Die Leidensgeschichte des Herrn Jesus Christus - Lukas 22,39-46.54-71; 23,1-25
Leitvers: Hebräer 12,3a
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Hebräer 12,3a Denn betrachtet den, der so großen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet hat, auf daß ihr nicht ermüdet, indem ihr in euren Seelen ermattet.
I. Gethsemane. 22,39-46
Nach Beendigung seines Gebetes in Johannes 17 für die Seinen hat der Herr Jesus die Stadt verlassen und sich seiner Gewohnheit nach mit den Jüngern in den Garten Gethsemane am Oelberg begeben. Joh. 18,1-2; Luk. 22,39.
Er weiß, daß er nunmehr der Macht des Feindes aus geliefert ist und seine Häscher sich auf den Weg machen, um ihn gefangen zu nehmen. Joh. 18,4a. Mit den drei ihm besonders vertrauten Jüngern sondert er sich ein wenig ab und fängt an, „sehr bestürzt und geängstet zu werden“, „betrübt bis zum Tod“.
Er bittet sie, mit ihm zu wachen und für sich selbst um Bewahrung vor der Versuchung zu beten.
1. Sein Gebet. V. 41-43.
- war seine Speise, Joh. 4,34,
- suchte er, Joh. 5,30,
- war der Zweck seines Kommens. Joh. 6,38.
Es war
a) ein einsames Gebet: „er zog sich zurück“, seine Jünger schliefen;
b) ein demütiges, unterwürfiges Gebet: „er fiel auf sein Angesicht“, Matth. 26,39, „fiel auf die Erde“, Mark. 14,35, „kniete nieder“. V. 41;
c) das Gebet des Sohnes: „Mein Vater“, „Abba, Vater“. Matth. 26,39; Mark. 14,36;
d) ein ringender Gebetskampf: „Sein Schweiß wurde wie große Blutstropfen. V. 44;
e) ein anhaltendes Gebet.
f) ein ergebenes Gebet: „Nicht wie ich will, sondern wie du willst“. Matth. 26,39;
g) ein erhörtes Gebet: „ein Engel vom Himmel stärkte ihn“. V. 43; Matth. 4,11.
In völliger Unterwerfung unter den Willen des Vaters nahm er den Kelch des Opfers und Leidens aus seiner Hand, und so wurde er für uns der Kelch des Heils und der Segnung. V. 42; Joh. 18,11; Ps. 116,12-13; 1. Kor. 10,16; Hebr. 5,7-8; 1. Petr. 3,18.
Hier können wir uns nur noch in tiefer Dankbarkeit und Liebe vor unserem Herrn beugen, sind wir - bin ich - es doch, die ihm den in Gethsemane beginnenden Weg des Leidens bewirkt haben.
2. Die schlafenden Jünger. V. 45.
Wie notwendig darum bis heute, seine Mahnung zu beachten:
II. Die Gefangennahme V. 47-53
1. Der Verrat des Judas.
2. Der Übereifer des Petrus. V. 49-51;Joh. 18,10-11; Matth. 26,51-52:
3. Christi Unterwerfung. V. 52-53.
Er ist gestärkt, und keine Schrecken der Finsternis vermögen ihn davon abzuhalten, das Wort seines Vaters zu erfüllen und seinen Kelch zu trinken. V. 53; Matth. 26,54; Joh. 18,11; Ps. 139,8.
Die Bedeutung seiner Worte:
a) „Ich bin’s“ erkennen wir an seiner Wirkung. Joh. 18,4-6; 2. Mose 3,14; Joh. 6,35; 8,12; 10,9.12; 11,25; 14,6; 15,1.
b) „Laßt diese gehen!“ hat auf ewig Gültigkeit für seine Jünger.
III. Das Verhör vor der geistlichen Obrigkeit. V. 66-71
Der Hohe Rat, das Synedrium war den Juden als höchste Regierungs- und Gerichtsbehörde von dem persischen König Artasasta zugestanden worden und bestand, vorwiegend als Religionsbehörde, auch unter den Römern weiter, die sich allerdings die Bestätigung und Vollstreckung von Todesurteilen vorbehielten. Der Hohe Rat setzte sich aus 71 Mit gliedern zusammen und tagte unter dem Vorsitz des amtierenden Hohenpriesters. Herrschende Partei war die der Sadduzäer mit den hohenpriesterlichen Familien und vielen Priestern, während die Schriftgelehrten (Rabbinen) und Pharisäer die Opposition bildeten. Esra 7.11-13.25-26; Joh. 18,31.
1. Der Herr Jesus wird zunächst dem älteren Hohenpriester Hannas, dann dem amtierenden Hohenpriester Kaiphas und schließlich bei Tagesanbruch dem gesamten Hohen Rat vorgeführt.
2. Da eine Anklage stets auf der Aussage von zwei oder drei Zeugen beruhen mußte, man aber trotz einer Anzahl falscher Zeugen keine Schuld an ihm fand und der Herr ihnen auch nicht Rede und Antwort stand, nimmt ihn der Hohepriester schließlich unter Eid.
3. Nun gibt der Herr der Wahrheit gemäß die Antwort, die ihm, dem wahren Sohn Gottes, das Todes urteil als Gotteslästerer durch die Vertreter seines Volkes einbringt und zugleich die Schmähungen und Mißhandlungen der Ratsmitglieder und Diener.
IV. Das Verhör vor der staatlichen Obrigkeit. 23,1-25
1. Vor Pontius Pilatus, dem römischen Prokurator von Judäa, V. 1-5,
a) Die falsche Anschuldigung, V. 1-2.
b) Das Bekenntnis des Herrn Jesu zu seinem eigentlichen Königtum. V. 3; Joh. 18,33-38.
c) Hierauf, und in der weiteren Verhandlung mit den Juden und dem Herrn weist Pilatus die Ankläger dreimal mit Nachdruck auf die Schuldlosigkeit des Angeklagten hin. V. 4.14.22.
2. Vor dem Vierfürsten von Galiläa, Herodes Antipas. V. 612.
a) Pilatus ist offensichtlich froh, die Verantwortung abgeben zu können und schickt Kläger und Ankläger dem Herodes zu.
b) Herodes, der Mörder Johannes’ des Täufers, ist aber unverändert in seiner Charakter- und Verantwortungslosigkeit.
Als Landesherr, der seit Jahr und Tag von der Unschuld seines Untertan überzeugt ist, wäre es ihm ein Leichtes, ihn in Freiheit zu setzen.
Doch er fragt nicht nach Recht und Menschlichkeit, sondern läßt sich von Neugierde und Sensationslust treiben.
Darüber hinaus ist er dem Hohen Rat willfährig und er weist dem Römer seine Reverenz, den er sich damit vom Feind zum Freund macht.
c) Der Herr nimmt seine geringschätzige Behandlung ohne ein einziges Wort der Erwiderung hin.
3. Erneutes Verhör vor Pontius Pilatus. V 13-25.
a) Die Fragen des Pilatus.
b) Das Urteil. V. 24.
b) unter dem heuchlerischen Deckmantel einer politischen Notwendigkeit, Joh. 19,12-16,
c) dem aufrührerischen Volk zu gefallen. V. 24-25.
Als gläubige Christen wissen wir, dass alles äußere Geschehen dieses Berichtes vordergründig ist und nicht das schildert, was die eigentliche Ursache des Leidens unseres Herrn war.
Warum also sich über die Juden, Pilatus und Herodes entsetzen und sie verurteilen?
Erinnern wir uns stattdessen: „In dieser Stadt versammelten sich gegen deinen heiligen Knecht Jesus sowohl Herodes als Pontius Pilatus mit den Nationen und den Völkern Israels, alles zu tun. was deine Hand und dein Ratschluß vorherbestimmt hat, daß es geschehen sollte.“
Und warum hatte Gott es bestimmt?
„So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“ Joh. 3.16.
Und warum gab sich der Sohn hin?
„Er hat mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben." Gal. 2,20.
Seh ich darum ab von allen anderen Menschen dieser Geschichte und seh ich allein auf ihn, der um meinetwillen mißhandelt wurde!
„aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf, gleich dem Lamme, welches zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Schaf, das stumm ist vor seinen Scherern; und er tat seinen Mund nicht auf“. Jes. 53.7.