sein würde; 2. ihre Art, Ihn nicht zu kennen - Ihm nicht anzugehören; 3. die Zeit, die Schnelle, ehe das Krähen des Hahnes das Ende der dritten Nachtwache ankündigen würde.
    Wir finden in den Evangelien öfter solche Verschiedenheiten, die durch das Berichten von verschiedenen Gesichtspunkten aus oder durch das in den Vordergrundstellen gewisser Einzelheiten bedingt sind. Z. B. Matthäus (20,30) berichtet von zwei Blinden, Markus (10,46) und Lukas (18,35) nur von einem Blinden. Markus nennt ihn sogar mit Namen. Ohne Zweifel waren es zwei Blinde, aber Bartimäus war die Hauptfigur in dieser Geschichte, und Markus und Lukas berichten nur von ihm allein. Noch ein Beispiel: Matthäus (26,7) berichtet, daß Sein Haupt gesalbt wurde, Johannes (12,3) dagegen, daß Seine Füße gesalbt wurden. Es ist keine Frage, Maria salbte Ihm Haupt und Füße. Aber der Heilige Geist leitete den einen Schreiber, die Salbung Seines Hauptes zu berichten und den
    anderen die Seiner Füße. Der eine mußte dieses, der andere jenes in den Vordergrund stellen, und Weisheit Gottes lag darin. So auch in dieser Frage betreffs das Krähen des Hahnes.
    v. d. K.
    Anmerkung des Schriftleiters F. K.
    Zu der Frage selbst ist nichts Besonderes mehr zu sagen. Ein Widerspruch zwischen jenen Stellen besteht nicht, wie nirgends in der Schrift, wenngleich für unser stückweises Erkennen manches schwer zu verstehen und zu vereinigen sein mag. Aber das berührt nie die Frage des Glaubens bei denen, denen „alle Schrift“ als unbedingt „von Gott eingegeben“ feststeht (2. Tim. 3,16).
    Und in diesem Sinne möchte ich hier einen sehr bezeichnenden Punkt des Markus-Evangeliums, das uns, wie auch obige Antwort sagt - vgl. auch meine Worte darüber am Schluß von Frage 6 in Heft 3 d. Js. -, den Herrn Jesus als den vollkommenen Knecht Gottes schildert, hervorheben, einen Punkt, der gewiß auch zu der Knechtestreue in Beziehung steht: Nur im Markus-Evangelium finden sich solche Stellen, in denen Petrus in ganz offensichtlicher Weise belastet wird; so z. B. heißt es in Kap. 8,33: „Er strafte den Petrus“ (Matth.: „Er sprach zu Petrus“), und in 14,37 wird Petrus angeredet: „Simon, schläfst du?“ Demgegenüber ist Mark. 16,7 ein Beweis besonderer Barmherzigkeit des HErrn, da Petrus auch in besonderer Weise durch seine schwere Verleugnung der Barmherzigkeit des HErrn bedurfte (vgl. oben erwähnte Frage 6 in Heft 3!). Sicherlich entspricht es dem wahren Knechtscharakter, es genau zu nehmen mit jeder scheinbaren Kleinigkeit, und darum finden wir solche und andere Einzelheiten in diesem Evangelium.
    Aber da ist noch etwas anderes, was mir köstlich zu sein scheint, und es ist ein Beweis - wenn es eines solchen bedürfte - für die wörtliche göttliche Inspiration (Eingebung) der Heiligen Schrift. Es ist Markus, der diese den Petrus belastenden Einzelheiten aufzeichnet, zu denen die genauere Zeitangabe der Verleugnung auch gehört - hätte Petrus doch durch das erste Krähen des Hahnes sich warnen lassen müssen! - Markus aber ist augenscheinlich das geistige Kind des Apostels Petrus (1. Petri 5,13!). Könnte man nun wohl annehmen, daß er diese seinen geistigen geliebten Vater so bloßstellenden Bemerkungen, die ihm der demütige Petrus persönlich mitgeteilt haben mag, dem sein Evangelium lesenden Volke Gottes nicht nur, sondern auch der ungläubigen Welt so offen berichtet haben würde, wenn er nicht vom Heiligen Geist inspiriert worden wäre, so treu und wörtlich jede Einzelheit niederzuschreiben?! - Und so trägt jedes Stück des teuren Wortes Gottes den Stempel göttlicher wörtlicher Eingebung an oder in sich selbst für jeden, der die menschliche Weisheit und Philosophie beiseite lassen und Dem glauben will, der da sagt und tausendfach bestätigt: „Siehe, Ich lege Meine Worte in deinen Mund“, und dessen Wort selbst bezeugt: „Heilige Männer Gottes redeten, getrieben durch den Heiligen Geist“ und „des HErrn Wort bleibt in Ewigkeit“ usw. (2. Petri 1,21; 1. Petri 1,25). Dafür sind auch die oben dargebotenen Einzelheiten aus dem Markus-Evangelium eine sprechend klare Bezeugung. Gelobt sei Er, der „das Wort Gottes“ heißt (Joh. 1,1ff.; Offenb. 19,13!).
    Möchten wir beim Betreten des unbekannten Landes eines dunkel vor uns liegenden neuen Jahres uns dessen erinnern, daß der HErr uns für die „geöffnete Tür“ in Seiner Arbeit - eine ernste und kostbare Vorbedingung gegeben hat in Offenb. 3,8: „Ich kenne deine Werke. Siehe, Ich habe eine geöffnete Tür vor dir gegeben, die niemand zu schließen vermag; denn du hast eine kleine Kraft und
    hast Mein Wort bewahrt und Meinen Namen nicht verleugnet.“ - Der HErr helfe uns in Gnaden, diese Bedingung für eine gesegnete und von Ihm anerkannte Tätigkeit stets aufs neue bei uns zu verwirklichen!

    -*-*

    Der Gerechte aber wird aus Glauben leben.

    (Hebr. 11,15-19.) (Schluß.)
    Der 15. Vers unseres Kapitels enthält das ernste Wort „zurückkehren“. Es führt uns vor Augen, daß es eine Möglichkeit gibt, zurückzugehen. Von jedem neuen Licht, von jedem neuen Segensweg, den Gott uns zeigt, können wir, wenn wir es wollen, uns zurückziehen. Man verstehe mich nicht falsch, ich meine nicht, daß ein Gläubiger verloren gehen kann, sondern daß, wenn Gott den Gläubigen durch das Wort der Wahrheit weiteres Licht gibt, es an dem Gläubigen ist, durch seinen Gehorsam zu beweisen, daß Gottes Gnade ihn frei gemacht hat von allem eigenen Willen, um dem HErrn zu folgen. Wir sind ein für allemal errettet, aber dann überläßt Er es sozusagen uns, ob wir Ihm von Herzen
    folgen wollen. Er zwingt uns nicht, Ihm zu folgen, wir können es tun und auch lassen.
    So sehen wir es bei dem blinden Bartimäus; als der Herr Jesus ihm die Augen geöffnet hatte, zwingt Er ihn nicht, Ihm zu folgen. Er sagt: „Gehe hin“. Aber was tut Bartimäus? Wir lesen, er folgte Ihm nach auf dem Wege. Er hätte mit der Volksmenge gehen können, aber er ging mit Jesus. Jesus hatte ihm sein Augenlicht gegeben, und er wollte jetzt Ihm folgen. (Mark. 10,46-52.)
    So war es auch bei den Heiligen des Alten Testamentes. Sie kehrten nicht zurück, sondern sie gingen hin, ein besseres Vaterland zu suchen. Heute aber können wir Christen sehen, die, obgleich sie Christum als ihren Heiland angenommen haben, wieder zur Welt zurückkehren. Weil ihr Herz dorthin zurückgekehrt ist, deshalb wandeln sie wieder mit der Welt, als gehörten sie zu ihr, obgleich sie niemals wieder zur Welt gehören können. Das Kreuz, das uns von dem ewigen Verderben befreit hat, hat uns auch für immer von der Welt frei gemacht. Zwischen uns und der Welt steht das Kreuz Christi. Ich muß, wenn ich zur Welt umkehren will, gleichsam über das Kreuz Christi hinwegschreiten. Dies ist ein sehr ernster Gedanke.
    Wenn die Heiligen des Alten Testamentes im Glauben die Verheißungen festhielten, wieviel mehr sollten wir, die wir einen lebendigen Heiland haben, der für uns bittet, dieses tun. Sie begehrten ein besseres Vaterland, und deshalb schämte Sich Gott nicht, ihr Gott genannt zu werden. Wie köstlich und gesegnet ist dieses! Abraham vertraute Gott in bezug auf eine Stadt, und Gott schämte Sich nicht, sein Gott genannt zu werden, denn Er hatte ihm eine Stadt bereitet.
    Wenn nicht Seine unumschränkte Gnade über uns waltete, ich denke, Gott müßte Sich sehr oft Seines Volkes schämen, Sich schämen, von ihnen als ihr Gott angerufen zu werden. Nicht, weil Er sie nicht als Seine Kinder anerkennen möchte, das tut Er um Seines Sohnes willen, sondern weil Er Sich um ihrer Wege willen schämen muß, ihr Gott genannt zu werden. Wir wissen, was es ist, wenn wir uns des schlechten Wandels wegen eines Bruders oder einer Schwester schämen. Wenn wir mit jemand beisammen sind, an dessen guter Meinung uns viel liegt, und wir dann jenen Bruder oder
    jene Schwester treffen, wie gern möchten wir dann an solchen vorübergehen, als hätten wir keine Beziehungen zu ihnen, und werden wir dann zur Rede gestellt, wie möchten wir dann so wenig wie möglich sagen von dem, was wir wissen!
    Schämte Sich Gott Lots, als Er nicht in sein Haus gehen wollte? Die Engel wollten nicht in sein Haus hineingehen, als schämten sie sich seiner und seines Hauses. Und als sie hineingingen, taten sie es, um Lot zu schirmen und ihn dann so schnell wie möglich herauszuführen. „Gehet heraus,“ war ihr Wort zu Lot, „gehet heraus aus diesem Ort usw.“ Und sobald sie es konnten, verließen sie ihn. Wie ganz anders war es bei Abraham. Er wird „Freund Gottes“ genannt. (Jak. 2,23.) Gott sagt: „Soll Ich vor Abraham verbergen, was Ich tun will? Wie wenige mag es heute geben, die Gott so nennen und anerkennen kann. Wir jagen oft so unseren eigenen Dingen nach, daß wir Gott gar nicht soviel Raum lassen, daß Er mit uns wandeln und uns zu Seinen Freunden machen kann. Ist das nicht beschämend und demütigend?! Und andererseits wieder, wie gesegnet ist es, daß, obgleich Gott Sich oft Seines Volkes schämen mußte, Er doch niemals etwas von dem zurücknahm, was Er ihnen einmal gegeben hatte. Wen Er errettet, den errettet Er völlig. Sehen wir auf Petrus; er fehlte und er fehlte schrecklich. Nahm der HErr ihm die anvertrauten Schlüssel des Reiches weg? Nein, Er führte ihn zurück, Er stellte seine Seele wieder her und gab ihm noch Größeres, Herrlicheres, als das Reich war, hinzu, nämlich die Sorge für Seine Lämmer und Seine Schafe.
    In den Versen 17, 18 und 19 sehen wir den Glauben als die treibende Kraft der Hingabe an Gott. Diese drei Verse enthalten etwas ganz anderes, als was wir bisher betrachtet haben. In den anderen Versen haben wir gesehen, was Gott Abraham gab. In diesen drei Versen finden wir, wie Abraham Gott etwas zurückgab von dem, was Gottes Liebe ihm gegeben hatte. Abraham hatte einen Sohn, einen, der ganz verschieden war von seinen anderen Söhnen. Dieser eine Sohn war ihm nicht auf dem bloß natürlichen Wege gegeben worden, sondern einzig und allein als eine Antwort Auf seinen Glauben an Gottes Verheißung. Gott hatte ihm gesagt, daß in Isaak sein Same gefunden werden solle, so daß mit Isaak alles stand und fiel. Abraham glaubte dies, und er empfing diesen Sohn, als
    er hochbetagt und Sarah nicht mehr in dem Alter war, nach der Naturordnung ihm einen Sohn zu schenken. Nun stellte Gott Abraham auf die Probe.
    Wir wollen hier beachten, daß Gott den Glauben Abrahams nicht im Anfang prüfte, als Er ihn berief. Er rief ihn zuerst heraus aus Ur in Chaldäa, dann führte Er ihn Schritt für Schritt, bis Er seinen Glauben gestärkt hatte. Dann gibt Er ihm das große Geschenk, den verheißenen Sohn, und alsdann tritt er an Abraham heran und fordert ihn gleichsam auf, Ihm den Sohn wieder zurückzugeben. Und trotzdem alle Segensverheißungen in diesem Sohne ihm gegeben waren, findet Gott Abraham bereit und willig, Ihm Isaak wieder zurückzugeben. Wie wenig wissen wir von solcher Bereitwilligkeit! Wir sind wohl bereit und froh, Ihm unsere Sünden zu bringen, weil wir wissen, daß sie uns in die Verdammnis führen, aber wie wenig sind wir bereit, Ihm etwas von den Segnungen, die Er uns gegeben hat, zurückzugeben!
    Gott hatte Abraham in Hülle und Fülle gesegnet; Er konnte ihm nicht mehr geben, als Er ihm gab. Abraham wandelte mit Gott in der Vertrautheit eines Freundes, und Gott prüft jetzt Abraham, ob er bereit sei, Ihm von dem, was Er ihm gegeben, etwas zurückzugeben (1. Mos. 22). Er ruft: „Abraham!“, und Abraham Antwortet sofort: „Hier bin ich!“ Es ist ihm keine Frage, ob Gott auch wirklich ihn meine oder ihn riefe, sondern er erwidert sofort, so wie es einer tut, der im freundschaftlichen Verkehr mit dem anderen steht. Wie einfach spricht er: „Hier bin ich!“ Wie oft hören wir Gläubige miteinander im natürlichen Tone sprechen, sobald wir sie aber mit Gott reden hören, verändern sie ganz den Ton ihrer Stimme und die Weise ihres Sprechens. Warum das? Es mangelt ihnen an der Einfachheit. Sollten wir nicht alle in solcher Vertrautheit mit Gott wandeln, daß wir sagen können: Da ist keiner, mit dem ich so offen reden kann wie mit Gott? Ich meine, es sei niemand da, mit dem wir so einfach, so sachlich, so offen und so ungekünstelt reden könnten, als wie mit Gott.
    Man sieht die Leute, wenn sie in die sogenannten Stätten des Gottesdienstes gehen mit geneigtem Haupte und verhaltenem Atem. Was beweist das? Sie wandeln in ihrem täglichen Leben nicht mit
    Bewußtsein und aus Gewohnheit vor Gottes Angesicht. Gott steht nicht auf ein geneigtes Haupt; Er sieht auf ein geneigtes Herz. Sicher geziemt es uns, demütig zu sein. „Er ist der Hohe und Erhabene“, der, welcher „bei dem, der zerschlagenen und gebeugten Geistes ist“, wohnt, wie wir lesen in Jesaja 57,15. Wir können gewiß sein, daß Abraham demütig und zerschlagenen und gebeugten Geistes war, aber er war dabei einfach. Und, Geliebte, je mehr und je vertrauter der Verkehr mit Gott ist, desto einfacher werden wir sein. Antwortete Gott dem Pharisäer, der im Tempel, umgeben von den frommen Dingen der Religion, lange Gebete sprach? Wie wirklich sprach Gott aber dagegen mit dem Sünder, als er sich einfach und aufrichtig an Ihn wandte. Sieh den Herrn Jesus an, den niedrig gesinnten Jesus von Nazareth, wie Er mit dem Fischer Petrus redet oder mit Jakobus oder mit Johannes. Sieh, wie Er in Bethanien mit allerlei Leuten beim Mahle sitzt, Martha dient, Maria sitzt zu Seinen Füßen; schau auf Abraham, erbittet Gott, bei ihm zu essen, und Er tut es! Dies zeigt uns, wie einfach Gott mit Seinen Kindern verkehrt. In Jesus, wie Er mit Petrus redet und verkehrt, können wir Gott sehen im Verkehr mit Arbeitsleuten, denn Jesus ist Gott.
    Wenn Menschen Abrahams Geschichte geschrieben hätten, so würden sie Einzelheiten und Ausschmückungen für die Bewunderung Abrahams hinzugefügt haben; wie einfach aber ist Gottes Bericht. Es heißt nur: „Abraham!“ und dann folgt Abrahams einfache Antwort: „Hier bin ich“. Gott fährt fort: „Nimm deinen Sohn!“ (Ismael betrachtet Er gar nicht als seinen Sohn.) „Nimm deinen Sohn, deinen einzigen“ - wie mußte das Abrahams Herz prüfen! diesen: „einzigen Sohn, den du lieb hast“ - „und opfere ihn“. Abraham sagt kein Wort; er fragt auch nicht, wie Gott dann Seine Verheißungen zu erfüllen gedenke; er sagt nicht einmal: „Warum?“, sondern ganz einfach und ohne jede Frage gibt er ihn hin. Sofort geht er ans Werk. Er weiß, er hat zu der Stätte zu gehen, die Gott ihm sagen wird, und so macht er sich bereit für die Reise von drei Tagen. Früh am Morgen steht er auf, dann sattelt er den Esel, nimmt zwei von seinen jungen Leuten und seinen Sohn Isaak mit, nimmt Messer und Holz, und ruhig und still bricht er auf. Der Glaube konnte Abraham dies alles tun lassen, die Natur hatte keinen Anteil daran.
    In dieser dreitägigen Reise liegt mehr als allein, daß Abraham im Glauben seinen Sohn Isaak an die
    In dieser dreitägigen Reise liegt mehr als allein, daß Abraham im Glauben seinen Sohn Isaak an die Opferstätte führt. Ich glaube, wir erblicken in dieser ein Vorbild von Gott Selbst, der Seinen eigenen vielgeliebten Sohn zur Opferstätte führt, um Ihn „für uns alle“ dahinzugeben. Aber doch sehen wir einen großen Unterschied: Er, der Seinen eigenen Sohn nicht verschonte, verschonte den Sohn Abrahams. Was mußte Gottes Herz empfinden während jener drei Jahre, in denen Er Seinen Sohn auf Erden als Opferlamm dem Kreuze auf Golgatha zuführte.
    Am dritten Tage hob Abraham seine Augen auf und sah die Stätte in der Ferne. Er spricht mit den beiden jungen Leuten und bittet sie, daselbst zu verweilen, während er dorthin geht, um anzubeten. Isaak und er gehen jetzt allein weiter. Von diesem Augenblick an dürfen wir wohl sagen, treten wir in das Wesen und das Geheimnis des ganzen Vorganges ein. Alles ist jetzt Anbetung. Die wahrhaftigste Anbetung, möchte ich sagen, ist die, die kein Auge sieht und kein anderes Ohr vernimmt als Gottes Ohr. Nichts muß so widerwärtig für Gott sein wie Anbetung, die dargebracht wird, um von Menschen gehört und gesehen zu werden.
    Den Gang Abrahams und Isaaks auf dem Wege zum Berge Morija möchte ich mit Gethsemane vergleichen. Dann, angekommen an dem Opferplatze, nimmt Abraham das Holz und legt Isaak darauf. Er ergreift das Messer, um seinen Sohn zu schlachten - er vollführt den Willen Gottes, und Gott sieht es als geschehen an, daß Abraham Ihm gegeben, was Er von ihm verlangt hatte, und Er gibt ihm seinen Sohn wieder.
    Wie steht es mit uns? Gehen wir in Abrahams Fußstapfen? Hat Gottes Gnade nicht auch uns manch köstlichen Besitz anvertraut? Er gab ihn uns in Seiner Liebe, und wenn Er jetzt von uns fordert, Ihm denselben zurückzugeben, geben wir ihn bereitwillig und freudig wieder hin? Es mag der teuerste, süßeste, geliebteste Gegenstand unseres Herzens sein, wenn wir durch Gnade ihn dem HErrn hingeben, welch ein Zeugnis ist es für die Kraft des Glaubens! Dies ist etwas, was wir im Himmel nicht haben werden, nur hier auf Erden haben wir Glauben, und Gott versucht und prüft ihn
    zu Seiner Herrlichkeit und zu unserem Segen. Er prüft unseren Glauben, um zu erproben, ob wir Ihm vertrauen, und wenn Er sieht, daß wir Ihm vertrauen, dann gibt Er uns viel mehr zurück, als Er von uns genommen hat.
    Gottes Schatz wird dauernd vermehrt durch den Glauben Seines Volkes. Er führt uns durch mancherlei Versuchungen, wie Petrus sagt: „Auf daß die Bewährung unseres Glaubens viel köstlicher als die des Goldes, das vergeht, aber durch Feuer erprobt wird, erfunden werde zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi.“ (1. Petr. 1,7.)
    Der HErr gebe, daß wir alle mehr von dem Glauben haben möchten, der mit offenem Herzen den Segen, den Gott uns geben kann, aufnimmt und mit offener Hand Ihm im Geiste der Anbetung zurückgibt, was auch immer Er von uns fordern mag! W. - v. d. K.


    -**-*-*


    Frage 5

    Gehören auch diejenigen zum Leibe Christi und zur Braut, die vor der Ausgießung des Heiligen Geistes den Herrn Jesus liebten und an Ihn glaubten, wie u. a. z. B. Simeon (Luk. 2), der Jüngling zu Nain (Luk. 7), der eine von den zehn Aussätzigen, welcher umkehrte (Luk. 17), Zachäus (Luk. 19), Bartimäus (Mark. 10), Lazarus (Joh. 11), der Schächer (Luk. 23)?
    Antwort
    Wir wollen uns mit der Frage zunächst im Blick auf den „Leib Christi“ beschäftigen und dann noch etwas betreffs der „Braut“ sagen.
    Über den „Leib Christi“ im Sinne der Frage gibt uns das Wort Gottes deutliche Belehrungen. Es handelt sich bei diesem Ausdruck um eins der Bilder, die der Geist Gottes gebraucht, um uns zu zeigen, in welche Beziehungen wir als Erlöste gebracht sind oder welche Vorrechte und welche VerAntwortlichkeit wir haben. Andere solche Bilder sind: „Tempel Gottes“ (1. Kor. 3,16; 2. Kor. 6,16; Eph. 2,20-22); „Haus Gottes“ (1. Tim. 3,15; Hebr. 3,6); „geistliches Haus“ (1. Petr. 2,5); „Braut“ und „Weib des Lammes“ (Offenb. 19,7; 21,2.9; 22,17). Im Bilde eines Eheweibes wird auch in Eph. 5,22-32 von der Versammlung (Gemeinde) in ihrer Beziehung zum HErrn gesprochen.
    Das Bild des „Leibes“ finden wir erwähnt: Röm. 12,5; 1. Kor. 10,17; 12,12.13.27; Eph. 1,23; 2,16; 4,4.12.16; 5,23.30; Kol. 1,18; 2,19; 3,15; und zwar in zweierlei Beziehung: in Römer und 1. Korinther im Blick auf die Verbindung der Gläubigen hier auf der Erde miteinander, ihre Dienste füreinander und ihre Abhängigkeit voneinander, und daher beschränkt auf die jeweils auf der Erde lebenden Gläubigen; in Epheser und Kolosser aber im Blick auf die Verbindung der Gläubigen mit dem verherrlichten HErrn und die dadurch ihnen gegebene Stellung und geschenkten Segnungen, und demgemäß alle Gläubigen umfassend, die je diesem wunderbaren „Leib“ einverleibt worden sind, gleichviel ob sie noch auf der Erde leben oder bereits entschlafen sind, und die bis zur Entrückung noch werden hinzugefügt werden. Hierzu erlauben wir uns, auf die Ausführungen in den „Handreichungen“, Jahrgang 1928 (Bd. 13), S.
    eingehend dargelegt ist. Diese unterschiedliche Anwendung des Bildes hat indessen für unsere Frage keine Bedeutung, da selbstverständlich im Anfang der „Leib“ in beiderlei Beziehung aus denselben Personen bestand und für unsere Frage der „Leib“ in beiderlei Beziehung doch nur in seinem Anfang in Betracht kommt. Deshalb kommt es im Grunde darauf an, festzustellen, aus welchen Personen im Anfang der „Leib“ gebildet wurde und bestand, womit sich von selbst die Frage nach dem Wie und Wann verbindet.
    Wie wurde der „Leib“ gebildet? Durch das Herabkommen des Heiligen Geistes und Seinen Einzug in jeden einzelnen der Gläubigen: „Denn auch in einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft worden, ... und sind alle mit einem Geiste getränkt worden.“ (1. Kor. 12,13)
    Wann geschah dieses? Zur Zeit des Erdenlebens des Herrn Jesus bestand diese Tatsache noch nicht, denn Joh. 7,39 lesen wir - nachdem der HErr „an dem letzten, dem großen Tage des Festes“ an jeden, welchen „dürstet“, die Einladung hatte ergehen lassen, zu Ihm zu kommen und zu „trinken“, mit dem Hinzufügen, daß aus dem Leibe dessen, der an Ihn glaubt, gleichwie die Schrift gesagt hat, „Ströme lebendigen Wassers“ fließen würden -: „Dieses aber sagte Er von dem Geiste, den die an Ihn Glaubenden empfangen sollten, denn noch war der Geist nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war“, und der HErr sprach von der Sendung des Heiligen Geistes - auch noch nach Seiner Auferstehung - immer als etwas Zukünftigem, was nach Seinem Hingang zum Vater (Seiner Verherrlichung) geschehen sollte. (Joh. 14,16.17.26; 15,26; 16,7.13; Apgesch. 1,4.5.8) Aber nachdem der Herr Jesus verherrlicht worden war, an dem bald darauffolgenden Tage der Pfingsten, wie wir Apgesch. 2,1-4 lesen, geschah die verheißene Sendung des Heiligen Geistes und damit die Bildung des „Leibes Christi“.
    Und wer waren diese, aus denen der „Leib“ gebildet wurde? Apgesch. 1 ist von denen die Rede, mit welchen der HErr vor Seiner Aufnahme in den Himmel sprach und vor deren Augen Er aufgenommen wurde und die dann auf die verheißene Sendung des Heiligen Geistes warteten. Als diese werden uns V. 13 und 14 zunächst die elf Apostel genannt und „etliche Weiber“ und Maria, die Mutter des Herrn Jesus, und Seine Brüder, und dann ist in V. 15 „eine Menge von etwa hundertzwanzig“ erwähnt, welche Zahl sich augenscheinlich nur auf die bei
    jener Gelegenheit versammelten Brüder bezieht. Aber die Zahl der Gläubigen an jenem Pfingsttage war viel großer, denn 1. Kor. 15,6 berichtet Paulus, daß der HErr einmal „mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal“ erschienen ist - also vor Seiner Aufnahme in den Himmel -, und auch diese Zahl ist nur eine Teilzahl, da hierbei Paulus nur von „Brüdern“ spricht und daher noch die Gläubigen weiblichen Geschlechts hinzukommen. Und alle diese, welche glaubten, waren nach Apgesch. 2,1-4 an jenem denkwürdigen Pfingsttage an einem Orte versammelt und wurden mit Heiligem Geiste getauft. Von jenem Augenblick an waren sie „ein Leib“, der „Leib Christi“. Die Personen, aus denen dieser „Leib“ zu Anfang gebildet wurde und bestand, waren also alle die, welche in dem Augenblick des Herabkommens des Heiligen Geistes an den Herrn Jesus gläubig waren.
    Die Zugehörigkeit zu dem „Leibe Christi“ war und ist mit dem Empfang und Innewohnen des Heiligen Geistes verbunden und hat diesen zur unerläßlichen Voraussetzung!
    Aus vorstehender Feststellung finden wir nun leicht die Antwort Auf unsere Frage. Diese Antwort ist: Alle Menschen, die vor der Ausgießung des Heiligen Geistes den Herrn Jesus liebten und an Ihn glaubten und zu dem Zeitpunkte der Ausgießung des Heiligen Geistes noch lebten, gehören zu dem„Leibe Christi“; hingegen alle diejenigen, welche vor der Ausgießung des Heiligen Geistes aus diesem Leben geschieden waren, nicht, wie z. B. Simeon (Luk. 2), der offenbar bald nach der uns berichteten Begebenheit heimgegangen ist (vgl. V. 26.29.30), und der „Schächer“ (Luk.23), dem der HErr sagte: „Wahrlich, Ich sage dir: Heute wirst du mit Mir im Paradiese sein“ (V. 43). Wie hätten diese beiden zu dem durch den Heiligen Geist gebildeten „Leib“ gehören können, da sie den Heiligen Geist nicht empfangen hatten - der Heilige Geist nicht in ihnen wohnte? Solche nicht zu dem „Leibe“ gehörende Gläubige gehören einem anderen Segenskreise an - nach der Auffassung des Schreibers dieser Zeilen zu dem der alttestamentlichen Heiligen. (Vgl. Matth. 11,11)
    Ob Bartimäus (Mark. 10), der Jüngling zu Nain (Luk. 7), der eine von den zehn Aussätzigen, welcher umkehrte (Luk. 17), Zachäus (Luk. 19) und Lazarus (Joh. 11) an jenem Pfingsttage
    noch lebten, sagt uns das Wort nicht, es ist möglich, ja, wahrscheinlich, und wenn sie noch lebten, gehören sie zu dem „Leibe Christi“. Übrigens waren ja alle, die nach Apgesch. 2,1 an jenem Pfingsttage „an einem Orte versammelt“ waren, solche, die „vor der Ausgießung des Heiligen Geistes den Herrn Jesus liebten und an Ihn glaubten“; der Fragesteller meint aber, wie aus den angeführten Beispielen geschlossen werden kann, mit dieser Bezeichnung vielleicht Personen, die während des öffentlichen Dienstes des Herrn Jesus, vor Seinem Tode, mit Ihm in Berührung gekommen und an Ihn gläubig geworden waren. Wenn dieses der Sinn der Frage ist, so ändert dies an dem oben Gesagten nicht das geringste, sondern dann sei nur noch bemerkt, daß unter denen, die an jenem Pfingsttage versammelt waren, vielleicht viele solcher waren, die schon vor Seinem Tode Ihn geliebt und an Ihn geglaubt hatten.
    Was die Zugehörigkeit zu der „Braut“ betrifft, so hängt die Antwort Ebenfalls wieder davon ab, wer unter diesem Bilde zu verstehen ist. Über letzteren Punkt bestehen verschiedene Auffassungen, wie es immer dann der Fall ist, wenn die Schrift nicht selbst den Gegenstand uns so vorstellt, daß unseren menschlichen Gedanken und Einbildungen kein Raum gelassen wird.
    Schon im Alten Testament ist mehrfach das Bild der „Braut“ gebraucht (Ps. 45,10 [nach Luther]; Hohel. 4,8.9.10.12; 5,1; Jes. 61,10; 62,5; Jer. 2,2; vgl. auch Hos. 2,19.20), und es ist kein Zweifel, daß dort das Bild sich auf das Volk Israel bezw. den gläubigen Überrest aus demselben bezieht. Aber das meint der Fragesteller selbstverständlich nicht, sondern er meint die „Braut“ nach dem Neuen Testament.
    Im Neuen Testament wird das Bild der „Braut“ einmal Joh. 3,29 gebraucht, ohne daß gesagt ist, wer hier mit der „Braut“ gemeint ist. Dann schreibt Paulus 2. Kor. 11,2 - also auf die Versammlung (Gemeinde) bezüglich: „... ich habe euch einem Manne verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen“, womit gewissermaßen ein Brautverhältnis ausgedrückt wird. Dann finden wir Eph. 5,22-32 die Versammlung mit einem Eheweib verglichen als Vorbild für Schwestern in der Ehe. Dann wird das Bild der „Braut“ (bezw. „Weib“) erst wieder ganz am Ende des Neuen Testamentes gebraucht. (Offenb. 19,7; 21,2.9; 22,17 [vgl. im Anfang dieser Antwort Absatz 2!]) Der für diese Antwort Bemessene Raum erlaubt uns
    nicht, auf den Gegenstand an Hand der einzelnen Schriftstellen näher einzugehen. Daher nur ganz kurz einiges:
    Die von manchen vertretene Auffassung, auch im Neuen Testament sei Israel (der gläubige Überrest) die „Braut“, lehnen wir ab. Vielmehr haben wir (auch die Schriftl.) die Überzeugung, daß es eine irdische „Braut“ gibt, von der im Alten Testament gesprochen wird und die aus den Heiligen irdischer Berufung besteht, mit irdischen Segnungen, und eine himmlische „Braut“, von der im Neuen Testament geredet ist und die aus Heiligen himmlischer Berufung besteht, mit himmlischen Segnungen. Aber auch bei dieser Einteilung gibt es in bezug auf die neutestamentliche „Braut“ zwei Auffassungen: Die eine ist, daß die Versammlung (Gemeinde), „welche Sein Leib ist“ (Eph. 1,23), die „Braut“ ist. Diese Auffassung ist besonders gestützt durch die Schriftstellen 2. Kor. 11,2; Eph. 5,22-32 und Offenb. 22,17; und richtig ist ja auch auf jeden Fall, daß gegenwärtig die Versammlung sich auch (gemeint ist mit „auch“: neben andersartigen Beziehungen zum HErrn) in dem Verhältnis zu dem HErrn befindet wie eine Braut zu ihrem Bräutigam: sich von Ihm geliebt wissend und Ihn liebend, Ihm allein gehörend, mit Sehnsucht auf Sein Kommen wartend. Wenn diese Auffassung - daß die Versammlung die „Braut“ ist - zutrifft, gilt für die Zugehörigkeit zur „Braut“ genau dasselbe, was wir weiter oben für die Zugehörigkeit zum „Leibe Christi“ festgestellt haben, und gehören demgemäß nur die Gläubigen zur „Braut“, welche zum „Leibe Christi“ gehören - und somit alle die Gläubigen nicht, die vor der Ausgießung des Heiligen Geistes entschlafen sind, wie auch die nicht, welche nach der Entrückung der Versammlung (d. h. der Gläubigen der Jetztzeit) erst gläubig werden. - Die andere Auffassung schließt in die „Braut“ alle ein, welche an der Auferstehung des Lebens teilhaben, also nicht nur die zur Versammlung gehörenden Gläubigen, sondern auch alle alttestamentlichen und vor der Ausgießung des Heiligen Geistes entschlafenen Heiligen und alle, die nach der Entrückung der Versammlung bis zum Kommen des HErrn in Herrlichkeit noch werden gläubig werden und durch den Tod gehen. Diese Auffassung gründet sich auf die Annahme, daß alle diese an der Auferstehung des Lebens teilhabenden Heiligen („deren Namen im Buche des Lebens sind“) - alttestamentliche, wie neutestamentliche, zur Versammlung gehörend und nicht zur Versammlung gehörend - himmlischer Berufung sind und durch „die
    werden, und in Verbindung hiermit auf die Tatsache, daß Offenb. 21,2 und 9 diese „heilige Stadt, das neue Jerusalem“ als „die Braut, das Weib des Lammes“ bezeichnet wird. Wenn ebenerwähnte Annahme richtig ist, dann würde also nach Offenb. 21,2 und 9 die „Braut“ nicht nur aus der Versammlung (Gemeinde) bestehen, sondern aus dieser und den alttestamentlichen sowie den neutestamentlichen, nicht zur Versammlung gehörenden, verherrlichten himmlischen Heiligen, und solchenfalls würden selbstverständlich auch die von dem Fragesteller gemeinten, vor der Ausgießung des Heiligen Geistes entschlafenen Gläubigen mit zur „Braut“ gehören. -
    Bei dem Bewußtsein der Mangelhaftigkeit unserer Erkenntnis und unseres Erfassens der kostbaren Schriftwahrheit ist es ein großer Trost für uns, daß wir, die wir den HErrn durch Seine Gnade kennen und lieben, die unschätzbare Gewißheit haben, daß wir zum „Leibe Christi“ und auch zu Seiner „Braut“ gehören und daß alles herrlich sein wird, wie immer es auch sein möge mit den Dingen, die uns jetzt noch nicht ganz klar oder gar dunkel sind, und daß bald „das Vollkommene gekommen“ und dann auch das Unklare und das Dunkle uns völlig klar sein wird, zu Seiner Verherrlichung! Gepriesen sei Er!
    Im Herrn Jesus Christus
    Hans Peter Wepf
    1. Mose 15.6
    Und er glaubte Jehova; und er rechnete es ihm zur Gerechtigkeit.

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